schen, der gesund im Gemüthe ist; geschweige denn vor einen solchen angefochtenen, wo iedes geringes Ding fähig ist, die Angst zu vermehren. Trüber Himmel, Sturm-Winde, Wetter, Faße püchen sehen etc. machen alsdenn lauter Aengstlichkeit, und Zittern und Beben. Das Schreyen der Pfauen, und das Krähen der Hähne, weil es eine Aehnlichkeit mit dem ängst- lichen Schreyen eines Menschen hat, ist einem so zuwider, daß einer sich kaum enthalten kan selbst zu schreyen. (Angelus in penna, pede latro, voce gehenna, lautet der Vers, den man von den Pfauen gemacht hat.)
Diese meine betrübte Gedancken zu vertrei- ben hatte ich mich eben den Dienstag in der Mar- ter-Woche, da sie mir eben das erstemahl auf- gestiegen, bewegen lassen eine Predigt auf den Oster-Dienstag in der Thomas-Kirche in der Vesper anzunehmen. Jch hielte es zwar An- fangs vor eine Schickung GOTTes; es wurde mir aber gar bald eine neue Anfechtung draus, alß ich in der Angst nichts zu dencken, noch zu machen fähig war, und in den miserablesten Streit mit mir selbst verfiel, ob ich die Predigt behalten, oder wieder aufkündigen solte. Auf- zukündigen schien mir ein Mißtrauen zu seyn auf GOttes Beystand; und zu behalten, kunte ich mich auch schwer resolviren, weil ich nicht wuste,
was
P
nimbt gleichwol eine Predigt an
ſchen, der geſund im Gemuͤthe iſt; geſchweige denn vor einen ſolchen angefochtenen, wo iedes geringes Ding faͤhig iſt, die Angſt zu vermehren. Truͤber Himmel, Sturm-Winde, Wetter, Faße puͤchen ſehen ꝛc. machen alsdenn lauter Aengſtlichkeit, und Zittern und Beben. Das Schreyen der Pfauen, und das Kraͤhen der Haͤhne, weil es eine Aehnlichkeit mit dem aͤngſt- lichen Schreyen eines Menſchen hat, iſt einem ſo zuwider, daß einer ſich kaum enthalten kan ſelbſt zu ſchreyen. (Angelus in penna, pede latro, voce gehenna, lautet der Vers, den man von den Pfauen gemacht hat.)
Dieſe meine betruͤbte Gedancken zu vertrei- ben hatte ich mich eben den Dienſtag in der Mar- ter-Woche, da ſie mir eben das erſtemahl auf- geſtiegen, bewegen laſſen eine Predigt auf den Oſter-Dienſtag in der Thomas-Kirche in der Veſper anzunehmen. Jch hielte es zwar An- fangs vor eine Schickung GOTTes; es wurde mir aber gar bald eine neue Anfechtung draus, alß ich in der Angſt nichts zu dencken, noch zu machen faͤhig war, und in den miſerableſten Streit mit mir ſelbſt verfiel, ob ich die Predigt behalten, oder wieder aufkuͤndigen ſolte. Auf- zukuͤndigen ſchien mir ein Mißtrauen zu ſeyn auf GOttes Beyſtand; und zu behalten, kunte ich mich auch ſchwer reſolviren, weil ich nicht wuſte,
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nimbt gleichwol eine Predigt an
ſchen, der geſund im Gemuͤthe iſt; geſchweige
denn vor einen ſolchen angefochtenen, wo iedes
geringes Ding faͤhig iſt, die Angſt zu vermehren.
Truͤber Himmel, Sturm-Winde, Wetter,
Faße puͤchen ſehen ꝛc. machen alsdenn lauter
Aengſtlichkeit, und Zittern und Beben. Das
Schreyen der Pfauen, und das Kraͤhen der
Haͤhne, weil es eine Aehnlichkeit mit dem aͤngſt-
lichen Schreyen eines Menſchen hat, iſt einem
ſo zuwider, daß einer ſich kaum enthalten kan
ſelbſt zu ſchreyen. (Angelus in penna, pede
latro, voce gehenna, lautet der Vers, den man
von den Pfauen gemacht hat.)
Dieſe meine betruͤbte Gedancken zu vertrei-
ben hatte ich mich eben den Dienſtag in der Mar-
ter-Woche, da ſie mir eben das erſtemahl auf-
geſtiegen, bewegen laſſen eine Predigt auf den
Oſter-Dienſtag in der Thomas-Kirche in der
Veſper anzunehmen. Jch hielte es zwar An-
fangs vor eine Schickung GOTTes; es wurde
mir aber gar bald eine neue Anfechtung draus,
alß ich in der Angſt nichts zu dencken, noch zu
machen faͤhig war, und in den miſerableſten
Streit mit mir ſelbſt verfiel, ob ich die Predigt
behalten, oder wieder aufkuͤndigen ſolte. Auf-
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/271>, abgerufen am 21.11.2024.
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