tzen könte. Jch sinne und sinne, und dencke an das, was mir damahls in der Stube vor- gekommen; wie es um die Thüre, bey der Hand-Quelle etc. ausgesehen: ich überlege die Länge und Breite der Stube, und was ich sonsten gethan, und mit ihm geredet, und kan mich lange nicht besinnen, ob ein Ofen in der Stube sey, oder nicht. Endlich fällt mir ein, daß, da ich ehemahls bey ihm trincken wollen, mir das Bier zu kalt gewesen, und da ich ge- beten, es auf eine warme Stelle auf dem Heerde zu setzen, man mir das noch warme Röhr des Ofens vorgeschlagen. Folgentlich weiß ich es ietzo so gewiß, daß ein Ofen in der Stuben ist, daß ich auch mit einem eine Wette deßhalben anstellen wolte. Die Welt-Wei- sen haben bey dieser Beschaffenheit der Sachen längst geschlossen, daß man zu solcher Zeit mit seinem Willen, dessen Würckung und Herr- schafft über den Leib ein unbegreiffliches Ge- heimniß GOttes ist, die Lebens-Geister de- terminire, und im Gehirne die Länge und die Quere hin- und herjage, und bald in diese Pli- cam und Merckmahl des Gehirns, bald in ein anders hinschicke, bis sie endlich Krafft der As- sociation auf das Merckmahl stoßen, welches uns durch seine Bewegung die zu wissen be- gehrte Sache wiederum vorstellig und erinnernd
macht.
und was die Urſache,
tzen koͤnte. Jch ſinne und ſinne, und dencke an das, was mir damahls in der Stube vor- gekommen; wie es um die Thuͤre, bey der Hand-Quelle ꝛc. ausgeſehen: ich uͤberlege die Laͤnge und Breite der Stube, und was ich ſonſten gethan, und mit ihm geredet, und kan mich lange nicht beſinnen, ob ein Ofen in der Stube ſey, oder nicht. Endlich faͤllt mir ein, daß, da ich ehemahls bey ihm trincken wollen, mir das Bier zu kalt geweſen, und da ich ge- beten, es auf eine warme Stelle auf dem Heerde zu ſetzen, man mir das noch warme Roͤhr des Ofens vorgeſchlagen. Folgentlich weiß ich es ietzo ſo gewiß, daß ein Ofen in der Stuben iſt, daß ich auch mit einem eine Wette deßhalben anſtellen wolte. Die Welt-Wei- ſen haben bey dieſer Beſchaffenheit der Sachen laͤngſt geſchloſſen, daß man zu ſolcher Zeit mit ſeinem Willen, deſſen Wuͤrckung und Herr- ſchafft uͤber den Leib ein unbegreiffliches Ge- heimniß GOttes iſt, die Lebens-Geiſter de- terminire, und im Gehirne die Laͤnge und die Quere hin- und herjage, und bald in dieſe Pli- cam und Merckmahl des Gehirns, bald in ein anders hinſchicke, bis ſie endlich Krafft der As- ſociation auf das Merckmahl ſtoßen, welches uns durch ſeine Bewegung die zu wiſſen be- gehrte Sache wiederum vorſtellig und erinnernd
macht.
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und was die Urſache,
tzen koͤnte. Jch ſinne und ſinne, und dencke
an das, was mir damahls in der Stube vor-
gekommen; wie es um die Thuͤre, bey der
Hand-Quelle ꝛc. ausgeſehen: ich uͤberlege die
Laͤnge und Breite der Stube, und was ich
ſonſten gethan, und mit ihm geredet, und kan
mich lange nicht beſinnen, ob ein Ofen in der
Stube ſey, oder nicht. Endlich faͤllt mir ein,
daß, da ich ehemahls bey ihm trincken wollen,
mir das Bier zu kalt geweſen, und da ich ge-
beten, es auf eine warme Stelle auf dem
Heerde zu ſetzen, man mir das noch warme
Roͤhr des Ofens vorgeſchlagen. Folgentlich
weiß ich es ietzo ſo gewiß, daß ein Ofen in der
Stuben iſt, daß ich auch mit einem eine Wette
deßhalben anſtellen wolte. Die Welt-Wei-
ſen haben bey dieſer Beſchaffenheit der Sachen
laͤngſt geſchloſſen, daß man zu ſolcher Zeit mit
ſeinem Willen, deſſen Wuͤrckung und Herr-
ſchafft uͤber den Leib ein unbegreiffliches Ge-
heimniß GOttes iſt, die Lebens-Geiſter de-
terminire, und im Gehirne die Laͤnge und die
Quere hin- und herjage, und bald in dieſe Pli-
cam und Merckmahl des Gehirns, bald in ein
anders hinſchicke, bis ſie endlich Krafft der As-
ſociation auf das Merckmahl ſtoßen, welches
uns durch ſeine Bewegung die zu wiſſen be-
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/315>, abgerufen am 21.11.2024.
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