und auch auf immaterialische, und alle Dinge, so die Seele iemahls intelligiret, geurtheilet, ge- schlossen, gewolt und gethan) geschiehet entwe- der wider unsern Willen, so daß uns manch- mahl bey Gelegenheit eines Dinges, an das wir gedencken, offters ohne unser Bemühen und wollen andere Dinge einkommen, mit denen uns eben nichts gedienet ist, und deren Andencken wir gar nicht gesuchet haben; oder sie geschiehet auch manchmahl voluntario, und Krafft unsers Willens, so daß wir uns vielmahl rechte Mühe geben durch Nachdencken uns auf das zu besin- nen, wessen wir uns gerne erinnern möchten; da uns denn manchmahl einfällt, was wir gern wolten, und wünschten, daß es uns wieder ein- fallen möchte; zuweilen aber auch das gar nicht wieder einfallen will, was wir doch gerne wolten. Wir thun zu solcher Zeit nichts anders, als daß wir bald an diß, bald an je- nes Ding gedencken, was mit demselben, des- sen wir uns gerne erinnern möchten, ehemahls verknüpfft war. So gebe ich mir ietzund, da ich heute spatzieren gehen, und einen guten Freund besuchen will, und es in Stuben we- gen herannahenden Herbstes schon ziemlich frisch ist, viel Mühe, mich zu erinnern, ob in dem Zimmer, wo ich diesen Freund ehemahls be- sucht, auch ein Ofen zu finden, den man hei-
tzen
und Hand an ſich legen wuͤrden:
und auch auf immaterialiſche, und alle Dinge, ſo die Seele iemahls intelligiret, geurtheilet, ge- ſchloſſen, gewolt und gethan) geſchiehet entwe- der wider unſern Willen, ſo daß uns manch- mahl bey Gelegenheit eines Dinges, an das wir gedencken, offters ohne unſer Bemuͤhen und wollen andere Dinge einkommen, mit denen uns eben nichts gedienet iſt, und deren Andencken wir gar nicht geſuchet haben; oder ſie geſchiehet auch manchmahl voluntario, und Krafft unſers Willens, ſo daß wir uns vielmahl rechte Muͤhe geben durch Nachdencken uns auf das zu beſin- nen, weſſen wir uns gerne erinnern moͤchten; da uns denn manchmahl einfaͤllt, was wir gern wolten, und wuͤnſchten, daß es uns wieder ein- fallen moͤchte; zuweilen aber auch das gar nicht wieder einfallen will, was wir doch gerne wolten. Wir thun zu ſolcher Zeit nichts anders, als daß wir bald an diß, bald an je- nes Ding gedencken, was mit demſelben, deſ- ſen wir uns gerne erinnern moͤchten, ehemahls verknuͤpfft war. So gebe ich mir ietzund, da ich heute ſpatzieren gehen, und einen guten Freund beſuchen will, und es in Stuben we- gen herannahenden Herbſtes ſchon ziemlich friſch iſt, viel Muͤhe, mich zu erinnern, ob in dem Zimmer, wo ich dieſen Freund ehemahls be- ſucht, auch ein Ofen zu finden, den man hei-
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und Hand an ſich legen wuͤrden:
und auch auf immaterialiſche, und alle Dinge, ſo
die Seele iemahls intelligiret, geurtheilet, ge-
ſchloſſen, gewolt und gethan) geſchiehet entwe-
der wider unſern Willen, ſo daß uns manch-
mahl bey Gelegenheit eines Dinges, an das
wir gedencken, offters ohne unſer Bemuͤhen und
wollen andere Dinge einkommen, mit denen uns
eben nichts gedienet iſt, und deren Andencken wir
gar nicht geſuchet haben; oder ſie geſchiehet
auch manchmahl voluntario, und Krafft unſers
Willens, ſo daß wir uns vielmahl rechte Muͤhe
geben durch Nachdencken uns auf das zu beſin-
nen, weſſen wir uns gerne erinnern moͤchten;
da uns denn manchmahl einfaͤllt, was wir gern
wolten, und wuͤnſchten, daß es uns wieder ein-
fallen moͤchte; zuweilen aber auch das gar
nicht wieder einfallen will, was wir doch gerne
wolten. Wir thun zu ſolcher Zeit nichts
anders, als daß wir bald an diß, bald an je-
nes Ding gedencken, was mit demſelben, deſ-
ſen wir uns gerne erinnern moͤchten, ehemahls
verknuͤpfft war. So gebe ich mir ietzund,
da ich heute ſpatzieren gehen, und einen guten
Freund beſuchen will, und es in Stuben we-
gen herannahenden Herbſtes ſchon ziemlich friſch
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/314>, abgerufen am 21.11.2024.
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