kommen, weil bey uns Menschen, wenn wir gegenwärtige Dinge vor unsern Augen haben, nicht nur dasjenige, worauf hauptsächlich unser Absehen gerichtet, die sinnlichen Werckzeuge berühret, und sich ins Gehirne eindrucket; sondern auch viel andere Dinge, so zugleich ge- genwärtig, ohne daß wir insonderheit darauf Achtung geben, sich zugleich mit eindrücken. Z. E. da ich ietzt gegenwärtiges dictire, sind vielfältige Dinge, die ich auf einmahl zugleich wahrnehme; v. g. die Trummel, die ich höre, der schöne heitere Himmel, den ich sehe, das Reißen in meinem Arm, welches ich fühle, die Kälte in Beinen, da der Herbst nahe, das Buch, so auf dem Tische, das Kleid, so ich auf dem Leibe habe, und viel andere Dinge mehr. Wenn ich nun morgen, oder übermorgen bey Gelegenheit eines andern gegenwärtigen Din- ges an eines von den heutigen gedencke, so kan ich mich leicht auch aller der andern Dinge erin- nern, die ich ietzund erzehlet habe.
§. 63.
Solche Imagination oder Erinnerung der rerum materialium absentium, der abwesenden materialischen Dinge, welche Recordation ein großes Theil des menschlichen Gedächtnisses ist, (denn das gantze Gedächtniß erstrecket sich weiter,
und
ſich ſelbſt toͤdten,
kommen, weil bey uns Menſchen, wenn wir gegenwaͤrtige Dinge vor unſern Augen haben, nicht nur dasjenige, worauf hauptſaͤchlich unſer Abſehen gerichtet, die ſinnlichen Werckzeuge beruͤhret, und ſich ins Gehirne eindrucket; ſondern auch viel andere Dinge, ſo zugleich ge- genwaͤrtig, ohne daß wir inſonderheit darauf Achtung geben, ſich zugleich mit eindruͤcken. Z. E. da ich ietzt gegenwaͤrtiges dictire, ſind vielfaͤltige Dinge, die ich auf einmahl zugleich wahrnehme; v. g. die Trummel, die ich hoͤre, der ſchoͤne heitere Himmel, den ich ſehe, das Reißen in meinem Arm, welches ich fuͤhle, die Kaͤlte in Beinen, da der Herbſt nahe, das Buch, ſo auf dem Tiſche, das Kleid, ſo ich auf dem Leibe habe, und viel andere Dinge mehr. Wenn ich nun morgen, oder uͤbermorgen bey Gelegenheit eines andern gegenwaͤrtigen Din- ges an eines von den heutigen gedencke, ſo kan ich mich leicht auch aller der andern Dinge erin- nern, die ich ietzund erzehlet habe.
§. 63.
Solche Imagination oder Erinnerung der rerum materialium abſentium, der abweſenden materialiſchen Dinge, welche Recordation ein großes Theil des menſchlichen Gedaͤchtniſſes iſt, (denn das gantze Gedaͤchtniß erſtrecket ſich weiter,
und
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ſich ſelbſt toͤdten,
kommen, weil bey uns Menſchen, wenn wir
gegenwaͤrtige Dinge vor unſern Augen haben,
nicht nur dasjenige, worauf hauptſaͤchlich unſer
Abſehen gerichtet, die ſinnlichen Werckzeuge
beruͤhret, und ſich ins Gehirne eindrucket;
ſondern auch viel andere Dinge, ſo zugleich ge-
genwaͤrtig, ohne daß wir inſonderheit darauf
Achtung geben, ſich zugleich mit eindruͤcken.
Z. E. da ich ietzt gegenwaͤrtiges dictire, ſind
vielfaͤltige Dinge, die ich auf einmahl zugleich
wahrnehme; v. g. die Trummel, die ich hoͤre,
der ſchoͤne heitere Himmel, den ich ſehe, das
Reißen in meinem Arm, welches ich fuͤhle, die
Kaͤlte in Beinen, da der Herbſt nahe, das
Buch, ſo auf dem Tiſche, das Kleid, ſo ich
auf dem Leibe habe, und viel andere Dinge mehr.
Wenn ich nun morgen, oder uͤbermorgen bey
Gelegenheit eines andern gegenwaͤrtigen Din-
ges an eines von den heutigen gedencke, ſo kan
ich mich leicht auch aller der andern Dinge erin-
nern, die ich ietzund erzehlet habe.
§. 63.
Solche Imagination oder Erinnerung der
rerum materialium abſentium, der abweſenden
materialiſchen Dinge, welche Recordation ein
großes Theil des menſchlichen Gedaͤchtniſſes iſt,
(denn das gantze Gedaͤchtniß erſtrecket ſich weiter,
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/313>, abgerufen am 22.11.2024.
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