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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

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worvor sie doch
ren, Augen, und anderer Glieder, die zu Ab-
wendung des Ubels, und zur Erhaltung des
Guten nöthig seyn werden. Und nach die-
sem Erinnerungs-Bilde im Gehirne bildet und
figuriret auch die Seele den Leib und die Glie-
der. Wenn mich einer angreifft, auf mich
zu kommt, und mich tödten will; bey dem
Bilde des Todes und des Ubels kriege ich auch
ein Bild von meinen Armen, wie die werden
seyn müssen, und was ich mit ihnen werde thun
müssen, den Mörder abzuhalten, und mich zu
wehren; folgentlich wird mein Arm gebildet
und figuriret nach dem Bilde im Gehirne:
und Zorn, und Furcht treiben alsdenn die Lebens-
Geister in großer Menge in die Armen, dieselben
starck, und stärcker, als sonst zu machen, das
Ubel abzuwenden.

Dieses kan uns auflösen, und die Ursa-
chen zeigen, warum manchmahl bey Feuers-
Brünsten die Menschen aus Furcht ihre Gü-
ther zu verliehren, und aus Begierde sie zu er-
halten und zu retten, im Leibe und auf ihre
Armen so starck werden, daß sie große Lasten
in Eil wegtragen können, die sie mit kaltem Ge-
blüte, und außer der Gefahr wol würden haben
müssen ungetragen laßen. Am besten kan diese
Sache mit dem Exempel von den Gliedern er-
läutert werden, so zur Fortpflantzung des

mensch-

worvor ſie doch
ren, Augen, und anderer Glieder, die zu Ab-
wendung des Ubels, und zur Erhaltung des
Guten noͤthig ſeyn werden. Und nach die-
ſem Erinnerungs-Bilde im Gehirne bildet und
figuriret auch die Seele den Leib und die Glie-
der. Wenn mich einer angreifft, auf mich
zu kommt, und mich toͤdten will; bey dem
Bilde des Todes und des Ubels kriege ich auch
ein Bild von meinen Armen, wie die werden
ſeyn muͤſſen, und was ich mit ihnen werde thun
muͤſſen, den Moͤrder abzuhalten, und mich zu
wehren; folgentlich wird mein Arm gebildet
und figuriret nach dem Bilde im Gehirne:
und Zorn, und Furcht treiben alsdenn die Lebens-
Geiſter in großer Menge in die Armen, dieſelben
ſtarck, und ſtaͤrcker, als ſonſt zu machen, das
Ubel abzuwenden.

Dieſes kan uns aufloͤſen, und die Urſa-
chen zeigen, warum manchmahl bey Feuers-
Bruͤnſten die Menſchen aus Furcht ihre Guͤ-
ther zu verliehren, und aus Begierde ſie zu er-
halten und zu retten, im Leibe und auf ihre
Armen ſo ſtarck werden, daß ſie große Laſten
in Eil wegtragen koͤnnen, die ſie mit kaltem Ge-
bluͤte, und außer der Gefahr wol wuͤrden haben
muͤſſen ungetragen laßen. Am beſten kan dieſe
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[276/0322] worvor ſie doch ren, Augen, und anderer Glieder, die zu Ab- wendung des Ubels, und zur Erhaltung des Guten noͤthig ſeyn werden. Und nach die- ſem Erinnerungs-Bilde im Gehirne bildet und figuriret auch die Seele den Leib und die Glie- der. Wenn mich einer angreifft, auf mich zu kommt, und mich toͤdten will; bey dem Bilde des Todes und des Ubels kriege ich auch ein Bild von meinen Armen, wie die werden ſeyn muͤſſen, und was ich mit ihnen werde thun muͤſſen, den Moͤrder abzuhalten, und mich zu wehren; folgentlich wird mein Arm gebildet und figuriret nach dem Bilde im Gehirne: und Zorn, und Furcht treiben alsdenn die Lebens- Geiſter in großer Menge in die Armen, dieſelben ſtarck, und ſtaͤrcker, als ſonſt zu machen, das Ubel abzuwenden. Dieſes kan uns aufloͤſen, und die Urſa- chen zeigen, warum manchmahl bey Feuers- Bruͤnſten die Menſchen aus Furcht ihre Guͤ- ther zu verliehren, und aus Begierde ſie zu er- halten und zu retten, im Leibe und auf ihre Armen ſo ſtarck werden, daß ſie große Laſten in Eil wegtragen koͤnnen, die ſie mit kaltem Ge- bluͤte, und außer der Gefahr wol wuͤrden haben muͤſſen ungetragen laßen. Am beſten kan dieſe Sache mit dem Exempel von den Gliedern er- laͤutert werden, ſo zur Fortpflantzung des menſch-

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Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/322>, abgerufen am 22.11.2024.