Geister das Bild von einem großen Gute, und einem großen Ubel durch ein starckes Merck- mahl tieffer im Gehirne einprägen, und einen weitern und größern Weg zu diesem Merck- mahle machen, geschiehet darum, daß der Mensch sich desto eher dieses großen Gutes, und dieses großen Ubels erinnern, und desto eher Anstalt machen könne, dem Ubel zu ent- gehen, und des Guten theilhafftig zu werden, als worauf zur Beförderung und Erhaltung un- serer Glückseligkeit viel ankommt. Daß sie aber auch den Leib, und die sinnlichen, und an- dern Werckzeuge des Leibes, ja das Hertze selbst zusammen ziehen, oder erweitern, constringiren oder dilatiren, geschiehet zu dem Ende, und hat nach GOttes wunderbaren Weisheit dieses Absehen, damit die Glieder des Leibes, als sol- che Werckzeuge und Mittel in den Stand mögen gesetzet werden, das Ubel zu ertragen, oder ab- zuwenden, und zurücke zu treiben, oder das Gute zu genießen, anzunehmen, und desselben theilhafftig zu werden. Denn wenn wir Menschen an ein groß Gut, oder Ubel geden- cken, und ein Bild davon bekommen, so ge- dencken wir auch zugleich, und erinnern uns, oder können uns doch leicht erinnern solcher Mit- tel, und solcher Dispositionen und Beschaffen- heiten des Leibes, der Arme, der Füße, Oh-
ren,
S 2
endlich thun,
Geiſter das Bild von einem großen Gute, und einem großen Ubel durch ein ſtarckes Merck- mahl tieffer im Gehirne einpraͤgen, und einen weitern und groͤßern Weg zu dieſem Merck- mahle machen, geſchiehet darum, daß der Menſch ſich deſto eher dieſes großen Gutes, und dieſes großen Ubels erinnern, und deſto eher Anſtalt machen koͤnne, dem Ubel zu ent- gehen, und des Guten theilhafftig zu werden, als worauf zur Befoͤrderung und Erhaltung un- ſerer Gluͤckſeligkeit viel ankommt. Daß ſie aber auch den Leib, und die ſinnlichen, und an- dern Werckzeuge des Leibes, ja das Hertze ſelbſt zuſammen ziehen, oder erweitern, conſtringiren oder dilatiren, geſchiehet zu dem Ende, und hat nach GOttes wunderbaren Weisheit dieſes Abſehen, damit die Glieder des Leibes, als ſol- che Werckzeuge und Mittel in den Stand moͤgen geſetzet werden, das Ubel zu ertragen, oder ab- zuwenden, und zuruͤcke zu treiben, oder das Gute zu genießen, anzunehmen, und deſſelben theilhafftig zu werden. Denn wenn wir Menſchen an ein groß Gut, oder Ubel geden- cken, und ein Bild davon bekommen, ſo ge- dencken wir auch zugleich, und erinnern uns, oder koͤnnen uns doch leicht erinnern ſolcher Mit- tel, und ſolcher Diſpoſitionen und Beſchaffen- heiten des Leibes, der Arme, der Fuͤße, Oh-
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endlich thun,
Geiſter das Bild von einem großen Gute, und
einem großen Ubel durch ein ſtarckes Merck-
mahl tieffer im Gehirne einpraͤgen, und einen
weitern und groͤßern Weg zu dieſem Merck-
mahle machen, geſchiehet darum, daß der
Menſch ſich deſto eher dieſes großen Gutes,
und dieſes großen Ubels erinnern, und deſto
eher Anſtalt machen koͤnne, dem Ubel zu ent-
gehen, und des Guten theilhafftig zu werden,
als worauf zur Befoͤrderung und Erhaltung un-
ſerer Gluͤckſeligkeit viel ankommt. Daß ſie
aber auch den Leib, und die ſinnlichen, und an-
dern Werckzeuge des Leibes, ja das Hertze ſelbſt
zuſammen ziehen, oder erweitern, conſtringiren
oder dilatiren, geſchiehet zu dem Ende, und
hat nach GOttes wunderbaren Weisheit dieſes
Abſehen, damit die Glieder des Leibes, als ſol-
che Werckzeuge und Mittel in den Stand moͤgen
geſetzet werden, das Ubel zu ertragen, oder ab-
zuwenden, und zuruͤcke zu treiben, oder das
Gute zu genießen, anzunehmen, und deſſelben
theilhafftig zu werden. Denn wenn wir
Menſchen an ein groß Gut, oder Ubel geden-
cken, und ein Bild davon bekommen, ſo ge-
dencken wir auch zugleich, und erinnern uns,
oder koͤnnen uns doch leicht erinnern ſolcher Mit-
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/321>, abgerufen am 22.11.2024.
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