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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

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und sich ein Leid anthun würden;
daß solche miserable Personen glauben, daß ihre
Plage vom Teufel komme, als daß sie meynen,
daß sie lediglich dem Leibe zuzuschreiben sey; posito,
und gesetzt auch, daß sie daran irreten, und der
krancke Leib, und ihr Seelen-Zustand allein an
diesem Ubel Ursach wären. Denn, wenn
sie es bloß vor natürliche Kranckheiten und Zu-
fälle halten, so sind sie immer geneigt zu den-
cken, ihr schrecklicher Tod, den sie fürchten,
werde eine natürliche Suite und Folge ihrer
Kranckheit seyn, und, weil es eine von den
schwersten Kranckheiten, auch übel zu curiren
seyn; wiewol sie auch alsdenn ihr Vertrauen
auf GOTT stellen, und dencken solten, daß
GOTT auch Kranckheiten heilen könne, die
kein leiblicher Artzt auf Erden heilen kan.
Sie sollen versichert seyn, und sich keinesweges
ihre Furcht und zaghafftes Fleisch und Blut
bereden laßen, als ob nothwendig ein solcher er-
schrecklicher Tod, den sie fürchten, folgen, und
das geschehen müste, was sie fürchten; son-
dern daß viel hundert, ja tausend Menschen auf
Erden, die vor ihnen gelebet, mit solcher
Furcht sind geplaget worden, und die doch her-
nachmahls eines natürlichen, und auch wol seli-
gen Todes gestorben; wie denn auch ich sol-
cher Exempel nicht wenig anführen wolte, die
von solcher Kranckheit noch geheilet, und so ge-

storben

und ſich ein Leid anthun wuͤrden;
daß ſolche miſerable Perſonen glauben, daß ihre
Plage vom Teufel komme, als daß ſie meynen,
daß ſie lediglich dem Leibe zuzuſchreiben ſey; poſito,
und geſetzt auch, daß ſie daran irreten, und der
krancke Leib, und ihr Seelen-Zuſtand allein an
dieſem Ubel Urſach waͤren. Denn, wenn
ſie es bloß vor natuͤrliche Kranckheiten und Zu-
faͤlle halten, ſo ſind ſie immer geneigt zu den-
cken, ihr ſchrecklicher Tod, den ſie fuͤrchten,
werde eine natuͤrliche Suite und Folge ihrer
Kranckheit ſeyn, und, weil es eine von den
ſchwerſten Kranckheiten, auch uͤbel zu curiren
ſeyn; wiewol ſie auch alsdenn ihr Vertrauen
auf GOTT ſtellen, und dencken ſolten, daß
GOTT auch Kranckheiten heilen koͤnne, die
kein leiblicher Artzt auf Erden heilen kan.
Sie ſollen verſichert ſeyn, und ſich keinesweges
ihre Furcht und zaghafftes Fleiſch und Blut
bereden laßen, als ob nothwendig ein ſolcher er-
ſchrecklicher Tod, den ſie fuͤrchten, folgen, und
das geſchehen muͤſte, was ſie fuͤrchten; ſon-
dern daß viel hundert, ja tauſend Menſchen auf
Erden, die vor ihnen gelebet, mit ſolcher
Furcht ſind geplaget worden, und die doch her-
nachmahls eines natuͤrlichen, und auch wol ſeli-
gen Todes geſtorben; wie denn auch ich ſol-
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ſtorben
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[344/0390] und ſich ein Leid anthun wuͤrden; daß ſolche miſerable Perſonen glauben, daß ihre Plage vom Teufel komme, als daß ſie meynen, daß ſie lediglich dem Leibe zuzuſchreiben ſey; poſito, und geſetzt auch, daß ſie daran irreten, und der krancke Leib, und ihr Seelen-Zuſtand allein an dieſem Ubel Urſach waͤren. Denn, wenn ſie es bloß vor natuͤrliche Kranckheiten und Zu- faͤlle halten, ſo ſind ſie immer geneigt zu den- cken, ihr ſchrecklicher Tod, den ſie fuͤrchten, werde eine natuͤrliche Suite und Folge ihrer Kranckheit ſeyn, und, weil es eine von den ſchwerſten Kranckheiten, auch uͤbel zu curiren ſeyn; wiewol ſie auch alsdenn ihr Vertrauen auf GOTT ſtellen, und dencken ſolten, daß GOTT auch Kranckheiten heilen koͤnne, die kein leiblicher Artzt auf Erden heilen kan. Sie ſollen verſichert ſeyn, und ſich keinesweges ihre Furcht und zaghafftes Fleiſch und Blut bereden laßen, als ob nothwendig ein ſolcher er- ſchrecklicher Tod, den ſie fuͤrchten, folgen, und das geſchehen muͤſte, was ſie fuͤrchten; ſon- dern daß viel hundert, ja tauſend Menſchen auf Erden, die vor ihnen gelebet, mit ſolcher Furcht ſind geplaget worden, und die doch her- nachmahls eines natuͤrlichen, und auch wol ſeli- gen Todes geſtorben; wie denn auch ich ſol- cher Exempel nicht wenig anfuͤhren wolte, die von ſolcher Kranckheit noch geheilet, und ſo ge- ſtorben

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Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/390>, abgerufen am 26.06.2024.