Miltze, und Pfort-Ader, und verschleimten Geäder, schwachen Nerven, Spasmis und Con- tractionen derselben ihren Grund hat, welche kränckliche Leibes-Beschaffenheiten insgemein durch unordentliches Eßen und Trincken die Menschen sich zuziehen, so daß sie es entweder an der Menge, oder an der Beschaffenheit der Speise und des Getränckes versehen; so kön- nen solche Patienten ein großes zu ihrer Gene- sung beytragen, wenn sie auf die nocentia und juvantia, welches der Medicorum Consilia sind, Achtung geben, und beobachten, bey was vor Speise und Geträncke ihre Furcht und schreck- liche Einfälle schwächer, oder stärcker werden, und folgentlich das unterlaßen, bey dessen Gebrauch sie allemahl so schwach im Haupte, und mit sol- chen schrecklichen Gedancken gemartert und ge- plaget werden. Die meisten versehen es dar- innen. Ein gewisser Posementirer vor dem Pe- ters-Thor, dessen ich oben gedacht, den ich vor 20. Jahren am Neuen-Jahrs-Tag auf den Knien in der Stube liegend antraff, der vor die Fen- ster aus Furcht Schlösser geleget hatte, tranck des Morgens allemahl in Meynung, daß es ihm nützlich sey, seinen gemeinen Brandtewein, so ein hitziges Geblüte er auch von Natur hatte. Nachdem er auf mein Nachforschen wegen der Diaet mir solches gestanden, und ich ihm bey dem
Verlust
obwol einige wenige
Miltze, und Pfort-Ader, und verſchleimten Geaͤder, ſchwachen Nerven, Spaſmis und Con- tractionen derſelben ihren Grund hat, welche kraͤnckliche Leibes-Beſchaffenheiten insgemein durch unordentliches Eßen und Trincken die Menſchen ſich zuziehen, ſo daß ſie es entweder an der Menge, oder an der Beſchaffenheit der Speiſe und des Getraͤnckes verſehen; ſo koͤn- nen ſolche Patienten ein großes zu ihrer Gene- ſung beytragen, wenn ſie auf die nocentia und juvantia, welches der Medicorum Conſilia ſind, Achtung geben, und beobachten, bey was vor Speiſe und Getraͤncke ihre Furcht und ſchreck- liche Einfaͤlle ſchwaͤcher, oder ſtaͤrcker werden, und folgentlich das unterlaßen, bey deſſen Gebrauch ſie allemahl ſo ſchwach im Haupte, und mit ſol- chen ſchrecklichen Gedancken gemartert und ge- plaget werden. Die meiſten verſehen es dar- innen. Ein gewiſſer Poſementirer vor dem Pe- ters-Thor, deſſen ich oben gedacht, den ich vor 20. Jahren am Neuen-Jahrs-Tag auf den Knien in der Stube liegend antraff, der vor die Fen- ſter aus Furcht Schloͤſſer geleget hatte, tranck des Morgens allemahl in Meynung, daß es ihm nuͤtzlich ſey, ſeinen gemeinen Brandtewein, ſo ein hitziges Gebluͤte er auch von Natur hatte. Nachdem er auf mein Nachforſchen wegen der Diæt mir ſolches geſtanden, und ich ihm bey dem
Verluſt
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obwol einige wenige
Miltze, und Pfort-Ader, und verſchleimten
Geaͤder, ſchwachen Nerven, Spaſmis und Con-
tractionen derſelben ihren Grund hat, welche
kraͤnckliche Leibes-Beſchaffenheiten insgemein
durch unordentliches Eßen und Trincken die
Menſchen ſich zuziehen, ſo daß ſie es entweder
an der Menge, oder an der Beſchaffenheit der
Speiſe und des Getraͤnckes verſehen; ſo koͤn-
nen ſolche Patienten ein großes zu ihrer Gene-
ſung beytragen, wenn ſie auf die nocentia und
juvantia, welches der Medicorum Conſilia ſind,
Achtung geben, und beobachten, bey was vor
Speiſe und Getraͤncke ihre Furcht und ſchreck-
liche Einfaͤlle ſchwaͤcher, oder ſtaͤrcker werden, und
folgentlich das unterlaßen, bey deſſen Gebrauch
ſie allemahl ſo ſchwach im Haupte, und mit ſol-
chen ſchrecklichen Gedancken gemartert und ge-
plaget werden. Die meiſten verſehen es dar-
innen. Ein gewiſſer Poſementirer vor dem Pe-
ters-Thor, deſſen ich oben gedacht, den ich vor
20. Jahren am Neuen-Jahrs-Tag auf den Knien
in der Stube liegend antraff, der vor die Fen-
ſter aus Furcht Schloͤſſer geleget hatte, tranck
des Morgens allemahl in Meynung, daß es ihm
nuͤtzlich ſey, ſeinen gemeinen Brandtewein, ſo
ein hitziges Gebluͤte er auch von Natur hatte.
Nachdem er auf mein Nachforſchen wegen der
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/394>, abgerufen am 22.11.2024.
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