und den Terminum Gratiae cum termino Salutis humanae confundirten: ich hätte in der Kir- chen zu St. Maria Magdalena nicht den Termi- num Gratiae, sondern felicitatis humanae defen- diret, und eben das geprediget, was Herr D. Neumann in Wittenberg in der Disputation de Mensura peccatorum impleta vorgetragen. So solte ich solche Teufeleyen weglassen, versetzte er, die nicht iedermann verstünde. Und das war der letzte Schlag von diesem grau- samen Ungewitter. Denn nachdem ich geant- wortet und repliciret, daß man dergleichen ei- nem Candidaten nicht verargen könte: man käme ja von der Universität nach Hause, daß man sich recommendiren und zeigen wolte, daß man etwas gelernet; so klärte sich der Himmel seines Antlitzes mit mähligem wieder auf.
§. 80.
Meyne aber nicht, als ob ich diese Dinge demselben hoch anrechne, die ich ietzt von ihm erzehlet, oder noch von ihm zu erzehlen werde veranlasset werden. Es sind Fehler und Ge- brechen eines großen Mannes, dergleichen Breß- lau nicht gehabt hat, auch wohl nicht leicht wie- der haben wird. Er war ein Philosophus, Theologus, und dabey ein ungemeiner Orator und Redner, dessen Predigten mich selbst viel-
fältig-
hernach aber doch mir
und den Terminum Gratiæ cum termino Salutis humanæ confundirten: ich haͤtte in der Kir- chen zu St. Maria Magdalena nicht den Termi- num Gratiæ, ſondern felicitatis humanæ defen- diret, und eben das geprediget, was Herr D. Neumann in Wittenberg in der Diſputation de Menſura peccatorum impleta vorgetragen. So ſolte ich ſolche Teufeleyen weglaſſen, verſetzte er, die nicht iedermann verſtuͤnde. Und das war der letzte Schlag von dieſem grau- ſamen Ungewitter. Denn nachdem ich geant- wortet und repliciret, daß man dergleichen ei- nem Candidaten nicht verargen koͤnte: man kaͤme ja von der Univerſitaͤt nach Hauſe, daß man ſich recommendiren und zeigen wolte, daß man etwas gelernet; ſo klaͤrte ſich der Himmel ſeines Antlitzes mit maͤhligem wieder auf.
§. 80.
Meyne aber nicht, als ob ich dieſe Dinge demſelben hoch anrechne, die ich ietzt von ihm erzehlet, oder noch von ihm zu erzehlen werde veranlaſſet werden. Es ſind Fehler und Ge- brechen eines großen Mannes, dergleichen Breß- lau nicht gehabt hat, auch wohl nicht leicht wie- der haben wird. Er war ein Philoſophus, Theologus, und dabey ein ungemeiner Orator und Redner, deſſen Predigten mich ſelbſt viel-
faͤltig-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0432"n="386"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">hernach aber doch mir</hi></fw><lb/>
und den <hirendition="#aq">Terminum Gratiæ cum termino Salutis<lb/>
humanæ confundi</hi>rten: ich haͤtte in der Kir-<lb/>
chen zu <hirendition="#aq">St. Maria Magdalena</hi> nicht den <hirendition="#aq">Termi-<lb/>
num Gratiæ,</hi>ſondern <hirendition="#aq">felicitatis humanæ defen-<lb/>
di</hi>ret, und eben das geprediget, was Herr <hirendition="#aq">D.</hi><lb/>
Neumann in Wittenberg in der <hirendition="#aq">Diſputation de<lb/>
Menſura peccatorum impleta</hi> vorgetragen.<lb/><hirendition="#fr">So ſolte ich ſolche Teufeleyen weglaſſen,</hi><lb/>
verſetzte er, <hirendition="#fr">die nicht iedermann verſtuͤnde.</hi><lb/>
Und das war der letzte Schlag von dieſem grau-<lb/>ſamen Ungewitter. Denn nachdem ich geant-<lb/>
wortet und <hirendition="#aq">replici</hi>ret, daß man dergleichen ei-<lb/>
nem <hirendition="#aq">Candidat</hi>en nicht verargen koͤnte: man<lb/>
kaͤme ja von der <hirendition="#aq">Univerſit</hi>aͤt nach Hauſe, daß<lb/>
man ſich <hirendition="#aq">recommendi</hi>ren und zeigen wolte, daß<lb/>
man etwas gelernet; ſo klaͤrte ſich der Himmel<lb/>ſeines Antlitzes mit maͤhligem wieder auf.</p></div><lb/><divn="1"><head>§. 80.</head><lb/><p>Meyne aber nicht, als ob ich dieſe Dinge<lb/>
demſelben hoch anrechne, die ich ietzt von ihm<lb/>
erzehlet, oder noch von ihm zu erzehlen werde<lb/>
veranlaſſet werden. Es ſind Fehler und Ge-<lb/>
brechen eines großen Mannes, dergleichen Breß-<lb/>
lau nicht gehabt hat, auch wohl nicht leicht wie-<lb/>
der haben wird. Er war ein <hirendition="#aq">Philoſophus,<lb/>
Theologus,</hi> und dabey ein ungemeiner <hirendition="#aq">Orator</hi><lb/>
und Redner, deſſen Predigten mich ſelbſt viel-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">faͤltig-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[386/0432]
hernach aber doch mir
und den Terminum Gratiæ cum termino Salutis
humanæ confundirten: ich haͤtte in der Kir-
chen zu St. Maria Magdalena nicht den Termi-
num Gratiæ, ſondern felicitatis humanæ defen-
diret, und eben das geprediget, was Herr D.
Neumann in Wittenberg in der Diſputation de
Menſura peccatorum impleta vorgetragen.
So ſolte ich ſolche Teufeleyen weglaſſen,
verſetzte er, die nicht iedermann verſtuͤnde.
Und das war der letzte Schlag von dieſem grau-
ſamen Ungewitter. Denn nachdem ich geant-
wortet und repliciret, daß man dergleichen ei-
nem Candidaten nicht verargen koͤnte: man
kaͤme ja von der Univerſitaͤt nach Hauſe, daß
man ſich recommendiren und zeigen wolte, daß
man etwas gelernet; ſo klaͤrte ſich der Himmel
ſeines Antlitzes mit maͤhligem wieder auf.
§. 80.
Meyne aber nicht, als ob ich dieſe Dinge
demſelben hoch anrechne, die ich ietzt von ihm
erzehlet, oder noch von ihm zu erzehlen werde
veranlaſſet werden. Es ſind Fehler und Ge-
brechen eines großen Mannes, dergleichen Breß-
lau nicht gehabt hat, auch wohl nicht leicht wie-
der haben wird. Er war ein Philoſophus,
Theologus, und dabey ein ungemeiner Orator
und Redner, deſſen Predigten mich ſelbſt viel-
faͤltig-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 386. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/432>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.