in Leipzig drucken, nemlich die Predigt von der GOttes gelassenheit, welche ich im reichen Hospital gehalten. Jnsonderheit erwehlte ich hauptsächlich diese Predigt, weil das Wort GOttgelassenheit schon von vielen vor verdächtig und ketzerisch war gehalten worden. Herr Inspector Neumann mochte von mei- nem Vorhaben Nachricht bekommen haben; man hatte ihm aber mehr berichtet, als ich zu thun willens war. Es war ein Geschrey vor seine Ohren kommen, als würde ich alle 16. Predigten, so ich in Breßlau gehalten, drucken lassen, und die Vorrede wider ihn richten, und ihm zeigen, auf was vor eine unchristliche Weise er mit mir umgegangen wäre, indem er mich bey dem Rath und allen Hohen der Stadt des Ter- minismi, Stengerismi &c. beschuldiget hätte. Der Mann mit Furcht und Schrechen einge- genommen, gehet den gantzen Breßlauischen Rath deshalben an, und läst ihm nicht Ruhe, bis er an das hiefige Concilium schreibet, und solches ersuchet, mir dergleichen Vorhaben zu untersa- gen. D. Olearius, der Vater des noch leben- den Professoris, war damahls Rector, und er wurde dadurch mein Patron, alß er hörete, daß mir dergleichen zu thun nicht in Sinn gekommen, und alß ich im Concilio alles erzehlte, was mir in Breßlau begegnet wäre. Da das Concilium
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und laͤßt eine Predigt drucken,
in Leipzig drucken, nemlich die Predigt von der GOttes gelaſſenheit, welche ich im reichen Hoſpital gehalten. Jnſonderheit erwehlte ich hauptſaͤchlich dieſe Predigt, weil das Wort GOttgelaſſenheit ſchon von vielen vor verdaͤchtig und ketzeriſch war gehalten worden. Herr Inſpector Neumann mochte von mei- nem Vorhaben Nachricht bekommen haben; man hatte ihm aber mehr berichtet, als ich zu thun willens war. Es war ein Geſchrey vor ſeine Ohren kommen, als wuͤrde ich alle 16. Predigten, ſo ich in Breßlau gehalten, drucken laſſen, und die Vorrede wider ihn richten, und ihm zeigen, auf was vor eine unchriſtliche Weiſe er mit mir umgegangen waͤre, indem er mich bey dem Rath und allen Hohen der Stadt des Ter- miniſmi, Stengeriſmi &c. beſchuldiget haͤtte. Der Mann mit Furcht und Schrechen einge- genommen, gehet den gantzen Breßlauiſchen Rath deshalben an, und laͤſt ihm nicht Ruhe, bis er an das hiefige Concilium ſchreibet, und ſolches erſuchet, mir dergleichen Vorhaben zu unterſa- gen. D. Olearius, der Vater des noch leben- den Profeſſoris, war damahls Rector, und er wurde dadurch mein Patron, alß er hoͤrete, daß mir dergleichen zu thun nicht in Sinn gekommen, und alß ich im Concilio alles erzehlte, was mir in Breßlau begegnet waͤre. Da das Concilium
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und laͤßt eine Predigt drucken,
in Leipzig drucken, nemlich die Predigt von der
GOttes gelaſſenheit, welche ich im reichen
Hoſpital gehalten. Jnſonderheit erwehlte ich
hauptſaͤchlich dieſe Predigt, weil das Wort
GOttgelaſſenheit ſchon von vielen vor
verdaͤchtig und ketzeriſch war gehalten worden.
Herr Inſpector Neumann mochte von mei-
nem Vorhaben Nachricht bekommen haben;
man hatte ihm aber mehr berichtet, als ich zu
thun willens war. Es war ein Geſchrey
vor ſeine Ohren kommen, als wuͤrde ich alle 16.
Predigten, ſo ich in Breßlau gehalten, drucken
laſſen, und die Vorrede wider ihn richten, und
ihm zeigen, auf was vor eine unchriſtliche Weiſe
er mit mir umgegangen waͤre, indem er mich bey
dem Rath und allen Hohen der Stadt des Ter-
miniſmi, Stengeriſmi &c. beſchuldiget haͤtte.
Der Mann mit Furcht und Schrechen einge-
genommen, gehet den gantzen Breßlauiſchen Rath
deshalben an, und laͤſt ihm nicht Ruhe, bis er
an das hiefige Concilium ſchreibet, und ſolches
erſuchet, mir dergleichen Vorhaben zu unterſa-
gen. D. Olearius, der Vater des noch leben-
den Profeſſoris, war damahls Rector, und er
wurde dadurch mein Patron, alß er hoͤrete, daß
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und alß ich im Concilio alles erzehlte, was mir
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 392. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/438>, abgerufen am 21.11.2024.
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