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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

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erzehlet im Concilio, was ihm begegnet,
von mir vernommen, daß es mir nie in Sinn
gekommen, alle meine Predigten, so ich in
Breßlau gehalten, in Druck zu geben, viel-
weniger mit dem Herrn Inspector einen Streit
anzufangen, so ließ dasselbe es lange anstehen,
auf das Schreiben des Breßlauischen Raths zu
antworten. Hierüber gerieth der Herr In-
spector
in noch größere Furcht, indem er
meynte, das Ansuchen des Raths würde ver-
gebens, und der Herr D. Olearius, als Rector,
der es mit den Hallensern hielte, würde mir in
meinem Vorhaben nicht zuwider seyn. Dem
mochte nun seyn, wie ihm wolte, so trauete der
Herr Inspector mir doch nicht viel Gutes zu.
Er hätte seinen Sohn überaus gerne nach Leip-
zig auf die Academie geschickt, er fürchtete
aber, ich möchte mich an demselben rächen, weil
ich mich an dem Vater selbst nicht rächen könte,
und ihm allerhand Leides anthun; welches
wol eine rechte eitele Furcht, und von mir, als
der sein Tage keine Rache leicht an iemanden
ausgeübet, gar nicht zu besorgen war.

Dannenhero trachtete er mich mit List von
Leipzig wegzubringen, damit er seines Sohnes
wegen nichts zu fürchten hätte. Er nahm
deßhalben in Breßlau Gelegenheit mit meinem
ehemahligen Hospite, dem Herrn D. Kalt-

schmidt,
B b 5

erzehlet im Concilio, was ihm begegnet,
von mir vernommen, daß es mir nie in Sinn
gekommen, alle meine Predigten, ſo ich in
Breßlau gehalten, in Druck zu geben, viel-
weniger mit dem Herrn Inſpector einen Streit
anzufangen, ſo ließ daſſelbe es lange anſtehen,
auf das Schreiben des Breßlauiſchen Raths zu
antworten. Hieruͤber gerieth der Herr In-
ſpector
in noch groͤßere Furcht, indem er
meynte, das Anſuchen des Raths wuͤrde ver-
gebens, und der Herr D. Olearius, als Rector,
der es mit den Hallenſern hielte, wuͤrde mir in
meinem Vorhaben nicht zuwider ſeyn. Dem
mochte nun ſeyn, wie ihm wolte, ſo trauete der
Herr Inſpector mir doch nicht viel Gutes zu.
Er haͤtte ſeinen Sohn uͤberaus gerne nach Leip-
zig auf die Academie geſchickt, er fuͤrchtete
aber, ich moͤchte mich an demſelben raͤchen, weil
ich mich an dem Vater ſelbſt nicht raͤchen koͤnte,
und ihm allerhand Leides anthun; welches
wol eine rechte eitele Furcht, und von mir, als
der ſein Tage keine Rache leicht an iemanden
ausgeuͤbet, gar nicht zu beſorgen war.

Dannenhero trachtete er mich mit Liſt von
Leipzig wegzubringen, damit er ſeines Sohnes
wegen nichts zu fuͤrchten haͤtte. Er nahm
deßhalben in Breßlau Gelegenheit mit meinem
ehemahligen Hoſpite, dem Herrn D. Kalt-

ſchmidt,
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[393/0439] erzehlet im Concilio, was ihm begegnet, von mir vernommen, daß es mir nie in Sinn gekommen, alle meine Predigten, ſo ich in Breßlau gehalten, in Druck zu geben, viel- weniger mit dem Herrn Inſpector einen Streit anzufangen, ſo ließ daſſelbe es lange anſtehen, auf das Schreiben des Breßlauiſchen Raths zu antworten. Hieruͤber gerieth der Herr In- ſpector in noch groͤßere Furcht, indem er meynte, das Anſuchen des Raths wuͤrde ver- gebens, und der Herr D. Olearius, als Rector, der es mit den Hallenſern hielte, wuͤrde mir in meinem Vorhaben nicht zuwider ſeyn. Dem mochte nun ſeyn, wie ihm wolte, ſo trauete der Herr Inſpector mir doch nicht viel Gutes zu. Er haͤtte ſeinen Sohn uͤberaus gerne nach Leip- zig auf die Academie geſchickt, er fuͤrchtete aber, ich moͤchte mich an demſelben raͤchen, weil ich mich an dem Vater ſelbſt nicht raͤchen koͤnte, und ihm allerhand Leides anthun; welches wol eine rechte eitele Furcht, und von mir, als der ſein Tage keine Rache leicht an iemanden ausgeuͤbet, gar nicht zu beſorgen war. Dannenhero trachtete er mich mit Liſt von Leipzig wegzubringen, damit er ſeines Sohnes wegen nichts zu fuͤrchten haͤtte. Er nahm deßhalben in Breßlau Gelegenheit mit meinem ehemahligen Hoſpite, dem Herrn D. Kalt- ſchmidt, B b 5

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Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/439>, abgerufen am 22.11.2024.