Schencken voll stehen. Alß aber das Ge- rüchte hernach von neuem, und mit größerer Ge- wißheit wieder kam, und man sichere Nachricht hatte, daß der König in Schweden bey Stei- nau über die Oder gegangen wäre, so war die Furcht, und bey vielen die heuchlerische An- dacht desto größer. Da sahe man blasse Angesichter, und Thränen auf den Gassen, und in Kirchen: da hörete man in Häusern mehr singen, als sonst in Fleisch-Bäncken, und im Schuster-Gäßgen, wenn ein Donner-Wetter am Himmel stehet. Da gieng es an ein Flüchten, und Räumen, und Wegziehen aus der Stadt. Sowol reiche als gemeine Leute schafften ihre Weiber und Kinder, und das beste von ihren Güthern nach Halle, und in umlie- gende sichere Oerter. Professor Pfautz schickt auch einen gantzen Wagen voll Geräthe nach Halle; sein Sohn aber, wie man mir erzeh- let, rauchte eine Pfeiffe Tabac auf dem Wa- gen, und da aus Unvorsichtigkeit der Wagen in Brandt gerieth, konte niemand löschen, so daß der gantze Wagen im Feuer aufgieng, und we- nig oder nichts von den Güthern salviret wurde. Der alte D. Rechenberg aber sagte: Wer glaubt, der fleucht nicht; man hat auch nicht gehöret, daß er gleich den andern geflüch- tet hätte.
Die
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und verurſachen bey den
Schencken voll ſtehen. Alß aber das Ge- ruͤchte hernach von neuem, und mit groͤßerer Ge- wißheit wieder kam, und man ſichere Nachricht hatte, daß der Koͤnig in Schweden bey Stei- nau uͤber die Oder gegangen waͤre, ſo war die Furcht, und bey vielen die heuchleriſche An- dacht deſto groͤßer. Da ſahe man blaſſe Angeſichter, und Thraͤnen auf den Gaſſen, und in Kirchen: da hoͤrete man in Haͤuſern mehr ſingen, als ſonſt in Fleiſch-Baͤncken, und im Schuſter-Gaͤßgen, wenn ein Donner-Wetter am Himmel ſtehet. Da gieng es an ein Fluͤchten, und Raͤumen, und Wegziehen aus der Stadt. Sowol reiche als gemeine Leute ſchafften ihre Weiber und Kinder, und das beſte von ihren Guͤthern nach Halle, und in umlie- gende ſichere Oerter. Profeſſor Pfautz ſchickt auch einen gantzen Wagen voll Geraͤthe nach Halle; ſein Sohn aber, wie man mir erzeh- let, rauchte eine Pfeiffe Tabac auf dem Wa- gen, und da aus Unvorſichtigkeit der Wagen in Brandt gerieth, konte niemand loͤſchen, ſo daß der gantze Wagen im Feuer aufgieng, und we- nig oder nichts von den Guͤthern ſalviret wurde. Der alte D. Rechenberg aber ſagte: Wer glaubt, der fleucht nicht; man hat auch nicht gehoͤret, daß er gleich den andern gefluͤch- tet haͤtte.
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und verurſachen bey den
Schencken voll ſtehen. Alß aber das Ge-
ruͤchte hernach von neuem, und mit groͤßerer Ge-
wißheit wieder kam, und man ſichere Nachricht
hatte, daß der Koͤnig in Schweden bey Stei-
nau uͤber die Oder gegangen waͤre, ſo war die
Furcht, und bey vielen die heuchleriſche An-
dacht deſto groͤßer. Da ſahe man blaſſe
Angeſichter, und Thraͤnen auf den Gaſſen, und
in Kirchen: da hoͤrete man in Haͤuſern mehr
ſingen, als ſonſt in Fleiſch-Baͤncken, und im
Schuſter-Gaͤßgen, wenn ein Donner-Wetter
am Himmel ſtehet. Da gieng es an ein
Fluͤchten, und Raͤumen, und Wegziehen aus
der Stadt. Sowol reiche als gemeine Leute
ſchafften ihre Weiber und Kinder, und das beſte
von ihren Guͤthern nach Halle, und in umlie-
gende ſichere Oerter. Profeſſor Pfautz ſchickt
auch einen gantzen Wagen voll Geraͤthe nach
Halle; ſein Sohn aber, wie man mir erzeh-
let, rauchte eine Pfeiffe Tabac auf dem Wa-
gen, und da aus Unvorſichtigkeit der Wagen in
Brandt gerieth, konte niemand loͤſchen, ſo daß
der gantze Wagen im Feuer aufgieng, und we-
nig oder nichts von den Guͤthern ſalviret wurde.
Der alte D. Rechenberg aber ſagte: Wer
glaubt, der fleucht nicht; man hat auch
nicht gehoͤret, daß er gleich den andern gefluͤch-
tet haͤtte.
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 401. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/447>, abgerufen am 22.11.2024.
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