ich über das Jahr noch, so soll sie 2. Fl. haben, und so viel Jahr ich noch lebe, alle- mahl in Weynachten einen Gulden mehr. Was geschicht? sie kriegt mich bey der Hand, und rufft die andern zu Zeugen an. 22. Jahr habe ich meine Zusage gehalten, so daß ich An. 1731. ihr schon 23. Fl. auszahlen müssen, und auch würcklich ausgezahlt. Und ich wüste mirs ietzt nicht auszustehen, wenn sie nicht vor 7. Jah- ren aus gutem und freywilligem Gemüthe, da ich ihr meinen ietzt sehr geänderten Zustand vorstellte, mich von meiner Obligation befreyet hätte.
Doch so gerne ich nun dazumahl gestorben wäre; so kunte es mir doch so gut nicht werden. Jch meynte, ich wolte nach angehörter, und ob- angeführter Predigt heimgehen, mich hinlegen und sterben: und das, was ich empfunden hätte, würde ein Schlaff-Trunck gewesen seyn von GOtt mir eingeschenckt die Bitterkeit des Todes zu versüssen. Aber unsere Gedancken sind nicht allemahl GOttes Gedancken, und wir sind nicht fähig allemahl sein Werck zu treffen. Umge- kehrt, weil ich meynte, ich würde ohne dem sterben, so fieng ich denselben Abend wiederum, wie sonst, an, bey vielem Muth und Vergnü- gung, und mit Verwunderung meiner Tisch- Compagnions, die um mich waren, meine 2. Pfeif- fen Tabac des Abends zu rauchen, wie vor diesem,
und
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und bekommt nach einer Predigt
ich uͤber das Jahr noch, ſo ſoll ſie 2. Fl. haben, und ſo viel Jahr ich noch lebe, alle- mahl in Weynachten einen Gulden mehr. Was geſchicht? ſie kriegt mich bey der Hand, und rufft die andern zu Zeugen an. 22. Jahr habe ich meine Zuſage gehalten, ſo daß ich An. 1731. ihr ſchon 23. Fl. auszahlen muͤſſen, und auch wuͤrcklich ausgezahlt. Und ich wuͤſte mirs ietzt nicht auszuſtehen, wenn ſie nicht vor 7. Jah- ren aus gutem und freywilligem Gemuͤthe, da ich ihr meinen ietzt ſehr geaͤnderten Zuſtand vorſtellte, mich von meiner Obligation befreyet haͤtte.
Doch ſo gerne ich nun dazumahl geſtorben waͤre; ſo kunte es mir doch ſo gut nicht werden. Jch meynte, ich wolte nach angehoͤrter, und ob- angefuͤhrter Predigt heimgehen, mich hinlegen und ſterben: und das, was ich empfunden haͤtte, wuͤrde ein Schlaff-Trunck geweſen ſeyn von GOtt mir eingeſchenckt die Bitterkeit des Todes zu verſuͤſſen. Aber unſere Gedancken ſind nicht allemahl GOttes Gedancken, und wir ſind nicht faͤhig allemahl ſein Werck zu treffen. Umge- kehrt, weil ich meynte, ich wuͤrde ohne dem ſterben, ſo fieng ich denſelben Abend wiederum, wie ſonſt, an, bey vielem Muth und Vergnuͤ- gung, und mit Verwunderung meiner Tiſch- Compagnions, die um mich waren, meine 2. Pfeif- fen Tabac des Abends zu rauchen, wie vor dieſem,
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und bekommt nach einer Predigt
ich uͤber das Jahr noch, ſo ſoll ſie 2. Fl.
haben, und ſo viel Jahr ich noch lebe, alle-
mahl in Weynachten einen Gulden mehr.
Was geſchicht? ſie kriegt mich bey der Hand,
und rufft die andern zu Zeugen an. 22. Jahr
habe ich meine Zuſage gehalten, ſo daß ich An.
1731. ihr ſchon 23. Fl. auszahlen muͤſſen, und
auch wuͤrcklich ausgezahlt. Und ich wuͤſte mirs
ietzt nicht auszuſtehen, wenn ſie nicht vor 7. Jah-
ren aus gutem und freywilligem Gemuͤthe, da ich
ihr meinen ietzt ſehr geaͤnderten Zuſtand vorſtellte,
mich von meiner Obligation befreyet haͤtte.
Doch ſo gerne ich nun dazumahl geſtorben
waͤre; ſo kunte es mir doch ſo gut nicht werden.
Jch meynte, ich wolte nach angehoͤrter, und ob-
angefuͤhrter Predigt heimgehen, mich hinlegen
und ſterben: und das, was ich empfunden haͤtte,
wuͤrde ein Schlaff-Trunck geweſen ſeyn von
GOtt mir eingeſchenckt die Bitterkeit des Todes
zu verſuͤſſen. Aber unſere Gedancken ſind nicht
allemahl GOttes Gedancken, und wir ſind nicht
faͤhig allemahl ſein Werck zu treffen. Umge-
kehrt, weil ich meynte, ich wuͤrde ohne dem
ſterben, ſo fieng ich denſelben Abend wiederum,
wie ſonſt, an, bey vielem Muth und Vergnuͤ-
gung, und mit Verwunderung meiner Tiſch-
Compagnions, die um mich waren, meine 2. Pfeif-
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 483. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/529>, abgerufen am 22.11.2024.
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