suche, den Magen verderbe, und dadurch den Grund zu Fiebern, und anderen Kranckheiten lege. Jch habe aus der Erfahrung gelernet, was ein gewisser anderer Medicus, wo mir recht ist, D. Richter, schreibet, daß einer das habi- tuelle oder hectische Fieber in dem ersten und an- dern Grade wohl zwantzig Jahr an seinem Leibe mit sich herum tragen könne, ohne daß es zum Actu und zum würcklichen Ausbruch käme: und daß er in dieser Zeit nach und nach abnähme, und lento igne, oder durch ein langsames Feuer heim- lich immer ie mehr und mehr ausgezehret werde. Glaube mir, ich wolte dir an meinem Leibe zei- gen, wie ich von An. 1709 an, bis hieher ie mehr und mehr vom Fleische gekommen, und wie in dem einem Jahre hier, und in dem fol- genden, oder in einem andern Jahre an einem andern Orte das Fleisch vom Leibe successive und augenscheinlich weggefallen, als der ich in mei- nem Leben auf nichts so sehr, als auf das, was in meinem Leibe, und in meiner Seele vorge- het, Achtung zu geben, bin gewohnet gewesen.
Anno 1710. §. 108.
Wie ich 1710. im Früh-Jahre ein wenig wie- der zu Kräfften kam, so rieth mir iederman zu mehrer Motion und Bewegung. Jch gab
gerne
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der Geſundheit wieder:
ſuche, den Magen verderbe, und dadurch den Grund zu Fiebern, und anderen Kranckheiten lege. Jch habe aus der Erfahrung gelernet, was ein gewiſſer anderer Medicus, wo mir recht iſt, D. Richter, ſchreibet, daß einer das habi- tuelle oder hectiſche Fieber in dem erſten und an- dern Grade wohl zwantzig Jahr an ſeinem Leibe mit ſich herum tragen koͤnne, ohne daß es zum Actu und zum wuͤrcklichen Ausbruch kaͤme: und daß er in dieſer Zeit nach und nach abnaͤhme, und lento igne, oder durch ein langſames Feuer heim- lich immer ie mehr und mehr ausgezehret werde. Glaube mir, ich wolte dir an meinem Leibe zei- gen, wie ich von An. 1709 an, bis hieher ie mehr und mehr vom Fleiſche gekommen, und wie in dem einem Jahre hier, und in dem fol- genden, oder in einem andern Jahre an einem andern Orte das Fleiſch vom Leibe ſucceſſive und augenſcheinlich weggefallen, als der ich in mei- nem Leben auf nichts ſo ſehr, als auf das, was in meinem Leibe, und in meiner Seele vorge- het, Achtung zu geben, bin gewohnet geweſen.
Anno 1710. §. 108.
Wie ich 1710. im Fruͤh-Jahre ein wenig wie- der zu Kraͤfften kam, ſo rieth mir iederman zu mehrer Motion und Bewegung. Jch gab
gerne
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der Geſundheit wieder:
ſuche, den Magen verderbe, und dadurch den
Grund zu Fiebern, und anderen Kranckheiten
lege. Jch habe aus der Erfahrung gelernet,
was ein gewiſſer anderer Medicus, wo mir recht
iſt, D. Richter, ſchreibet, daß einer das habi-
tuelle oder hectiſche Fieber in dem erſten und an-
dern Grade wohl zwantzig Jahr an ſeinem Leibe
mit ſich herum tragen koͤnne, ohne daß es zum
Actu und zum wuͤrcklichen Ausbruch kaͤme: und
daß er in dieſer Zeit nach und nach abnaͤhme, und
lento igne, oder durch ein langſames Feuer heim-
lich immer ie mehr und mehr ausgezehret werde.
Glaube mir, ich wolte dir an meinem Leibe zei-
gen, wie ich von An. 1709 an, bis hieher ie
mehr und mehr vom Fleiſche gekommen, und
wie in dem einem Jahre hier, und in dem fol-
genden, oder in einem andern Jahre an einem
andern Orte das Fleiſch vom Leibe ſucceſſive und
augenſcheinlich weggefallen, als der ich in mei-
nem Leben auf nichts ſo ſehr, als auf das, was
in meinem Leibe, und in meiner Seele vorge-
het, Achtung zu geben, bin gewohnet geweſen.
Anno 1710.
§. 108.
Wie ich 1710. im Fruͤh-Jahre ein wenig wie-
der zu Kraͤfften kam, ſo rieth mir iederman zu
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 485. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/531>, abgerufen am 22.11.2024.
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