gerne Beyfall, wohl wissend, wie solche zu an- derer Zeit stets meine Medicin und Praeservativ gewesen. Jn der Marter-Woche reisete ich demnach nach Halle mit der Post, und hatte da- von großen Nutzen. Denn da ich bey einem Viertel-Jahre her schier gantz verstopfft gewesen, und nie eine rechte Oeffnung gehabt, so bekam ich durch die Erschütterung auf dem Post-Wa- gen zulängliche und sattsame Oeffnung. Jch consulirte bey dieser Gelegenheit den berühmten D. Stahl in Halle. Er hatte eine Disputa- tion de Febri hectica ehedessen gehalten, und bis 10. Signa und Merckmaale von dieser Kranck- heit angegeben. Jch befand sie alle bey mir, und in meinem Leibe, und hatte sie vor Signa hecticae bisher allemahl gehalten, wie sie denn auch von Lic. Friderici davor waren gehalten worden, und dieses schon, ehe ich noch D. Stahls Disputation zu lesen bekam, als wodurch ich nur noch in meiner Meynung bestärcket worden. Weil einige Doctores in Leipzig nichts von der Hectica hatten wissen noch hören wollen, als die keine Hecticam statuirten, wo nicht die Lungensucht dabey, und der würckliche Actus febrilis dabey wäre; so dachte ich, dieser D. Stahl wird sol- chen Morbum bey mir nothwendig agnosciren, und zugestehen müssen, weil er eben diese Signa bey mir antreffen wird, so er selbst in seiner Dispu-
tation
Reiſet nach Halle,
gerne Beyfall, wohl wiſſend, wie ſolche zu an- derer Zeit ſtets meine Medicin und Præſervativ geweſen. Jn der Marter-Woche reiſete ich demnach nach Halle mit der Poſt, und hatte da- von großen Nutzen. Denn da ich bey einem Viertel-Jahre her ſchier gantz verſtopfft geweſen, und nie eine rechte Oeffnung gehabt, ſo bekam ich durch die Erſchuͤtterung auf dem Poſt-Wa- gen zulaͤngliche und ſattſame Oeffnung. Jch conſulirte bey dieſer Gelegenheit den beruͤhmten D. Stahl in Halle. Er hatte eine Diſputa- tion de Febri hectica ehedeſſen gehalten, und bis 10. Signa und Merckmaale von dieſer Kranck- heit angegeben. Jch befand ſie alle bey mir, und in meinem Leibe, und hatte ſie vor Signa hecticæ bisher allemahl gehalten, wie ſie denn auch von Lic. Friderici davor waren gehalten worden, und dieſes ſchon, ehe ich noch D. Stahls Diſputation zu leſen bekam, als wodurch ich nur noch in meiner Meynung beſtaͤrcket worden. Weil einige Doctores in Leipzig nichts von der Hectica hatten wiſſen noch hoͤren wollen, als die keine Hecticam ſtatuirten, wo nicht die Lungenſucht dabey, und der wuͤrckliche Actus febrilis dabey waͤre; ſo dachte ich, dieſer D. Stahl wird ſol- chen Morbum bey mir nothwendig agnoſciren, und zugeſtehen muͤſſen, weil er eben dieſe Signa bey mir antreffen wird, ſo er ſelbſt in ſeiner Diſpu-
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Reiſet nach Halle,
gerne Beyfall, wohl wiſſend, wie ſolche zu an-
derer Zeit ſtets meine Medicin und Præſervativ
geweſen. Jn der Marter-Woche reiſete ich
demnach nach Halle mit der Poſt, und hatte da-
von großen Nutzen. Denn da ich bey einem
Viertel-Jahre her ſchier gantz verſtopfft geweſen,
und nie eine rechte Oeffnung gehabt, ſo bekam
ich durch die Erſchuͤtterung auf dem Poſt-Wa-
gen zulaͤngliche und ſattſame Oeffnung. Jch
conſulirte bey dieſer Gelegenheit den beruͤhmten
D. Stahl in Halle. Er hatte eine Diſputa-
tion de Febri hectica ehedeſſen gehalten, und
bis 10. Signa und Merckmaale von dieſer Kranck-
heit angegeben. Jch befand ſie alle bey mir,
und in meinem Leibe, und hatte ſie vor Signa
hecticæ bisher allemahl gehalten, wie ſie denn
auch von Lic. Friderici davor waren gehalten
worden, und dieſes ſchon, ehe ich noch D. Stahls
Diſputation zu leſen bekam, als wodurch ich nur
noch in meiner Meynung beſtaͤrcket worden.
Weil einige Doctores in Leipzig nichts von der
Hectica hatten wiſſen noch hoͤren wollen, als die
keine Hecticam ſtatuirten, wo nicht die Lungenſucht
dabey, und der wuͤrckliche Actus febrilis dabey
waͤre; ſo dachte ich, dieſer D. Stahl wird ſol-
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 486. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/532>, abgerufen am 22.11.2024.
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