Göttlicher Beruf seyn müsse. Mir selbst sagt er davon nicht ein Wort, gleich als ob er ge- merckt hätte, daß ich difficil seyn, und schwer dran gehen würde, eine solche Vocation anzu- nehmen, ob er gleich alles wider mich auf- gebracht hatte. Der bekannte M. Schwedler zur Niederwiese muste an mich schreiben, und zei- gen, daß man auch in Schulen Leute bekehren, und viel Gutes bey der Jugend stifften könte. D. Thebesius, der mit mir auf der Universität gern umgegangen war, und nun in Hirschberg lebte, schrieb auch an mich, und stellte mir die vortheilhafften Conditionen, das schöne Wohn- Haus, die 500. Schlesische Thaler fixum Sala- rium, Geträyde, Holtz, und was ich alles bekommen solte, mit vielem Nachdrucke vor. Das war noch nicht genug. Zu gleicher Zeit schrieb das Kirchen-Regiment, nebst den ho- hen Vorstehern der Schule an mich, und such- ten mich zur Annehmung des Rectorats willig zu machen. Jch antwortete ihnen aber: Jch hätte einmahl bey dem Hoch-Edlen Rathe in Leipzig angeklopfft, und es, würde nicht wohl laßen, von dieser Thüre wegzugehen, und an einem andern Orte zugleich anzuklopffen, son- dern wolte warten, bis man mir hier aufge- than, und mir auf mein Ansuchen positive Antwort gegeben hätte. Jch hatte diesen
Brief
D. Günther,undD. Thebeſius
Goͤttlicher Beruf ſeyn muͤſſe. Mir ſelbſt ſagt er davon nicht ein Wort, gleich als ob er ge- merckt haͤtte, daß ich difficil ſeyn, und ſchwer dran gehen wuͤrde, eine ſolche Vocation anzu- nehmen, ob er gleich alles wider mich auf- gebracht hatte. Der bekannte M. Schwedler zur Niederwieſe muſte an mich ſchreiben, und zei- gen, daß man auch in Schulen Leute bekehren, und viel Gutes bey der Jugend ſtifften koͤnte. D. Thebeſius, der mit mir auf der Univerſitaͤt gern umgegangen war, und nun in Hirſchberg lebte, ſchrieb auch an mich, und ſtellte mir die vortheilhafften Conditionen, das ſchoͤne Wohn- Haus, die 500. Schleſiſche Thaler fixum Sala- rium, Getraͤyde, Holtz, und was ich alles bekommen ſolte, mit vielem Nachdrucke vor. Das war noch nicht genug. Zu gleicher Zeit ſchrieb das Kirchen-Regiment, nebſt den ho- hen Vorſtehern der Schule an mich, und ſuch- ten mich zur Annehmung des Rectorats willig zu machen. Jch antwortete ihnen aber: Jch haͤtte einmahl bey dem Hoch-Edlen Rathe in Leipzig angeklopfft, und es, wuͤrde nicht wohl laßen, von dieſer Thuͤre wegzugehen, und an einem andern Orte zugleich anzuklopffen, ſon- dern wolte warten, bis man mir hier aufge- than, und mir auf mein Anſuchen poſitive Antwort gegeben haͤtte. Jch hatte dieſen
Brief
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[500/0546]
D. Günther, und D. Thebeſius
Goͤttlicher Beruf ſeyn muͤſſe. Mir ſelbſt ſagt
er davon nicht ein Wort, gleich als ob er ge-
merckt haͤtte, daß ich difficil ſeyn, und ſchwer
dran gehen wuͤrde, eine ſolche Vocation anzu-
nehmen, ob er gleich alles wider mich auf-
gebracht hatte. Der bekannte M. Schwedler zur
Niederwieſe muſte an mich ſchreiben, und zei-
gen, daß man auch in Schulen Leute bekehren,
und viel Gutes bey der Jugend ſtifften koͤnte.
D. Thebeſius, der mit mir auf der Univerſitaͤt
gern umgegangen war, und nun in Hirſchberg
lebte, ſchrieb auch an mich, und ſtellte mir die
vortheilhafften Conditionen, das ſchoͤne Wohn-
Haus, die 500. Schleſiſche Thaler fixum Sala-
rium, Getraͤyde, Holtz, und was ich alles
bekommen ſolte, mit vielem Nachdrucke vor.
Das war noch nicht genug. Zu gleicher Zeit
ſchrieb das Kirchen-Regiment, nebſt den ho-
hen Vorſtehern der Schule an mich, und ſuch-
ten mich zur Annehmung des Rectorats willig
zu machen. Jch antwortete ihnen aber: Jch
haͤtte einmahl bey dem Hoch-Edlen Rathe in
Leipzig angeklopfft, und es, wuͤrde nicht wohl
laßen, von dieſer Thuͤre wegzugehen, und an
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 500. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/546>, abgerufen am 22.11.2024.
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