kannt ist, daß, wenn sie sich über ihre Kinder er- zürnen, oder ihre Untugenden bejammern, sie auf eine liederliche und sündliche Weise wünschen und sagen: Ach wenn ich dich doch in der ersten Bade-Mulde hätte ersauffen lassen! Jch besinne mich noch gar wohl, daß man mich auf den Armen getragen, und ich noch nicht gehen, und die Leute verstehen können, die zu mir gere- det, auch nicht nachsagen können, was sie mir vor- gesaget, das ich sprechen solte. Da der große Comet-Stern Anno 1680. am Himmel stund, und ich noch nicht 4. Jahr alt war, hatte mich meine Schwester des Abends im Hofe unter vie- len andern Leuten auf dem Arme, und zeigte mir den Stern, konte aber den Ort nicht sehen, auf welchen sie mir mit den Fingern wiese; so viel weiß ich noch, daß man mich mit fürchterlichen Ideen, die mir dadurch beygebracht wurden, her- nach schlafen geleget. Noch mehr solche fürch- terliche Impressionen, und deren ich mich auch noch besser erinnere, wurden mir und andern Kin- dern auf allerhand Art und Weise gemacht, alß der Türcke Anno 1683. vor Wien lag. Die große Glocke, so sie des Morgens und zur Vesper- Zeit läuteten: das besondere Türcken-Gebet, so in Predigten und Bet-Stunden verlesen wurde: das tägliche Singen des Liedes in Kirchen und in unserer Schule: Du Friedens-Fürst, HErr
JEsu
in einer aͤngſtlichen Nacht
kannt iſt, daß, wenn ſie ſich uͤber ihre Kinder er- zuͤrnen, oder ihre Untugenden bejammern, ſie auf eine liederliche und ſuͤndliche Weiſe wuͤnſchen und ſagen: Ach wenn ich dich doch in der erſten Bade-Mulde haͤtte erſauffen laſſen! Jch beſinne mich noch gar wohl, daß man mich auf den Armen getragen, und ich noch nicht gehen, und die Leute verſtehen koͤnnen, die zu mir gere- det, auch nicht nachſagen koͤnnen, was ſie mir vor- geſaget, das ich ſprechen ſolte. Da der große Comet-Stern Anno 1680. am Himmel ſtund, und ich noch nicht 4. Jahr alt war, hatte mich meine Schweſter des Abends im Hofe unter vie- len andern Leuten auf dem Arme, und zeigte mir den Stern, konte aber den Ort nicht ſehen, auf welchen ſie mir mit den Fingern wieſe; ſo viel weiß ich noch, daß man mich mit fuͤrchterlichen Idéen, die mir dadurch beygebracht wurden, her- nach ſchlafen geleget. Noch mehr ſolche fuͤrch- terliche Impreſſionen, und deren ich mich auch noch beſſer erinnere, wurden mir und andern Kin- dern auf allerhand Art und Weiſe gemacht, alß der Tuͤrcke Anno 1683. vor Wien lag. Die große Glocke, ſo ſie des Morgens und zur Veſper- Zeit laͤuteten: das beſondere Tuͤrcken-Gebet, ſo in Predigten und Bet-Stunden verleſen wurde: das taͤgliche Singen des Liedes in Kirchen und in unſerer Schule: Du Friedens-Fuͤrſt, HErr
JEſu
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[18/0064]
in einer aͤngſtlichen Nacht
kannt iſt, daß, wenn ſie ſich uͤber ihre Kinder er-
zuͤrnen, oder ihre Untugenden bejammern, ſie auf
eine liederliche und ſuͤndliche Weiſe wuͤnſchen und
ſagen: Ach wenn ich dich doch in der erſten
Bade-Mulde haͤtte erſauffen laſſen! Jch
beſinne mich noch gar wohl, daß man mich auf
den Armen getragen, und ich noch nicht gehen,
und die Leute verſtehen koͤnnen, die zu mir gere-
det, auch nicht nachſagen koͤnnen, was ſie mir vor-
geſaget, das ich ſprechen ſolte. Da der große
Comet-Stern Anno 1680. am Himmel ſtund,
und ich noch nicht 4. Jahr alt war, hatte mich
meine Schweſter des Abends im Hofe unter vie-
len andern Leuten auf dem Arme, und zeigte mir
den Stern, konte aber den Ort nicht ſehen, auf
welchen ſie mir mit den Fingern wieſe; ſo viel
weiß ich noch, daß man mich mit fuͤrchterlichen
Idéen, die mir dadurch beygebracht wurden, her-
nach ſchlafen geleget. Noch mehr ſolche fuͤrch-
terliche Impreſſionen, und deren ich mich auch
noch beſſer erinnere, wurden mir und andern Kin-
dern auf allerhand Art und Weiſe gemacht, alß
der Tuͤrcke Anno 1683. vor Wien lag. Die
große Glocke, ſo ſie des Morgens und zur Veſper-
Zeit laͤuteten: das beſondere Tuͤrcken-Gebet, ſo
in Predigten und Bet-Stunden verleſen wurde:
das taͤgliche Singen des Liedes in Kirchen und
in unſerer Schule: Du Friedens-Fuͤrſt, HErr
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/64>, abgerufen am 21.11.2024.
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