JEsu CHrist, (welches wegen der Connexion der Ideen im Gehirne noch lange Zeit hernach, so offt ich es habe hören singen, eine dunckele Angst bey mir verursachet, die derjenigen gleich war, so ich damals bey mir empfunden:) das Flüchten unserer besten Sachen in die Stadt: die angst- liche Reden und Discourse der Alten, die wir Kin- der mit anhöreten, verursachten, daß ich mich offt mit Furcht plagte, und aus Furcht mir allerhand seltsame Gedancken machte.
Anno 1683. §. 7.
Doch Kinder sind in solchen Jahren nicht nur der fürchterlichen und ängstlichen, sondern auch vieler freudigen Eindruckungen fähig, wel- che der Geist GOttes, den sie in der Tauffe em- pfangen, durch GOttes Wort, durch Gebet und geistliche Lieder in ihren Hertzen verursachet. So viel sie auch an ihrem Orte offters schon Schmertzen, Kranckheiten, Angst, Anfechtungen, und Leid haben: so werden sie auch in solchen frü- hen Jahren schon reichlich getröstet durch CHri- stum. Das wiederfuhr auch mir. Jn eben die- sem 6sten oder 7den Jahre meines Alters wurde ich einst in der Nacht mit erschrecklichen Träu- men geängstiget. Da waren grausame Thiere, die mich zerreißen, abscheuliche Männer, die mich
umbrin-
B 2
aus einem Liede getroͤſtet.
JEſu CHriſt, (welches wegen der Connexion der Idéen im Gehirne noch lange Zeit hernach, ſo offt ich es habe hoͤren ſingen, eine dunckele Angſt bey mir verurſachet, die derjenigen gleich war, ſo ich damals bey mir empfunden:) das Fluͤchten unſerer beſten Sachen in die Stadt: die angſt- liche Reden und Diſcourſe der Alten, die wir Kin- der mit anhoͤreten, verurſachten, daß ich mich offt mit Furcht plagte, und aus Furcht mir allerhand ſeltſame Gedancken machte.
Anno 1683. §. 7.
Doch Kinder ſind in ſolchen Jahren nicht nur der fuͤrchterlichen und aͤngſtlichen, ſondern auch vieler freudigen Eindruckungen faͤhig, wel- che der Geiſt GOttes, den ſie in der Tauffe em- pfangen, durch GOttes Wort, durch Gebet und geiſtliche Lieder in ihren Hertzen verurſachet. So viel ſie auch an ihrem Orte offters ſchon Schmertzen, Kranckheiten, Angſt, Anfechtungen, und Leid haben: ſo werden ſie auch in ſolchen fruͤ- hen Jahren ſchon reichlich getroͤſtet durch CHri- ſtum. Das wiederfuhr auch mir. Jn eben die- ſem 6ſten oder 7den Jahre meines Alters wurde ich einſt in der Nacht mit erſchrecklichen Traͤu- men geaͤngſtiget. Da waren grauſame Thiere, die mich zerreißen, abſcheuliche Maͤnner, die mich
umbrin-
B 2
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0065"n="19"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">aus einem Liede getroͤſtet.</hi></fw><lb/><hirendition="#fr">JEſu CHriſt,</hi> (welches wegen der <hirendition="#aq">Connexion</hi><lb/>
der <hirendition="#aq">Idéen</hi> im Gehirne noch lange Zeit hernach,<lb/>ſo offt ich es habe hoͤren ſingen, eine dunckele Angſt<lb/>
bey mir verurſachet, die derjenigen gleich war, ſo<lb/>
ich damals bey mir empfunden:) das Fluͤchten<lb/>
unſerer beſten Sachen in die Stadt: die angſt-<lb/>
liche Reden und <hirendition="#aq">Diſcourſ</hi>e der Alten, die wir Kin-<lb/>
der mit anhoͤreten, verurſachten, daß ich mich offt<lb/>
mit Furcht plagte, und aus Furcht mir allerhand<lb/>ſeltſame Gedancken machte.</p></div><lb/><divn="1"><head><hirendition="#aq"><hirendition="#g">Anno</hi></hi> 1683.<lb/>
§. 7.</head><lb/><p>Doch Kinder ſind in ſolchen Jahren nicht<lb/>
nur der fuͤrchterlichen und aͤngſtlichen, ſondern<lb/>
auch vieler freudigen Eindruckungen faͤhig, wel-<lb/>
che der Geiſt GOttes, den ſie in der Tauffe em-<lb/>
pfangen, durch GOttes Wort, durch Gebet und<lb/>
geiſtliche Lieder in ihren Hertzen verurſachet.<lb/>
So viel ſie auch an ihrem Orte offters ſchon<lb/>
Schmertzen, Kranckheiten, Angſt, Anfechtungen,<lb/>
und Leid haben: ſo werden ſie auch in ſolchen fruͤ-<lb/>
hen Jahren ſchon reichlich getroͤſtet durch CHri-<lb/>ſtum. Das wiederfuhr auch mir. Jn eben die-<lb/>ſem 6ſten oder 7den Jahre meines Alters wurde<lb/>
ich einſt in der Nacht mit erſchrecklichen Traͤu-<lb/>
men geaͤngſtiget. Da waren grauſame Thiere,<lb/>
die mich zerreißen, abſcheuliche Maͤnner, die mich<lb/><fwplace="bottom"type="sig">B 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">umbrin-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[19/0065]
aus einem Liede getroͤſtet.
JEſu CHriſt, (welches wegen der Connexion
der Idéen im Gehirne noch lange Zeit hernach,
ſo offt ich es habe hoͤren ſingen, eine dunckele Angſt
bey mir verurſachet, die derjenigen gleich war, ſo
ich damals bey mir empfunden:) das Fluͤchten
unſerer beſten Sachen in die Stadt: die angſt-
liche Reden und Diſcourſe der Alten, die wir Kin-
der mit anhoͤreten, verurſachten, daß ich mich offt
mit Furcht plagte, und aus Furcht mir allerhand
ſeltſame Gedancken machte.
Anno 1683.
§. 7.
Doch Kinder ſind in ſolchen Jahren nicht
nur der fuͤrchterlichen und aͤngſtlichen, ſondern
auch vieler freudigen Eindruckungen faͤhig, wel-
che der Geiſt GOttes, den ſie in der Tauffe em-
pfangen, durch GOttes Wort, durch Gebet und
geiſtliche Lieder in ihren Hertzen verurſachet.
So viel ſie auch an ihrem Orte offters ſchon
Schmertzen, Kranckheiten, Angſt, Anfechtungen,
und Leid haben: ſo werden ſie auch in ſolchen fruͤ-
hen Jahren ſchon reichlich getroͤſtet durch CHri-
ſtum. Das wiederfuhr auch mir. Jn eben die-
ſem 6ſten oder 7den Jahre meines Alters wurde
ich einſt in der Nacht mit erſchrecklichen Traͤu-
men geaͤngſtiget. Da waren grauſame Thiere,
die mich zerreißen, abſcheuliche Maͤnner, die mich
umbrin-
B 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/65>, abgerufen am 18.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.