oder zu schreiben, so lasen meine ältern Brüder, wenn der Beruffs-Arbeit nicht viel war, in Arnds wahren Christenthume, Lüttkemanns Vorschmack Göttlicher Güte, oder in andern Büchern, den andern, so arbeiteten, zur Er- bauung, ehe sie schlafen giengen, etwas vor. Wenn wir auch nicht stets alle beysammen, son- dern die Mutter, und ich nur allein zu Hause wa- ren, so sang sie bey aller ihrer Arbeit und häusli- chen Verrichtungen: v. g. bey dem Kochen, bey Fütterung des Viehes; und war sonderlich des Abends bey Beschickung des Viehes ihr Leib- Lied: Jch dancke dir GOTT von Hertzen, daß du an diesem Tag; und wenn sie auf die Worte kam: Noch meinem Vieh was schade, es sey groß oder klein, und ich solches mit an- hörte, so gedachte ich an meine Tauben, und schloß solche nach meiner damaligen Einfalt ins Lied mit ein; denn der Marder hatte mir einst ein Paar vortreffliche Drommel-Tauben samt den Jungen gefressen. Jch bin noch bis diese Stunde diesem Liede gewogen, ohne Zweiffel we- gen des tieffen Eindrucks, den es in der Jugend bey mir gemachet.
Anno 1685.
Diese löbliche Weise meiner Eltern und Haus-Gottesdienst bewegte einst ein Catholisches
Weib
aus einem Liede getroͤſtet,
oder zu ſchreiben, ſo laſen meine aͤltern Bruͤder, wenn der Beruffs-Arbeit nicht viel war, in Arnds wahren Chriſtenthume, Lüttkemanns Vorſchmack Goͤttlicher Guͤte, oder in andern Buͤchern, den andern, ſo arbeiteten, zur Er- bauung, ehe ſie ſchlafen giengen, etwas vor. Wenn wir auch nicht ſtets alle beyſammen, ſon- dern die Mutter, und ich nur allein zu Hauſe wa- ren, ſo ſang ſie bey aller ihrer Arbeit und haͤusli- chen Verrichtungen: v. g. bey dem Kochen, bey Fuͤtterung des Viehes; und war ſonderlich des Abends bey Beſchickung des Viehes ihr Leib- Lied: Jch dancke dir GOTT von Hertzen, daß du an dieſem Tag; und wenn ſie auf die Worte kam: Noch meinem Vieh was ſchade, es ſey groß oder klein, und ich ſolches mit an- hoͤrte, ſo gedachte ich an meine Tauben, und ſchloß ſolche nach meiner damaligen Einfalt ins Lied mit ein; denn der Marder hatte mir einſt ein Paar vortreffliche Drommel-Tauben ſamt den Jungen gefreſſen. Jch bin noch bis dieſe Stunde dieſem Liede gewogen, ohne Zweiffel we- gen des tieffen Eindrucks, den es in der Jugend bey mir gemachet.
Anno 1685.
Dieſe loͤbliche Weiſe meiner Eltern und Haus-Gottesdienſt bewegte einſt ein Catholiſches
Weib
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aus einem Liede getroͤſtet,
oder zu ſchreiben, ſo laſen meine aͤltern Bruͤder,
wenn der Beruffs-Arbeit nicht viel war, in
Arnds wahren Chriſtenthume, Lüttkemanns
Vorſchmack Goͤttlicher Guͤte, oder in andern
Buͤchern, den andern, ſo arbeiteten, zur Er-
bauung, ehe ſie ſchlafen giengen, etwas vor.
Wenn wir auch nicht ſtets alle beyſammen, ſon-
dern die Mutter, und ich nur allein zu Hauſe wa-
ren, ſo ſang ſie bey aller ihrer Arbeit und haͤusli-
chen Verrichtungen: v. g. bey dem Kochen, bey
Fuͤtterung des Viehes; und war ſonderlich des
Abends bey Beſchickung des Viehes ihr Leib-
Lied: Jch dancke dir GOTT von Hertzen,
daß du an dieſem Tag; und wenn ſie auf die
Worte kam: Noch meinem Vieh was ſchade,
es ſey groß oder klein, und ich ſolches mit an-
hoͤrte, ſo gedachte ich an meine Tauben, und
ſchloß ſolche nach meiner damaligen Einfalt ins
Lied mit ein; denn der Marder hatte mir einſt
ein Paar vortreffliche Drommel-Tauben ſamt
den Jungen gefreſſen. Jch bin noch bis dieſe
Stunde dieſem Liede gewogen, ohne Zweiffel we-
gen des tieffen Eindrucks, den es in der Jugend
bey mir gemachet.
Anno 1685.
Dieſe loͤbliche Weiſe meiner Eltern und
Haus-Gottesdienſt bewegte einſt ein Catholiſches
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/68>, abgerufen am 24.11.2024.
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