bestanden, dahingegen die Gerechtigkeit, und Gottseligkeit, welche CHristus zur Seeligkeit nöthig gemacht, auch in innerlicher Besse- rung des Hertzens, in Verleugnung der Welt, Verschmähung aller irdischen Dinge, in der Liebe GOttes über alles, in der Liebe der Feinde, in Demuth, Vergnüglichkelt, und in innerlicher Hertzens-Reinigkeit, und also in den Tugenden bestehe, welche dem Geitze, dem Hochmuth und der fleischlichen Wollust entge- gen gesetzt wären, und welche Laster die Phari- säer vor keine verdammliche Sünden hielten. Diese bessere Gerechtigkeit werde im Neuen Te- stamente eine Gerechtigkeit des Glaubens ge- nennet, weil kein Mensch dieselbe würde aus- üben, noch auszuüben begehren, so lange er den Pharisäern, und nicht CHristo glaubte: Hingegen solche auszuüben nothwendig allen Fleiß anwenden würde, so bald er CHristo glaube, der solche zur Seeligkeit nöthig gemacht, nach der bekannten Regel: Wie du gläubest, so lebest du, wie eines Menschen seine Sen- timents, Urtheile und Schlüße sind, so sind auch seine Thaten. Diese bessere Gerechtigkeit heisse im Neuen Testamente, vielfältigmahl GOttes Gerechtigkeit, weil sie so schwer, daß sie kein Mensch aus eigenen natürlichen Kräfften ausüben könne, sondern GOttes Geist, oder
GOttes
ſuchte er hernach durch
beſtanden, dahingegen die Gerechtigkeit, und Gottſeligkeit, welche CHriſtus zur Seeligkeit noͤthig gemacht, auch in innerlicher Beſſe- rung des Hertzens, in Verleugnung der Welt, Verſchmaͤhung aller irdiſchen Dinge, in der Liebe GOttes uͤber alles, in der Liebe der Feinde, in Demuth, Vergnuͤglichkelt, und in innerlicher Hertzens-Reinigkeit, und alſo in den Tugenden beſtehe, welche dem Geitze, dem Hochmuth und der fleiſchlichen Wolluſt entge- gen geſetzt waͤren, und welche Laſter die Phari- ſaͤer vor keine verdammliche Suͤnden hielten. Dieſe beſſere Gerechtigkeit werde im Neuen Te- ſtamente eine Gerechtigkeit des Glaubens ge- nennet, weil kein Menſch dieſelbe wuͤrde aus- uͤben, noch auszuuͤben begehren, ſo lange er den Phariſaͤern, und nicht CHriſto glaubte: Hingegen ſolche auszuuͤben nothwendig allen Fleiß anwenden wuͤrde, ſo bald er CHriſto glaube, der ſolche zur Seeligkeit noͤthig gemacht, nach der bekannten Regel: Wie du glaͤubeſt, ſo lebeſt du, wie eines Menſchen ſeine Sen- timents, Urtheile und Schluͤße ſind, ſo ſind auch ſeine Thaten. Dieſe beſſere Gerechtigkeit heiſſe im Neuen Teſtamente, vielfaͤltigmahl GOttes Gerechtigkeit, weil ſie ſo ſchwer, daß ſie kein Menſch aus eigenen natuͤrlichen Kraͤfften ausuͤben koͤnne, ſondern GOttes Geiſt, oder
GOttes
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0686"n="640"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">ſuchte er hernach durch</hi></fw><lb/>
beſtanden, dahingegen die Gerechtigkeit, und<lb/>
Gottſeligkeit, welche CHriſtus zur Seeligkeit<lb/>
noͤthig gemacht, auch in <hirendition="#fr">innerlicher</hi> Beſſe-<lb/>
rung <hirendition="#fr">des Hertzens,</hi> in Verleugnung der<lb/>
Welt, Verſchmaͤhung aller irdiſchen Dinge, in<lb/>
der Liebe GOttes uͤber alles, in der Liebe der<lb/>
Feinde, in Demuth, Vergnuͤglichkelt, und in<lb/>
innerlicher Hertzens-Reinigkeit, und alſo in den<lb/>
Tugenden beſtehe, welche dem Geitze, dem<lb/>
Hochmuth und der fleiſchlichen Wolluſt entge-<lb/>
gen geſetzt waͤren, und welche Laſter die Phari-<lb/>ſaͤer vor keine verdammliche Suͤnden hielten.<lb/>
Dieſe beſſere Gerechtigkeit werde im Neuen Te-<lb/>ſtamente eine Gerechtigkeit des <hirendition="#fr">Glaubens</hi> ge-<lb/>
nennet, weil kein Menſch dieſelbe wuͤrde aus-<lb/>
uͤben, noch auszuuͤben begehren, ſo lange er den<lb/>
Phariſaͤern, und nicht <hirendition="#fr">CHriſto</hi> glaubte:<lb/>
Hingegen ſolche auszuuͤben nothwendig allen<lb/>
Fleiß anwenden wuͤrde, ſo bald er CHriſto<lb/>
glaube, der ſolche zur Seeligkeit noͤthig gemacht,<lb/>
nach der bekannten Regel: <hirendition="#fr">Wie du glaͤubeſt,<lb/>ſo lebeſt du,</hi> wie eines Menſchen ſeine <hirendition="#aq">Sen-<lb/>
timents,</hi> Urtheile und Schluͤße ſind, ſo ſind<lb/>
auch ſeine Thaten. Dieſe beſſere Gerechtigkeit<lb/>
heiſſe im Neuen Teſtamente, vielfaͤltigmahl<lb/><hirendition="#fr">GOttes</hi> Gerechtigkeit, weil ſie ſo ſchwer, daß<lb/>ſie kein Menſch aus eigenen natuͤrlichen Kraͤfften<lb/>
ausuͤben koͤnne, ſondern GOttes Geiſt, oder<lb/><fwplace="bottom"type="catch">GOttes</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[640/0686]
ſuchte er hernach durch
beſtanden, dahingegen die Gerechtigkeit, und
Gottſeligkeit, welche CHriſtus zur Seeligkeit
noͤthig gemacht, auch in innerlicher Beſſe-
rung des Hertzens, in Verleugnung der
Welt, Verſchmaͤhung aller irdiſchen Dinge, in
der Liebe GOttes uͤber alles, in der Liebe der
Feinde, in Demuth, Vergnuͤglichkelt, und in
innerlicher Hertzens-Reinigkeit, und alſo in den
Tugenden beſtehe, welche dem Geitze, dem
Hochmuth und der fleiſchlichen Wolluſt entge-
gen geſetzt waͤren, und welche Laſter die Phari-
ſaͤer vor keine verdammliche Suͤnden hielten.
Dieſe beſſere Gerechtigkeit werde im Neuen Te-
ſtamente eine Gerechtigkeit des Glaubens ge-
nennet, weil kein Menſch dieſelbe wuͤrde aus-
uͤben, noch auszuuͤben begehren, ſo lange er den
Phariſaͤern, und nicht CHriſto glaubte:
Hingegen ſolche auszuuͤben nothwendig allen
Fleiß anwenden wuͤrde, ſo bald er CHriſto
glaube, der ſolche zur Seeligkeit noͤthig gemacht,
nach der bekannten Regel: Wie du glaͤubeſt,
ſo lebeſt du, wie eines Menſchen ſeine Sen-
timents, Urtheile und Schluͤße ſind, ſo ſind
auch ſeine Thaten. Dieſe beſſere Gerechtigkeit
heiſſe im Neuen Teſtamente, vielfaͤltigmahl
GOttes Gerechtigkeit, weil ſie ſo ſchwer, daß
ſie kein Menſch aus eigenen natuͤrlichen Kraͤfften
ausuͤben koͤnne, ſondern GOttes Geiſt, oder
GOttes
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 640. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/686>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.