GOttes Gnade müße solche in ihm würcken, und ihm selbe zu vollbringen Krafft geben; und darum sage auch die Heilige Schrifft, daß die Menschen aus Gnaden seelig würden, weil die Gerechtigkeit und Gottseeligkeit, so zur See- ligkeit nöthig, durch den Geist GOttes, und durch dessen Gnade gewürcket würde.
Dieses erzehlte man mir von ihm, und wer erweget, was ich nach der Zeit vor einen Tractat geschrieben, der wird sich nicht wundern, daß ich begierig worden, mit ihm Bekanntschafft zu ma- chen, und zu diesem Absehen ihn zum Medico zu erwehlen, weil seine Gedancken den meinigen, die ich dazumal hatte, sehr conform und gleichför- mig waren. Wenn ich also bey seinem Be- such von dem, was meine Kranckheit, und mei- nen Leib angieng, geredet, so ließ ich mich dann und wann auch mit ihm in einen Religions- Discours ein; es schien aber, als ob er mir, als einem Prediger, nicht recht trauen wolte, so daß er sich nicht weiter einließ, als daß er viel andere erbauliche und nützliche Dinge, und insonderheit von der Nothwendigkeit eines heiligen, und gott- seeligen Lebens mit mir redete, auch so viel Er- känntniß und Erfahrung von GOttes Wegen und Würckungen in den Gläubigen und in sei- nen Kindern von sich blicken ließ, daß ich ihm nicht anders, als gewogen seyn konte.
Die
S s
Artzeney, und genaue
GOttes Gnade muͤße ſolche in ihm wuͤrcken, und ihm ſelbe zu vollbringen Krafft geben; und darum ſage auch die Heilige Schrifft, daß die Menſchen aus Gnaden ſeelig wuͤrden, weil die Gerechtigkeit und Gottſeeligkeit, ſo zur See- ligkeit noͤthig, durch den Geiſt GOttes, und durch deſſen Gnade gewuͤrcket wuͤrde.
Dieſes erzehlte man mir von ihm, und wer erweget, was ich nach der Zeit vor einen Tractat geſchrieben, der wird ſich nicht wundern, daß ich begierig worden, mit ihm Bekanntſchafft zu ma- chen, und zu dieſem Abſehen ihn zum Medico zu erwehlen, weil ſeine Gedancken den meinigen, die ich dazumal hatte, ſehr conform und gleichfoͤr- mig waren. Wenn ich alſo bey ſeinem Be- ſuch von dem, was meine Kranckheit, und mei- nen Leib angieng, geredet, ſo ließ ich mich dann und wann auch mit ihm in einen Religions- Diſcours ein; es ſchien aber, als ob er mir, als einem Prediger, nicht recht trauen wolte, ſo daß er ſich nicht weiter einließ, als daß er viel andere erbauliche und nuͤtzliche Dinge, und inſonderheit von der Nothwendigkeit eines heiligen, und gott- ſeeligen Lebens mit mir redete, auch ſo viel Er- kaͤnntniß und Erfahrung von GOttes Wegen und Wuͤrckungen in den Glaͤubigen und in ſei- nen Kindern von ſich blicken ließ, daß ich ihm nicht anders, als gewogen ſeyn konte.
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Artzeney, und genaue
GOttes Gnade muͤße ſolche in ihm wuͤrcken,
und ihm ſelbe zu vollbringen Krafft geben; und
darum ſage auch die Heilige Schrifft, daß die
Menſchen aus Gnaden ſeelig wuͤrden, weil
die Gerechtigkeit und Gottſeeligkeit, ſo zur See-
ligkeit noͤthig, durch den Geiſt GOttes, und
durch deſſen Gnade gewuͤrcket wuͤrde.
Dieſes erzehlte man mir von ihm, und wer
erweget, was ich nach der Zeit vor einen Tractat
geſchrieben, der wird ſich nicht wundern, daß ich
begierig worden, mit ihm Bekanntſchafft zu ma-
chen, und zu dieſem Abſehen ihn zum Medico zu
erwehlen, weil ſeine Gedancken den meinigen, die
ich dazumal hatte, ſehr conform und gleichfoͤr-
mig waren. Wenn ich alſo bey ſeinem Be-
ſuch von dem, was meine Kranckheit, und mei-
nen Leib angieng, geredet, ſo ließ ich mich dann
und wann auch mit ihm in einen Religions-
Diſcours ein; es ſchien aber, als ob er mir, als
einem Prediger, nicht recht trauen wolte, ſo daß
er ſich nicht weiter einließ, als daß er viel andere
erbauliche und nuͤtzliche Dinge, und inſonderheit
von der Nothwendigkeit eines heiligen, und gott-
ſeeligen Lebens mit mir redete, auch ſo viel Er-
kaͤnntniß und Erfahrung von GOttes Wegen
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 641. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/687>, abgerufen am 21.11.2024.
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