selben nicht könne seelig werden, und als ob es den eintzeln Wahrheiten und Lehr-Sätzen nach, aus welchen es zusammen gesetzet, dem Worte GOt- tes zuwider wäre; sondern, weil es so schwer, sonderlich vor gemeine Leute, zu verstehen, und wegen des vielfältigen Mißverstandes auch die edelsten Wahrheiten desselben bey viel tausend Menschen zum Mißbrauch, und zur fleischlichen Sicherheit ausschlügen; so hielt ich davor, ich wäre nach meiner Erkänntniß, und nach meiner Einsicht verbunden, ein solches Systema zu er- wehlen, und bekannt zu machen, bey welchem die Ubung der Gottseligkeit, nach meinem Erachten, nicht so viel Gefahr lieffe, und doch auch der Gnade GOttes in CHristo kein Eintrag ge- schähe, welches ich in obgedachtem Buche vor- getragen. Die wenigen Sarcasmi und Sti- chel-Reden, die darinnen vorkommen, giengen mir auch eben nicht sonderlich von Hertzen, son- dern ließ sie nur da und dorten sparsam mit ein- fließen, damit das Buch nur nicht so gar trocken geschrieben sey, sondern etwan solche Leser bekom- men möchte, die darwider schrieben, als von de- nen ich hoffte, ja mit recht sehnlichem Verlangen drauf wartete, daß sie meine Scrupel, so mich bisher gequälet, mir benehmen, und ich bey mei- nem Amte zur rechten Ruhe wieder gelangen möchte, die ich mir längstens gewünschet hatte.
Ja
einen Tractat zu ſchreiben
ſelben nicht koͤnne ſeelig werden, und als ob es den eintzeln Wahrheiten und Lehr-Saͤtzen nach, aus welchen es zuſammen geſetzet, dem Worte GOt- tes zuwider waͤre; ſondern, weil es ſo ſchwer, ſonderlich vor gemeine Leute, zu verſtehen, und wegen des vielfaͤltigen Mißverſtandes auch die edelſten Wahrheiten deſſelben bey viel tauſend Menſchen zum Mißbrauch, und zur fleiſchlichen Sicherheit ausſchluͤgen; ſo hielt ich davor, ich waͤre nach meiner Erkaͤnntniß, und nach meiner Einſicht verbunden, ein ſolches Syſtema zu er- wehlen, und bekannt zu machen, bey welchem die Ubung der Gottſeligkeit, nach meinem Erachten, nicht ſo viel Gefahr lieffe, und doch auch der Gnade GOttes in CHriſto kein Eintrag ge- ſchaͤhe, welches ich in obgedachtem Buche vor- getragen. Die wenigen Sarcaſmi und Sti- chel-Reden, die darinnen vorkommen, giengen mir auch eben nicht ſonderlich von Hertzen, ſon- dern ließ ſie nur da und dorten ſparſam mit ein- fließen, damit das Buch nur nicht ſo gar trocken geſchrieben ſey, ſondern etwan ſolche Leſer bekom- men moͤchte, die darwider ſchrieben, als von de- nen ich hoffte, ja mit recht ſehnlichem Verlangen drauf wartete, daß ſie meine Scrupel, ſo mich bisher gequaͤlet, mir benehmen, und ich bey mei- nem Amte zur rechten Ruhe wieder gelangen moͤchte, die ich mir laͤngſtens gewuͤnſchet hatte.
Ja
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einen Tractat zu ſchreiben
ſelben nicht koͤnne ſeelig werden, und als ob es den
eintzeln Wahrheiten und Lehr-Saͤtzen nach, aus
welchen es zuſammen geſetzet, dem Worte GOt-
tes zuwider waͤre; ſondern, weil es ſo ſchwer,
ſonderlich vor gemeine Leute, zu verſtehen, und
wegen des vielfaͤltigen Mißverſtandes auch die
edelſten Wahrheiten deſſelben bey viel tauſend
Menſchen zum Mißbrauch, und zur fleiſchlichen
Sicherheit ausſchluͤgen; ſo hielt ich davor, ich
waͤre nach meiner Erkaͤnntniß, und nach meiner
Einſicht verbunden, ein ſolches Syſtema zu er-
wehlen, und bekannt zu machen, bey welchem die
Ubung der Gottſeligkeit, nach meinem Erachten,
nicht ſo viel Gefahr lieffe, und doch auch der
Gnade GOttes in CHriſto kein Eintrag ge-
ſchaͤhe, welches ich in obgedachtem Buche vor-
getragen. Die wenigen Sarcaſmi und Sti-
chel-Reden, die darinnen vorkommen, giengen
mir auch eben nicht ſonderlich von Hertzen, ſon-
dern ließ ſie nur da und dorten ſparſam mit ein-
fließen, damit das Buch nur nicht ſo gar trocken
geſchrieben ſey, ſondern etwan ſolche Leſer bekom-
men moͤchte, die darwider ſchrieben, als von de-
nen ich hoffte, ja mit recht ſehnlichem Verlangen
drauf wartete, daß ſie meine Scrupel, ſo mich
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 653. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/699>, abgerufen am 22.11.2024.
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