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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

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und die Versuchungen
Mißbrauch davon abgesondert wird. Nun solte
man nicht dencken, daß der Casus und blinder
Zufall sich so weit erstrecke, und daß es möglich
sey, daß einer in zwey Stunden nicht ein eintzi-
ges Spiel bekomme. Und siehe, diß geschach
doch gleichwol, so daß die, welche mit mir spie-
leten, des Verwunderns kein Ende machen
kunten. Dieses mehrte nun freylich meine
Furcht, gleich als ob nunmehro Stern, und
Glücke, und alles mich verlaßen hätte; iedoch
stritte ich, so gut ich kunte, wider alle Furcht,
und warff mich mit Gebet in die Hände des le-
bendigen GOttes. Denn ist es manchmal er-
schrecklich, so ist es zuweilen auch tröstlich mit
David in die Hände des HErrn zu fallen. Nun
was geschahe? Jch hatte mich kaum auf mein
Bette hingeworffen, so schlief ich ein, und mein
Schlaf währete bis in hellen Morgen; so daß
ich über GOttes seiner wunderbaren Hülffe er-
staunen muste, weil dieses in 8. Tagen die erste
Nacht war, da ich wieder den Schlaf bekommen.
Ja es war auch eine Gnade von GOtt, daß, da
ich mich nun einmahl selbst verleugnet, und
GOttes Willen mich gantz ergeben, diese Plage
bey allen folgenden Troublen nicht wieder ge-
kommen, auch zum wenigsten allemahl, zum
wenigsten in den ersten Stunden der Nacht
durch den Schlaf ein wenig mich stärcken können.

Anno

und die Verſuchungen
Mißbrauch davon abgeſondert wird. Nun ſolte
man nicht dencken, daß der Caſus und blinder
Zufall ſich ſo weit erſtrecke, und daß es moͤglich
ſey, daß einer in zwey Stunden nicht ein eintzi-
ges Spiel bekomme. Und ſiehe, diß geſchach
doch gleichwol, ſo daß die, welche mit mir ſpie-
leten, des Verwunderns kein Ende machen
kunten. Dieſes mehrte nun freylich meine
Furcht, gleich als ob nunmehro Stern, und
Gluͤcke, und alles mich verlaßen haͤtte; iedoch
ſtritte ich, ſo gut ich kunte, wider alle Furcht,
und warff mich mit Gebet in die Haͤnde des le-
bendigen GOttes. Denn iſt es manchmal er-
ſchrecklich, ſo iſt es zuweilen auch troͤſtlich mit
David in die Haͤnde des HErrn zu fallen. Nun
was geſchahe? Jch hatte mich kaum auf mein
Bette hingeworffen, ſo ſchlief ich ein, und mein
Schlaf waͤhrete bis in hellen Morgen; ſo daß
ich uͤber GOttes ſeiner wunderbaren Huͤlffe er-
ſtaunen muſte, weil dieſes in 8. Tagen die erſte
Nacht war, da ich wieder den Schlaf bekommen.
Ja es war auch eine Gnade von GOtt, daß, da
ich mich nun einmahl ſelbſt verleugnet, und
GOttes Willen mich gantz ergeben, dieſe Plage
bey allen folgenden Troublen nicht wieder ge-
kommen, auch zum wenigſten allemahl, zum
wenigſten in den erſten Stunden der Nacht
durch den Schlaf ein wenig mich ſtaͤrcken koͤnnen.

Anno
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[664/0710] und die Verſuchungen Mißbrauch davon abgeſondert wird. Nun ſolte man nicht dencken, daß der Caſus und blinder Zufall ſich ſo weit erſtrecke, und daß es moͤglich ſey, daß einer in zwey Stunden nicht ein eintzi- ges Spiel bekomme. Und ſiehe, diß geſchach doch gleichwol, ſo daß die, welche mit mir ſpie- leten, des Verwunderns kein Ende machen kunten. Dieſes mehrte nun freylich meine Furcht, gleich als ob nunmehro Stern, und Gluͤcke, und alles mich verlaßen haͤtte; iedoch ſtritte ich, ſo gut ich kunte, wider alle Furcht, und warff mich mit Gebet in die Haͤnde des le- bendigen GOttes. Denn iſt es manchmal er- ſchrecklich, ſo iſt es zuweilen auch troͤſtlich mit David in die Haͤnde des HErrn zu fallen. Nun was geſchahe? Jch hatte mich kaum auf mein Bette hingeworffen, ſo ſchlief ich ein, und mein Schlaf waͤhrete bis in hellen Morgen; ſo daß ich uͤber GOttes ſeiner wunderbaren Huͤlffe er- ſtaunen muſte, weil dieſes in 8. Tagen die erſte Nacht war, da ich wieder den Schlaf bekommen. Ja es war auch eine Gnade von GOtt, daß, da ich mich nun einmahl ſelbſt verleugnet, und GOttes Willen mich gantz ergeben, dieſe Plage bey allen folgenden Troublen nicht wieder ge- kommen, auch zum wenigſten allemahl, zum wenigſten in den erſten Stunden der Nacht durch den Schlaf ein wenig mich ſtaͤrcken koͤnnen. Anno

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Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 664. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/710>, abgerufen am 27.11.2024.