schwachen Leibern, und Gemüthern darzu nicht geschickt, daß, wenn ihnen des Abends der Kopff mit Sorge und Furcht angefüllet wird, sie die Sorge unter die Knie-Kähle, wie wir zu reden pflegen, binden, und ohne Hinderniß her- nach einschlafen können; Welches wider dieje- nigen zu mercken, die etwan hier dencken und sa- gen möchten: bist du ein Prediger, und hast andere gelehret, daß sie alle Sorgen sollen auf GOtt werffen, warum hast du sie denn auch nicht auf GOtt werffen kön- nen? du must gar ein schlechter Held im Christenthum seyn. Wann irgendwo der Conatismus, den Herr D. Lange in Halle un- sern Theologis als einen Jrrthum und Fehler vorgeworffen, wenn sie lehren, daß die Gottse- ligkeit nicht sowol in einem stetswährenden Actu, sondern in einem Conatu pietatis, und stetem Streben und Bemühen gottselig zu leben bestehe, statt findet, und vertheidiget werden kan, so kan solches bey schwachen Leibern, und Gemüthern geschehen, die sich der Furcht und Sorge nicht entschlagen, und anders nicht, als durch langes Ringen und Kämpffen zum Vertrauen auf GOtt, und zur Werffung der Sorgen auf denselben ge- langen können. GOtt wird in Wahrheit bey denselben den guten, und ernsten Willen, und den eifrigen Conatum, Streben, und Bemühen vor die That annehmen.
Ob
ausgeſtanden, und uͤberwunden;
ſchwachen Leibern, und Gemuͤthern darzu nicht geſchickt, daß, wenn ihnen des Abends der Kopff mit Sorge und Furcht angefuͤllet wird, ſie die Sorge unter die Knie-Kaͤhle, wie wir zu reden pflegen, binden, und ohne Hinderniß her- nach einſchlafen koͤnnen; Welches wider dieje- nigen zu mercken, die etwan hier dencken und ſa- gen moͤchten: biſt du ein Prediger, und haſt andere gelehret, daß ſie alle Sorgen ſollen auf GOtt werffen, warum haſt du ſie denn auch nicht auf GOtt werffen koͤn- nen? du muſt gar ein ſchlechter Held im Chriſtenthum ſeyn. Wann irgendwo der Conatiſmus, den Herr D. Lange in Halle un- ſern Theologis als einen Jrrthum und Fehler vorgeworffen, wenn ſie lehren, daß die Gottſe- ligkeit nicht ſowol in einem ſtetswaͤhrenden Actu, ſondern in einem Conatu pietatis, und ſtetem Streben und Bemuͤhen gottſelig zu leben beſtehe, ſtatt findet, und vertheidiget werden kan, ſo kan ſolches bey ſchwachen Leibern, und Gemuͤthern geſchehen, die ſich der Furcht und Sorge nicht entſchlagen, und anders nicht, als durch langes Ringen und Kaͤmpffen zum Vertrauen auf GOtt, und zur Werffung der Sorgen auf denſelben ge- langen koͤnnen. GOtt wird in Wahrheit bey denſelben den guten, und ernſten Willen, und den eifrigen Conatum, Streben, und Bemuͤhen vor die That annehmen.
Ob
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ausgeſtanden, und uͤberwunden;
ſchwachen Leibern, und Gemuͤthern darzu nicht
geſchickt, daß, wenn ihnen des Abends der
Kopff mit Sorge und Furcht angefuͤllet wird,
ſie die Sorge unter die Knie-Kaͤhle, wie wir zu
reden pflegen, binden, und ohne Hinderniß her-
nach einſchlafen koͤnnen; Welches wider dieje-
nigen zu mercken, die etwan hier dencken und ſa-
gen moͤchten: biſt du ein Prediger, und
haſt andere gelehret, daß ſie alle Sorgen
ſollen auf GOtt werffen, warum haſt du
ſie denn auch nicht auf GOtt werffen koͤn-
nen? du muſt gar ein ſchlechter Held im
Chriſtenthum ſeyn. Wann irgendwo der
Conatiſmus, den Herr D. Lange in Halle un-
ſern Theologis als einen Jrrthum und Fehler
vorgeworffen, wenn ſie lehren, daß die Gottſe-
ligkeit nicht ſowol in einem ſtetswaͤhrenden Actu,
ſondern in einem Conatu pietatis, und ſtetem
Streben und Bemuͤhen gottſelig zu leben beſtehe,
ſtatt findet, und vertheidiget werden kan, ſo kan
ſolches bey ſchwachen Leibern, und Gemuͤthern
geſchehen, die ſich der Furcht und Sorge nicht
entſchlagen, und anders nicht, als durch langes
Ringen und Kaͤmpffen zum Vertrauen auf GOtt,
und zur Werffung der Sorgen auf denſelben ge-
langen koͤnnen. GOtt wird in Wahrheit bey
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 666. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/712>, abgerufen am 27.11.2024.
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