zog; und siehe, da ich nun bey Verhörung diesen Punct von der Rechtfertigung zurücke nahm, so fielen beynahe die andern Puncte alle mit einander, deren mehr als anderthalb hundert waren, von sich selbst weg. Es waren auch etliche Sätze, die man mir imputiret, in welchen man mich nicht verstanden, und in welchen ich das gar nicht sagen wollen, was man mir schuld gegeben. Viel derselben lieffen auch auf einer- ley Verstand und Jnhalt hinaus, so daß der Herr Praesident darüber wo nicht unwillig, doch bey nahe hätte mögen müde werden. Der Punct von der Moralitate Sabbathi, den ich re- vocirte, hätte mir bald, nachdem ich nach Hause kommen, große Plage im Gemüthe ge- macht, bis ich hernach Schomeri, und anderer verständigen Theologorum unserer Kirchen Lehr-Sätze vom Sabbath, und von der Mo- ralitate, und Sittlichkeit in sehr scharffem und gemeinem, und denn auch in einem etwas weit- läufftigern, und gelindern Verstande in Betrach- tung zoge; wie ich auch solche Materie in mei- nem Tractat,Leben des Glaubens ge- nannt, deutlich hernach ausgeführet habe.
Anno 1728. §. 145.
Da die Verhörung ein Ende genommen, war ich von allen Kräfften Leibes und Gemü-
thes
ſehr entkraͤfftet worden,
zog; und ſiehe, da ich nun bey Verhoͤrung dieſen Punct von der Rechtfertigung zuruͤcke nahm, ſo fielen beynahe die andern Puncte alle mit einander, deren mehr als anderthalb hundert waren, von ſich ſelbſt weg. Es waren auch etliche Saͤtze, die man mir imputiret, in welchen man mich nicht verſtanden, und in welchen ich das gar nicht ſagen wollen, was man mir ſchuld gegeben. Viel derſelben lieffen auch auf einer- ley Verſtand und Jnhalt hinaus, ſo daß der Herr Præſident daruͤber wo nicht unwillig, doch bey nahe haͤtte moͤgen muͤde werden. Der Punct von der Moralitate Sabbathi, den ich re- vocirte, haͤtte mir bald, nachdem ich nach Hauſe kommen, große Plage im Gemuͤthe ge- macht, bis ich hernach Schomeri, und anderer verſtaͤndigen Theologorum unſerer Kirchen Lehr-Saͤtze vom Sabbath, und von der Mo- ralitate, und Sittlichkeit in ſehr ſcharffem und gemeinem, und denn auch in einem etwas weit- laͤufftigern, und gelindern Verſtande in Betrach- tung zoge; wie ich auch ſolche Materie in mei- nem Tractat,Leben des Glaubens ge- nannt, deutlich hernach ausgefuͤhret habe.
Anno 1728. §. 145.
Da die Verhoͤrung ein Ende genommen, war ich von allen Kraͤfften Leibes und Gemuͤ-
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ſehr entkraͤfftet worden,
zog; und ſiehe, da ich nun bey Verhoͤrung
dieſen Punct von der Rechtfertigung zuruͤcke
nahm, ſo fielen beynahe die andern Puncte alle
mit einander, deren mehr als anderthalb hundert
waren, von ſich ſelbſt weg. Es waren auch etliche
Saͤtze, die man mir imputiret, in welchen man
mich nicht verſtanden, und in welchen ich das
gar nicht ſagen wollen, was man mir ſchuld
gegeben. Viel derſelben lieffen auch auf einer-
ley Verſtand und Jnhalt hinaus, ſo daß der
Herr Præſident daruͤber wo nicht unwillig, doch
bey nahe haͤtte moͤgen muͤde werden. Der
Punct von der Moralitate Sabbathi, den ich re-
vocirte, haͤtte mir bald, nachdem ich nach
Hauſe kommen, große Plage im Gemuͤthe ge-
macht, bis ich hernach Schomeri, und anderer
verſtaͤndigen Theologorum unſerer Kirchen
Lehr-Saͤtze vom Sabbath, und von der Mo-
ralitate, und Sittlichkeit in ſehr ſcharffem und
gemeinem, und denn auch in einem etwas weit-
laͤufftigern, und gelindern Verſtande in Betrach-
tung zoge; wie ich auch ſolche Materie in mei-
nem Tractat, Leben des Glaubens ge-
nannt, deutlich hernach ausgefuͤhret habe.
Anno 1728.
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Da die Verhoͤrung ein Ende genommen,
war ich von allen Kraͤfften Leibes und Gemuͤ-
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 678. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/724>, abgerufen am 26.11.2024.
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