tanas hat deiner begehret, daß er dich möchte süch- ten, wie den Weitzen etc. Simon, heist ein Hö- rer, ach hättest du GOtt, und sein Wort und seine Diener gehöret, so würdest du nicht eines solchen Todes, und in deinen Sünden gestorben seyn. Jch habe dir niemalen geprediget, wie du fressen und sauffen solst etc. Die Worte des Predigers können leicht noch zierlicher, und wohlgesetzter ab- gefast gewesen seyn, ich kan mich aber nicht mehr auf alles besinnen; so viel weiß ich nur, daß mir alles dermassen zu Hertzen gegangen, daß ich den Schauer, und den Afflatum oratorium, und war- um nicht auch divinum fühlte, den die Oratorie, und das Wort GOttes zu machen fähig ist.
Jn eben diesem 1686. Jahre hatten die unsri- gen die Stadt Ofen mit stürmender Hand einge- nommen, so die Türcken über anderthalb hundert Jahr in ihrer Botmäßigkeit gehabt. Den XIII. Sonntag nach Trinitatis war bey uns ein Danck- Fest, und geschahen Freuden-Schüsse. Drey- mal wurden alle Stücke um die gantze Stadt Vormittags, und dreymal Nachmittage gelöset. Die Bürgerschafft und die Stadt-Militz gaben auf dem Marckte, wie bey solchen Fällen gewöhn- lich, ihre Salven: auf den drey höchsten Thürmen waren Trommeten und Paucken, und die schönste Music zu hören. Eben dieser Prediger redete an diesem Tage auf der Cantzel sehr viel,
was
bekommt er einen Geſchmack
tanas hat deiner begehret, daß er dich moͤchte ſuͤch- ten, wie den Weitzen ꝛc. Simon, heiſt ein Hoͤ- rer, ach haͤtteſt du GOtt, und ſein Wort und ſeine Diener gehoͤret, ſo wuͤrdeſt du nicht eines ſolchen Todes, und in deinen Suͤnden geſtorben ſeyn. Jch habe dir niemalen geprediget, wie du freſſen und ſauffen ſolſt ꝛc. Die Worte des Predigers koͤnnen leicht noch zierlicher, und wohlgeſetzter ab- gefaſt geweſen ſeyn, ich kan mich aber nicht mehr auf alles beſinnen; ſo viel weiß ich nur, daß mir alles dermaſſen zu Hertzen gegangen, daß ich den Schauer, und den Afflatum oratorium, und war- um nicht auch divinum fuͤhlte, den die Oratorie, und das Wort GOttes zu machen faͤhig iſt.
Jn eben dieſem 1686. Jahre hatten die unſri- gen die Stadt Ofen mit ſtuͤrmender Hand einge- nommen, ſo die Tuͤrcken uͤber anderthalb hundert Jahr in ihrer Botmaͤßigkeit gehabt. Den XIII. Sonntag nach Trinitatis war bey uns ein Danck- Feſt, und geſchahen Freuden-Schuͤſſe. Drey- mal wurden alle Stuͤcke um die gantze Stadt Vormittags, und dreymal Nachmittage geloͤſet. Die Buͤrgerſchafft und die Stadt-Militz gaben auf dem Marckte, wie bey ſolchen Faͤllen gewoͤhn- lich, ihre Salven: auf den drey hoͤchſten Thuͤrmen waren Trommeten und Paucken, und die ſchoͤnſte Muſic zu hoͤren. Eben dieſer Prediger redete an dieſem Tage auf der Cantzel ſehr viel,
was
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0074"n="28"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">bekommt er einen Geſchmack</hi></fw><lb/>
tanas hat deiner begehret, daß er dich moͤchte ſuͤch-<lb/>
ten, wie den Weitzen ꝛc. Simon, heiſt ein Hoͤ-<lb/>
rer, ach haͤtteſt du GOtt, und ſein Wort und ſeine<lb/>
Diener gehoͤret, ſo wuͤrdeſt du nicht eines ſolchen<lb/>
Todes, und in deinen Suͤnden geſtorben ſeyn.<lb/>
Jch habe dir niemalen geprediget, wie du freſſen<lb/>
und ſauffen ſolſt ꝛc. Die Worte des Predigers<lb/>
koͤnnen leicht noch zierlicher, und wohlgeſetzter ab-<lb/>
gefaſt geweſen ſeyn, ich kan mich aber nicht mehr<lb/>
auf alles beſinnen; ſo viel weiß ich nur, daß mir<lb/>
alles dermaſſen zu Hertzen gegangen, daß ich den<lb/>
Schauer, und den <hirendition="#aq">Afflatum oratorium,</hi> und war-<lb/>
um nicht auch <hirendition="#aq">divinum</hi> fuͤhlte, den die <hirendition="#aq">Oratorie,</hi><lb/>
und das Wort GOttes zu machen faͤhig iſt.</p><lb/><p>Jn eben dieſem 1686. Jahre hatten die unſri-<lb/>
gen die Stadt Ofen mit ſtuͤrmender Hand einge-<lb/>
nommen, ſo die Tuͤrcken uͤber anderthalb hundert<lb/>
Jahr in ihrer Botmaͤßigkeit gehabt. Den <hirendition="#aq">XIII.</hi><lb/>
Sonntag nach <hirendition="#aq">Trinitatis</hi> war bey uns ein Danck-<lb/>
Feſt, und geſchahen Freuden-Schuͤſſe. Drey-<lb/>
mal wurden alle Stuͤcke um die gantze Stadt<lb/>
Vormittags, und dreymal Nachmittage geloͤſet.<lb/>
Die Buͤrgerſchafft und die Stadt-<hirendition="#aq">Militz</hi> gaben<lb/>
auf dem Marckte, wie bey ſolchen Faͤllen gewoͤhn-<lb/>
lich, ihre <hirendition="#aq">Salv</hi>en: auf den drey hoͤchſten Thuͤrmen<lb/>
waren Trommeten und Paucken, und die<lb/>ſchoͤnſte <hirendition="#aq">Muſic</hi> zu hoͤren. Eben dieſer Prediger<lb/>
redete an dieſem Tage auf der Cantzel ſehr viel,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">was</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[28/0074]
bekommt er einen Geſchmack
tanas hat deiner begehret, daß er dich moͤchte ſuͤch-
ten, wie den Weitzen ꝛc. Simon, heiſt ein Hoͤ-
rer, ach haͤtteſt du GOtt, und ſein Wort und ſeine
Diener gehoͤret, ſo wuͤrdeſt du nicht eines ſolchen
Todes, und in deinen Suͤnden geſtorben ſeyn.
Jch habe dir niemalen geprediget, wie du freſſen
und ſauffen ſolſt ꝛc. Die Worte des Predigers
koͤnnen leicht noch zierlicher, und wohlgeſetzter ab-
gefaſt geweſen ſeyn, ich kan mich aber nicht mehr
auf alles beſinnen; ſo viel weiß ich nur, daß mir
alles dermaſſen zu Hertzen gegangen, daß ich den
Schauer, und den Afflatum oratorium, und war-
um nicht auch divinum fuͤhlte, den die Oratorie,
und das Wort GOttes zu machen faͤhig iſt.
Jn eben dieſem 1686. Jahre hatten die unſri-
gen die Stadt Ofen mit ſtuͤrmender Hand einge-
nommen, ſo die Tuͤrcken uͤber anderthalb hundert
Jahr in ihrer Botmaͤßigkeit gehabt. Den XIII.
Sonntag nach Trinitatis war bey uns ein Danck-
Feſt, und geſchahen Freuden-Schuͤſſe. Drey-
mal wurden alle Stuͤcke um die gantze Stadt
Vormittags, und dreymal Nachmittage geloͤſet.
Die Buͤrgerſchafft und die Stadt-Militz gaben
auf dem Marckte, wie bey ſolchen Faͤllen gewoͤhn-
lich, ihre Salven: auf den drey hoͤchſten Thuͤrmen
waren Trommeten und Paucken, und die
ſchoͤnſte Muſic zu hoͤren. Eben dieſer Prediger
redete an dieſem Tage auf der Cantzel ſehr viel,
was
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/74>, abgerufen am 18.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.