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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

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Jm 6. Jahre
wenn sie nur den Mund aufthun, improprie
und figurate reden, und dadurch die Hertzen kräff-
tig zu rühren fähig sind, obwol die gröste Bewe-
gungs-Krafft der Mit-Würckung des Geistes
GOttes zuzuschreiben. Ein gottloser Kohl-
Gärtner aus Gabitz, Simon Preiler, hatte den
Tag, da er zum Abendmahl gewesen, und doch
hernach in der Schencke, in welche er gegangen,
nach seiner Gewohnheit gefressen und gesoffen, sich
zu Tode gefallen, und, da er, wie er mehrmal aus
Schertz zu thun gewohnt war, zum Fenster hin-
aus auf die Gasse springen, und zur vörder-Thüre
wieder hinein kommen wollen, bey seinem Rausche
den Hals gebrochen. Der damalige Prediger
in unserer Kirche vor dem Schweinitzischen Thore,
der bekannte M. Andreas Acoluth, von dem wir
die Aquas amaras, und den Obadiam Armenum
haben, hatte unter allen seinen Zuhörern keinen,
der so gottlos war, als dieser, und der so viel übels
ihm nachredete, und ihn so entsetzlich verleumdete,
als dieser. Da er nun ein Ende mit Schrecken
genommen, so war die Kirche, ich weiß nicht mehr,
ob im V. post Trinitatis, oder in einem andern
Sonntage, so voll, daß kein Apffel zur Erden
konte, und alles mit der grösten Aufmercksamkeit
zuhörte. Der Prediger kam gar bald auf ihn,
und auf das, was mit ihm vorgegangen war, zu
reden. Simon! Simon! rieff er aus, der Sa-

tanas

Jm 6. Jahre
wenn ſie nur den Mund aufthun, improprie
und figurate reden, und dadurch die Hertzen kraͤff-
tig zu ruͤhren faͤhig ſind, obwol die groͤſte Bewe-
gungs-Krafft der Mit-Wuͤrckung des Geiſtes
GOttes zuzuſchreiben. Ein gottloſer Kohl-
Gaͤrtner aus Gabitz, Simon Preiler, hatte den
Tag, da er zum Abendmahl geweſen, und doch
hernach in der Schencke, in welche er gegangen,
nach ſeiner Gewohnheit gefreſſen und geſoffen, ſich
zu Tode gefallen, und, da er, wie er mehrmal aus
Schertz zu thun gewohnt war, zum Fenſter hin-
aus auf die Gaſſe ſpringen, und zur voͤrder-Thuͤre
wieder hinein kommen wollen, bey ſeinem Rauſche
den Hals gebrochen. Der damalige Prediger
in unſerer Kirche vor dem Schweinitziſchen Thore,
der bekannte M. Andreas Acoluth, von dem wir
die Aquas amaras, und den Obadiam Armenum
haben, hatte unter allen ſeinen Zuhoͤrern keinen,
der ſo gottlos war, als dieſer, und der ſo viel uͤbels
ihm nachredete, und ihn ſo entſetzlich verleumdete,
als dieſer. Da er nun ein Ende mit Schrecken
genommen, ſo war die Kirche, ich weiß nicht mehr,
ob im V. poſt Trinitatis, oder in einem andern
Sonntage, ſo voll, daß kein Apffel zur Erden
konte, und alles mit der groͤſten Aufmerckſamkeit
zuhoͤrte. Der Prediger kam gar bald auf ihn,
und auf das, was mit ihm vorgegangen war, zu
reden. Simon! Simon! rieff er aus, der Sa-

tanas
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[27/0073] Jm 6. Jahre wenn ſie nur den Mund aufthun, improprie und figurate reden, und dadurch die Hertzen kraͤff- tig zu ruͤhren faͤhig ſind, obwol die groͤſte Bewe- gungs-Krafft der Mit-Wuͤrckung des Geiſtes GOttes zuzuſchreiben. Ein gottloſer Kohl- Gaͤrtner aus Gabitz, Simon Preiler, hatte den Tag, da er zum Abendmahl geweſen, und doch hernach in der Schencke, in welche er gegangen, nach ſeiner Gewohnheit gefreſſen und geſoffen, ſich zu Tode gefallen, und, da er, wie er mehrmal aus Schertz zu thun gewohnt war, zum Fenſter hin- aus auf die Gaſſe ſpringen, und zur voͤrder-Thuͤre wieder hinein kommen wollen, bey ſeinem Rauſche den Hals gebrochen. Der damalige Prediger in unſerer Kirche vor dem Schweinitziſchen Thore, der bekannte M. Andreas Acoluth, von dem wir die Aquas amaras, und den Obadiam Armenum haben, hatte unter allen ſeinen Zuhoͤrern keinen, der ſo gottlos war, als dieſer, und der ſo viel uͤbels ihm nachredete, und ihn ſo entſetzlich verleumdete, als dieſer. Da er nun ein Ende mit Schrecken genommen, ſo war die Kirche, ich weiß nicht mehr, ob im V. poſt Trinitatis, oder in einem andern Sonntage, ſo voll, daß kein Apffel zur Erden konte, und alles mit der groͤſten Aufmerckſamkeit zuhoͤrte. Der Prediger kam gar bald auf ihn, und auf das, was mit ihm vorgegangen war, zu reden. Simon! Simon! rieff er aus, der Sa- tanas

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Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/73>, abgerufen am 18.05.2024.