Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

des Wortes GOttes,
kam wieder zu uns ins Quartier; und weil ich
ihn gebeten hatte, er solte mir, wenn er lebendig
und gesund wieder käme, etwas zum Andencken
mitbringen, so brachte er mir einen Pfeil mit, der,
als er in die Approchen gegangen, ihm auf seine
Zähe gefallen, und, weil er vergifftet gewesen,
dieselbe so verwundet, daß er noch in unserm
Quartier daran zu heilen hatte. An. 1686. wurde
die Stadt Ofen mit Sturm eingenommen, An.
1687. die Essecker-Brücke erobert, und die Tür-
cken bey Mohatz geschlagen. An. 1688. wurde
Stuhlweisenburg und Griechischweisenburg, in-
gleichen die Festung Mongatsch den Türcken abge-
nommen. An. 1690. geschahe die glückliche
Schlacht bey Salankement, und Josephus wurde
zum Römischen Könige gecrönet. An. 1692.
büßten die Türcken Groß-Waradein ein, und 1696.
gieng die Welt-berühmte Schlacht bey Zenta
vor, allwo die Türcken von Eugenio bis aufs
Haupt geschlagen worden. Es geschiehet nicht
ohne grosse Bewegung meines Hertzens, wenn ich
ietzt noch an die Predigt gedencke, die dazumal
Herr Inspector Neumann bey dem öffentlichen
solennen Danck-Feste hielt. Und wenn ich mir
ietzund manchmal einen vergnügten Tag machen
will, so lese ich eine und andere von dergleichen Pre-
digten, die unter seinen gesammleten Früchten an-
zutreffen. Der Mann war ein grosser Orator,

und

des Wortes GOttes,
kam wieder zu uns ins Quartier; und weil ich
ihn gebeten hatte, er ſolte mir, wenn er lebendig
und geſund wieder kaͤme, etwas zum Andencken
mitbringen, ſo brachte er mir einen Pfeil mit, der,
als er in die Approchen gegangen, ihm auf ſeine
Zaͤhe gefallen, und, weil er vergifftet geweſen,
dieſelbe ſo verwundet, daß er noch in unſerm
Quartier daran zu heilen hatte. An. 1686. wurde
die Stadt Ofen mit Sturm eingenommen, An.
1687. die Eſſecker-Bruͤcke erobert, und die Tuͤr-
cken bey Mohatz geſchlagen. An. 1688. wurde
Stuhlweiſenburg und Griechiſchweiſenburg, in-
gleichen die Feſtung Mongatſch den Tuͤrcken abge-
nommen. An. 1690. geſchahe die gluͤckliche
Schlacht bey Salankement, und Joſephus wurde
zum Roͤmiſchen Koͤnige gecroͤnet. An. 1692.
buͤßten die Tuͤrcken Groß-Waradein ein, und 1696.
gieng die Welt-beruͤhmte Schlacht bey Zenta
vor, allwo die Tuͤrcken von Eugenio bis aufs
Haupt geſchlagen worden. Es geſchiehet nicht
ohne groſſe Bewegung meines Hertzens, wenn ich
ietzt noch an die Predigt gedencke, die dazumal
Herr Inſpector Neumann bey dem oͤffentlichen
ſolennen Danck-Feſte hielt. Und wenn ich mir
ietzund manchmal einen vergnuͤgten Tag machen
will, ſo leſe ich eine und andere von dergleichen Pre-
digten, die unter ſeinen geſammleten Fruͤchten an-
zutreffen. Der Mann war ein groſſer Orator,

und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0078" n="32"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">des Wortes GOttes,</hi></fw><lb/>
kam wieder zu uns ins Quartier; und weil ich<lb/>
ihn gebeten hatte, er &#x017F;olte mir, wenn er lebendig<lb/>
und ge&#x017F;und wieder ka&#x0364;me, etwas zum Andencken<lb/>
mitbringen, &#x017F;o brachte er mir einen Pfeil mit, der,<lb/>
als er in die <hi rendition="#aq">Approch</hi>en gegangen, ihm auf &#x017F;eine<lb/>
Za&#x0364;he gefallen, und, weil er vergifftet gewe&#x017F;en,<lb/>
die&#x017F;elbe &#x017F;o verwundet, daß er noch in un&#x017F;erm<lb/>
Quartier daran zu heilen hatte. <hi rendition="#aq">An.</hi> 1686. wurde<lb/>
die Stadt Ofen mit Sturm eingenommen, <hi rendition="#aq">An.</hi><lb/>
1687. die E&#x017F;&#x017F;ecker-Bru&#x0364;cke erobert, und die Tu&#x0364;r-<lb/>
cken bey <hi rendition="#aq">Mohatz</hi> ge&#x017F;chlagen. <hi rendition="#aq">An.</hi> 1688. wurde<lb/>
Stuhlwei&#x017F;enburg und Griechi&#x017F;chwei&#x017F;enburg, in-<lb/>
gleichen die Fe&#x017F;tung <hi rendition="#aq">Mongat&#x017F;ch</hi> den Tu&#x0364;rcken abge-<lb/>
nommen. <hi rendition="#aq">An.</hi> 1690. ge&#x017F;chahe die glu&#x0364;ckliche<lb/>
Schlacht bey <hi rendition="#aq">Salankement,</hi> und <hi rendition="#aq">Jo&#x017F;ephus</hi> wurde<lb/>
zum Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Ko&#x0364;nige gecro&#x0364;net. <hi rendition="#aq">An.</hi> 1692.<lb/>
bu&#x0364;ßten die Tu&#x0364;rcken Groß-<hi rendition="#aq">Waradein</hi> ein, und 1696.<lb/>
gieng die Welt-beru&#x0364;hmte Schlacht bey <hi rendition="#aq">Zenta</hi><lb/>
vor, allwo die Tu&#x0364;rcken von <hi rendition="#aq">Eugenio</hi> bis aufs<lb/>
Haupt ge&#x017F;chlagen worden. Es ge&#x017F;chiehet nicht<lb/>
ohne gro&#x017F;&#x017F;e Bewegung meines Hertzens, wenn ich<lb/>
ietzt noch an die Predigt gedencke, die dazumal<lb/>
Herr <hi rendition="#aq">In&#x017F;pector Neumann</hi> bey dem o&#x0364;ffentlichen<lb/><hi rendition="#aq">&#x017F;olenn</hi>en Danck-Fe&#x017F;te hielt. Und wenn ich mir<lb/>
ietzund manchmal einen vergnu&#x0364;gten Tag machen<lb/>
will, &#x017F;o le&#x017F;e ich eine und andere von dergleichen Pre-<lb/>
digten, die unter &#x017F;einen ge&#x017F;ammleten Fru&#x0364;chten an-<lb/>
zutreffen. Der Mann war ein gro&#x017F;&#x017F;er <hi rendition="#aq">Orator,</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[32/0078] des Wortes GOttes, kam wieder zu uns ins Quartier; und weil ich ihn gebeten hatte, er ſolte mir, wenn er lebendig und geſund wieder kaͤme, etwas zum Andencken mitbringen, ſo brachte er mir einen Pfeil mit, der, als er in die Approchen gegangen, ihm auf ſeine Zaͤhe gefallen, und, weil er vergifftet geweſen, dieſelbe ſo verwundet, daß er noch in unſerm Quartier daran zu heilen hatte. An. 1686. wurde die Stadt Ofen mit Sturm eingenommen, An. 1687. die Eſſecker-Bruͤcke erobert, und die Tuͤr- cken bey Mohatz geſchlagen. An. 1688. wurde Stuhlweiſenburg und Griechiſchweiſenburg, in- gleichen die Feſtung Mongatſch den Tuͤrcken abge- nommen. An. 1690. geſchahe die gluͤckliche Schlacht bey Salankement, und Joſephus wurde zum Roͤmiſchen Koͤnige gecroͤnet. An. 1692. buͤßten die Tuͤrcken Groß-Waradein ein, und 1696. gieng die Welt-beruͤhmte Schlacht bey Zenta vor, allwo die Tuͤrcken von Eugenio bis aufs Haupt geſchlagen worden. Es geſchiehet nicht ohne groſſe Bewegung meines Hertzens, wenn ich ietzt noch an die Predigt gedencke, die dazumal Herr Inſpector Neumann bey dem oͤffentlichen ſolennen Danck-Feſte hielt. Und wenn ich mir ietzund manchmal einen vergnuͤgten Tag machen will, ſo leſe ich eine und andere von dergleichen Pre- digten, die unter ſeinen geſammleten Fruͤchten an- zutreffen. Der Mann war ein groſſer Orator, und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/78
Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/78>, abgerufen am 18.05.2024.