gen, die in solchem Nahrungs-Wesen stehen, daß sie zu Bettlern müsten werden, und die Kin- der verhungern lassen müsten, wenn sie keinen andern Pfennig, als gut Geld annehmen wolten; aber ich sehe doch nicht, wie die es verantworten können, die, ob sie schon einigen Schaden in ihrer Nahrung leiden würden, wenn sie dem Befehle des Königes nachkämen, doch deswegen nicht um ihre zeitliche Glückseligkeit kommen würden. Jch habe aus der Erfahrung gelernet, daß es möglich sey den Königlichen Verordnungen nachzukommen. Schmertzlich ist es wohl, ich muß es gestehen; denn bey zwey Jahren her, da ich bey Pistoleten 4. und bey den Louis d' or 3. Gr. gegen gut Geld eingebüßet, so habe ich mehr als 30. Rthlr. Schaden am Gelde erlitten, womit ich meinen Anverwandten und andern Armen hätte helffen können. Es ist schmertzlich auch vor diejenigen Eltern, deren Kinder mit mir zu verkehren haben, und mit mir zu essen pflegen; denn diese müssen in den kleinen Städ- ten, damit sie den Söhnen nur Gold an statt der Batzen schicken können, 8. bis 10. Gr. vor einen Louis d' or Aufgeld geben.
Doch muß endlich noch zu allem Rath wer- den, wenn man sich genöthiget siehet, nicht wi- der die Obrigkeit, und also nicht wider GOtt zu sündigen. Und solte ich meynen, wenn bey
solchen
des verruffenen Geldes
gen, die in ſolchem Nahrungs-Weſen ſtehen, daß ſie zu Bettlern muͤſten werden, und die Kin- der verhungern laſſen muͤſten, wenn ſie keinen andern Pfennig, als gut Geld annehmen wolten; aber ich ſehe doch nicht, wie die es verantworten koͤnnen, die, ob ſie ſchon einigen Schaden in ihrer Nahrung leiden wuͤrden, wenn ſie dem Befehle des Koͤniges nachkaͤmen, doch deswegen nicht um ihre zeitliche Gluͤckſeligkeit kommen wuͤrden. Jch habe aus der Erfahrung gelernet, daß es moͤglich ſey den Koͤniglichen Verordnungen nachzukommen. Schmertzlich iſt es wohl, ich muß es geſtehen; denn bey zwey Jahren her, da ich bey Piſtoleten 4. und bey den Louis d’ or 3. Gr. gegen gut Geld eingebuͤßet, ſo habe ich mehr als 30. Rthlr. Schaden am Gelde erlitten, womit ich meinen Anverwandten und andern Armen haͤtte helffen koͤnnen. Es iſt ſchmertzlich auch vor diejenigen Eltern, deren Kinder mit mir zu verkehren haben, und mit mir zu eſſen pflegen; denn dieſe muͤſſen in den kleinen Staͤd- ten, damit ſie den Soͤhnen nur Gold an ſtatt der Batzen ſchicken koͤnnen, 8. bis 10. Gr. vor einen Louis d’ or Aufgeld geben.
Doch muß endlich noch zu allem Rath wer- den, wenn man ſich genoͤthiget ſiehet, nicht wi- der die Obrigkeit, und alſo nicht wider GOtt zu ſuͤndigen. Und ſolte ich meynen, wenn bey
ſolchen
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des verruffenen Geldes
gen, die in ſolchem Nahrungs-Weſen ſtehen,
daß ſie zu Bettlern muͤſten werden, und die Kin-
der verhungern laſſen muͤſten, wenn ſie keinen
andern Pfennig, als gut Geld annehmen wolten;
aber ich ſehe doch nicht, wie die es verantworten
koͤnnen, die, ob ſie ſchon einigen Schaden in ihrer
Nahrung leiden wuͤrden, wenn ſie dem Befehle
des Koͤniges nachkaͤmen, doch deswegen nicht
um ihre zeitliche Gluͤckſeligkeit kommen wuͤrden.
Jch habe aus der Erfahrung gelernet, daß es
moͤglich ſey den Koͤniglichen Verordnungen
nachzukommen. Schmertzlich iſt es wohl, ich
muß es geſtehen; denn bey zwey Jahren her, da
ich bey Piſtoleten 4. und bey den Louis d’ or
3. Gr. gegen gut Geld eingebuͤßet, ſo habe ich
mehr als 30. Rthlr. Schaden am Gelde erlitten,
womit ich meinen Anverwandten und andern
Armen haͤtte helffen koͤnnen. Es iſt ſchmertzlich
auch vor diejenigen Eltern, deren Kinder mit
mir zu verkehren haben, und mit mir zu eſſen
pflegen; denn dieſe muͤſſen in den kleinen Staͤd-
ten, damit ſie den Soͤhnen nur Gold an ſtatt der
Batzen ſchicken koͤnnen, 8. bis 10. Gr. vor einen
Louis d’ or Aufgeld geben.
Doch muß endlich noch zu allem Rath wer-
den, wenn man ſich genoͤthiget ſiehet, nicht wi-
der die Obrigkeit, und alſo nicht wider GOtt
zu ſuͤndigen. Und ſolte ich meynen, wenn bey
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 736. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/782>, abgerufen am 24.11.2024.
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