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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.

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Beispiel:

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Die holde, liebe Nachtviole, p1b_140.003
Sie ist ein Kind der fremden Zonen, p1b_140.004
Wo bunte Papagein sich wiegen p1b_140.005
Jn schlanken, grünen Palmenkronen. p1b_140.006
Sie öffnet in der Nächte Schweigen p1b_140.007
Den duftgen Kelch, den tauig=feuchten, p1b_140.008
Weil dann die goldnen Sonnenstrahlen p1b_140.009
Der fernen Heimat Flur beleuchten.
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(Aus "Heimweh".)

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(Vgl. noch die schönen metaphorischen Beiwörter Goethes und des deutschen p1b_140.012
Volksliedes (Bd. II d. B.) mit den überreichen natürlichen Shakespeares, p1b_140.013
Byrons und den gekünstelten Calderons und Jean Pauls.)

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§ 31. Das Schönheits-Jdeal. Jdealismus und Realismus in p1b_140.015
der Poesie.

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Jdeal ist alles, was die Phantasie selbstschöpferisch hervorbringt, p1b_140.017
Bilder, welche sie nicht durch die Sinne erhält, die daher den p1b_140.018
Gegenständen der Wirklichkeit nicht in Allem ähnlich sind und zu sein p1b_140.019
brauchen. Somit ist Jdeal ein in der Jdee bestehendes Bild, das uns p1b_140.020
vorschwebt, ohne daß ein Original für dasselbe vorhanden zu sein p1b_140.021
braucht. - Das Jdeal der Schönheit ist die Schönheit in ihrem p1b_140.022
Wesen: es ist die vollkommene Jdee der Schönheit. Das Schönheitsideal p1b_140.023
war der Jdealismus der Griechen; es war die Schönheit p1b_140.024
der menschlichen Gestalt im Allgemeinen - ohne Beschränkung in der p1b_140.025
Erscheinung, im Jndividuum. Das christliche Jdeal mußte eine nicht p1b_140.026
sinnliche Gestalt annehmen. Es mußte ein sittliches werden, nämlich p1b_140.027
das sittliche Wesen in seiner höchsten Vollkommenheit, weshalb seine p1b_140.028
Wirkung Ehrfurcht und Rührung wurde im Gegensatz zum sinnlichen p1b_140.029
Jdeal des Altertums.

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Dem Jdealismus setzt man den Realismus entgegen, so daß Realismus p1b_140.031
und Jdealismus in der Poesie zwei Stichwörter wurden, die p1b_140.032
je nach dem Standpunkte des einen oder des anderen - bald in auszeichnendem, p1b_140.033
bald in tadelndem Sinne gebraucht wurden. Realismus p1b_140.034
in der Poesie ist dasjenige Bestreben, welches dem Realen (Seienden, p1b_140.035
Wirklichen: von res) huldigt und das Jdeale als unfruchtbare Schwärmerei p1b_140.036
bezeichnet, ohne sich gerade feindlich gegen dasselbe zu verhalten. p1b_140.037
Der Realismus hält sich an die Natur, an die Wirklichkeit, der Jdealismus p1b_140.038
an die Jdee, an das Geistige.

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(d. h. die Vorstellung des Jdeals) wird, stets nur eine unvollkommene p1b_140.041
Bewußtseinserscheinung dessen, was sie sein sollte. Jeder Mensch hat sein Jdeal. p1b_140.042
Das Leben ist nicht bloß ein fortschreitendes Mühen um Verwirklichung des

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Die holde, liebe Nachtviole, p1b_140.003
Sie ist ein Kind der fremden Zonen, p1b_140.004
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(Aus „Heimweh“.)

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Volksliedes (Bd. II d. B.) mit den überreichen natürlichen Shakespeares, p1b_140.013
Byrons und den gekünstelten Calderons und Jean Pauls.)

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der Poesie.

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Jdeal ist alles, was die Phantasie selbstschöpferisch hervorbringt, p1b_140.017
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Dem Jdealismus setzt man den Realismus entgegen, so daß Realismus p1b_140.031
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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/174>, abgerufen am 25.11.2024.