Mit schimmernden Segeln die Helgoländer,p1b_139.002 Die kecken Nomaden der Nordsee.p1b_139.003 Über mir, in dem ewigen Blau,p1b_139.004 Flatterte weißes Gewölkp1b_139.005 Und prangte die ewige Sonne,p1b_139.006 Die Rose des Himmels, die feuerblühende.
p1b_139.007 Rud. Gottschall (wie Wilh. Hertz) versteht es, durch belebende Beiwörter p1b_139.008 die Personifikation des Begriffs fertig zu gestalten und dramatisch zu p1b_139.009 wirken:
p1b_139.010 Beispiele:
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Vers 1.Vom Norden der Wind - er klopft an die Scheiben,p1b_139.012 Er klopft mit den starren Fingern an,p1b_139.013 Er will an das weinende Fenster schreiben,p1b_139.014 Was die böse Welt uns angethan.p1b_139.015 Kein rettender Tau wird dir erscheinen, o Rose.
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(Gottschall: Die letzte Rose.)
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2. a. Dir nickte in blauender Luft die rankende Rose &c. Ferner: p1b_139.018 b. Vom atmenden Schoß schaut trunkenen Sinnes ich auf &c. Ferner: p1b_139.019 c. Deines Nackens schmiegsame Beugung &c. &c. p1b_139.020 (Hertz: Jn ihrem Schoße.)
p1b_139.021 Plastisch anschaulich malt der wenig bekannte, 1880 verstorbene Dichter p1b_139.022 Carl Otto in "Verwehte Blätter".
p1b_139.023 Beispiele:
p1b_139.024
1. Das traumumrankte Kindesalter. - p1b_139.025 2. Hoch auf dem weltentrückten Glockenstuhl. p1b_139.026 3. Auf taubenetzten Schwingen. p1b_139.027 4. Auf frühlingsduftumzittertem Altar.
p1b_139.028 Von prachtvollen Epitheten aus der älteren Zeit, die sich getrost neben p1b_139.029 die Homerischen stellen können, und die von unseren Dichtern studiert werden p1b_139.030 sollten, wähle ich nur wenige Proben aus:
p1b_139.031 1. Der schlanke Wolf folgt dem Heere und singt sein grimmigesp1b_139.032 Abendlied. - 2. Der taubefiederte Rabe. - 3. Des Beiles bittrerp1b_139.033 Biß schlägt schwertgrimmige Lebenswunden dem Kampfbleichen. - p1b_139.034 4. Die lichte Waffe wird blutgezeichnet vom Lebensquell. - 5. Dunkelrotep1b_139.035 Kampfestropfen. &c.
p1b_139.036 Martin Greif spricht von regenmüden Wolken, von morgenstillenp1b_139.037 Thoren, von weitgetragenen Stimmen.
p1b_139.038 Nicht jeder Dichter vermag in solcher Weise durch das attributive Adjektiv p1b_139.039 dramatisch=charakteristisch zu wirken. Die meisten schreiben deskriptiv; ihr Beiwort p1b_139.040 ist ein Epitheton ornans, welches in der Regel nur die zunächst liegende p1b_139.041 Eigenschaft des Substantivs ausdrückt. Als einziges Beispiel wähle ich den p1b_139.042 kerngesunden, gemütstiefen Wupperthaler Emil Rittershaus, der in seinen p1b_139.043 deskriptiven, meisterlich gewählten Adjektiven besser als viele andere die Anforderungen p1b_139.044 sinnlicher Anschaulichkeit berücksichtigt, und so eine eigentümlich p1b_139.045 sympathische, zündende Wirkung erreicht.
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1. Das traumumrankte Kindesalter. ─ p1b_139.025 2. Hoch auf dem weltentrückten Glockenstuhl. p1b_139.026 3. Auf taubenetzten Schwingen. p1b_139.027 4. Auf frühlingsduftumzittertem Altar.
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Die kecken Nomaden der Nordsee. p1b_139.003
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Plastisch anschaulich malt der wenig bekannte, 1880 verstorbene Dichter p1b_139.022
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Martin Greif spricht von regenmüden Wolken, von morgenstillen p1b_139.037
Thoren, von weitgetragenen Stimmen.
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Nicht jeder Dichter vermag in solcher Weise durch das attributive Adjektiv p1b_139.039
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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/173>, abgerufen am 18.06.2024.
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