Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.p1b_154.001 b. Aber nachdem sich geordnet ein jegliches Volk mit den Führern, p1b_154.002 p1b_154.003Zogen die Troer in Lärm und Geschrei her, gleichwie die Vögel &c. &c. (Jlias III, 1 ff.) p1b_154.004c. Wie sich die Schafe bang zusammendrängen, p1b_154.005 p1b_154.006So sucht der Franke &c. (Schillers Jungfrau von Orleans.) p1b_154.007 würde zur Vergleichung werden, wenn es hieße: "so gewaltig wie ein Elefant." [Annotation] p1b_154.009 2. Ein Abstraktum wird entgegengestellt: p1b_154.010a. Wie Gottes Donnerwetter brach hervor die Reiterei. p1b_154.011(Gleim.) p1b_154.012b. Er ist wie ein Liebesgedanke p1b_154.013 p1b_154.014Getreten in Körperschranke. (Rückert.) p1b_154.015 c. Ein Rosenstöckchen früh erblüht, p1b_154.017 p1b_154.019Jst über Nacht erfroren, p1b_154.018 Als wie ein hoffendes Gemüt &c. (Rückert.) p1b_154.020d. Dein Leben gleicht dem duftverklärten Maienmorgen. p1b_154.021(A. Möser.) p1b_154.022 Du bist wie eine Blume p1b_154.030 So hold, so schön, so rein. p1b_154.031 p1b_154.034 Auf hohen Bergen liegt ein ew'ger Schnee. p1b_154.037 p1b_154.038Auf hohen Seelen liegt ein ew'ges Weh. (Hamerling.) p1b_154.039 Der Buchenwald ist herbstlich schon gerötet, p1b_154.044 p1b_154.046So wie ein Kranker, der sich neigt zum Sterben, p1b_154.045 Wenn flüchtig noch sich seine Wangen färben. (Lenau.) p1b_154.001 b. Aber nachdem sich geordnet ein jegliches Volk mit den Führern, p1b_154.002 p1b_154.003Zogen die Troer in Lärm und Geschrei her, gleichwie die Vögel &c. &c. (Jlias III, 1 ff.) p1b_154.004c. Wie sich die Schafe bang zusammendrängen, p1b_154.005 p1b_154.006So sucht der Franke &c. (Schillers Jungfrau von Orleans.) p1b_154.007 würde zur Vergleichung werden, wenn es hieße: „so gewaltig wie ein Elefant.“ [Annotation] p1b_154.009 2. Ein Abstraktum wird entgegengestellt: p1b_154.010a. 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Jn der Vergleichung „das Mädchen ist wie eine <hi rendition="#g">Blume</hi>“ ist <lb n="p1b_154.027"/> der Vergleichungspunkt == <hi rendition="#g">so schön.</hi> Heine fügt das <hi rendition="#aq">tertium comparationis</hi> <lb n="p1b_154.028"/> zu:</p> <lb n="p1b_154.029"/> <lg> <l> <hi rendition="#g">Du bist wie eine Blume</hi> </l> <lb n="p1b_154.030"/> <l> <hi rendition="#g">So hold, so schön, so rein.</hi> </l> </lg> <p><lb n="p1b_154.031"/> Durch diese herrlichen Eigenschaften, durch welche er die Vergleichung <lb n="p1b_154.032"/> immer neu fortspinnt und zum Gleichnis gestaltet, erreicht er die erstrebte <lb n="p1b_154.033"/> wunderbare Wirkung eines ergreifenden Eindrucks.</p> <p><lb n="p1b_154.034"/> Die Vergleichungen, in welchen das „<hi rendition="#g">so</hi>“ oder das „<hi rendition="#g">wie</hi>“ fehlt, sind <lb n="p1b_154.035"/> nur selten, z. B.</p> <lb n="p1b_154.036"/> <lg> <l>Auf hohen Bergen liegt ein ew'ger Schnee.</l> <lb n="p1b_154.037"/> <l>Auf hohen Seelen liegt ein ew'ges Weh.</l> </lg> <lb n="p1b_154.038"/> <p> <hi rendition="#right">(Hamerling.)</hi> </p> <p><lb n="p1b_154.039"/> Jede Vergleichung hat auch Unähnlichkeiten. (<hi rendition="#aq">Omne simile claudicat</hi>.) <lb n="p1b_154.040"/> Aber jedenfalls darf ein bestimmter Vergleichungspunkt nicht fehlen. Auch im <lb n="p1b_154.041"/> Eindruck und in der Stimmung kann sich das <hi rendition="#aq">tertium comparationis</hi> bewährend. <lb n="p1b_154.042"/> Z. B. in folgendem zu <hi rendition="#aq">B</hi>. S. 155 gehörigen Gleichnis:</p> <lb n="p1b_154.043"/> <lg> <l>Der Buchenwald ist herbstlich schon gerötet,</l> <lb n="p1b_154.044"/> <l>So <hi rendition="#g">wie ein Kranker,</hi> der sich neigt zum Sterben,</l> <lb n="p1b_154.045"/> <l>Wenn flüchtig noch sich seine Wangen färben.</l> </lg> <lb n="p1b_154.046"/> <p> <hi rendition="#right">(Lenau.)</hi> </p> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [154/0188]
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b.
Aber nachdem sich geordnet ein jegliches Volk mit den Führern, p1b_154.002
Zogen die Troer in Lärm und Geschrei her, gleichwie die Vögel &c. &c.
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(Jlias III, 1 ff.)
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c.
Wie sich die Schafe bang zusammendrängen, p1b_154.005
So sucht der Franke &c.
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(Schillers Jungfrau von Orleans.)
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Die Rückertsche Metapher „Elefantengewaltige“ (Ges. Ausg. XII. 50) Rückert: Ges. Ausg. XII. p1b_154.008
würde zur Vergleichung werden, wenn es hieße: „so gewaltig wie ein Elefant.“
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2. Ein Abstraktum wird entgegengestellt:
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a.
Wie Gottes Donnerwetter brach hervor die Reiterei.
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(Gleim.)
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b.
Er ist wie ein Liebesgedanke p1b_154.013
Getreten in Körperschranke.
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(Rückert.)
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(Er ist ein Liebesgedanke wäre Metapher.)
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c.
Ein Rosenstöckchen früh erblüht, p1b_154.017
Jst über Nacht erfroren, p1b_154.018
Als wie ein hoffendes Gemüt &c.
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(Rückert.)
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d.
Dein Leben gleicht dem duftverklärten Maienmorgen.
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(A. Möser.)
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Der Vergleichungspunkt (tertium comparationis) ist der Punkt, in p1b_154.023
welchem die beiden Glieder einer Vergleichung, Bild und Gegenstand, Ähnlichkeit p1b_154.024
haben, also mit andern Worten: der notwendige Mittelpunkt einer jeden Vergleichung, p1b_154.025
wie auch eines jeden Gleichnisses. Das Bild muß ihn sofort erraten p1b_154.026
lassen. Jn der Vergleichung „das Mädchen ist wie eine Blume“ ist p1b_154.027
der Vergleichungspunkt == so schön. Heine fügt das tertium comparationis p1b_154.028
zu:
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Du bist wie eine Blume p1b_154.030
So hold, so schön, so rein.
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Durch diese herrlichen Eigenschaften, durch welche er die Vergleichung p1b_154.032
immer neu fortspinnt und zum Gleichnis gestaltet, erreicht er die erstrebte p1b_154.033
wunderbare Wirkung eines ergreifenden Eindrucks.
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Die Vergleichungen, in welchen das „so“ oder das „wie“ fehlt, sind p1b_154.035
nur selten, z. B.
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Auf hohen Bergen liegt ein ew'ger Schnee. p1b_154.037
Auf hohen Seelen liegt ein ew'ges Weh.
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(Hamerling.)
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Jede Vergleichung hat auch Unähnlichkeiten. (Omne simile claudicat.) p1b_154.040
Aber jedenfalls darf ein bestimmter Vergleichungspunkt nicht fehlen. Auch im p1b_154.041
Eindruck und in der Stimmung kann sich das tertium comparationis bewährend. p1b_154.042
Z. B. in folgendem zu B. S. 155 gehörigen Gleichnis:
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Der Buchenwald ist herbstlich schon gerötet, p1b_154.044
So wie ein Kranker, der sich neigt zum Sterben, p1b_154.045
Wenn flüchtig noch sich seine Wangen färben.
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(Lenau.)
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