Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.

Bild:
<< vorherige Seite
p1b_173.001

Die metaphorische Personifikation.

p1b_173.002
Mit diesem Namen kann man diejenige Personifikation p1b_173.003
belegen, welche der Metapher
(§ 31. 1) verwandt ist, oder p1b_173.004
welche Metapher und Personifikation zugleich ist.
Häufig ist p1b_173.005
diese Personifikation durch das Eigenschaftswort gebildet [Annotation]

(z. B. der lachende p1b_173.006
Äther, heulende Wälder, der eilende Tag, das zürnende Wetter), [Annotation] p1b_173.007
oder durch das Zeitwort [Annotation] (z. B. Sterne lauschet, Lüfte schweiget, der p1b_173.008
Tod achtet, Gerüche fließen, der Tag sah nieder), [Annotation] oder durch ein weiteres p1b_173.009
Substantiv [Annotation] (z. B. Sonne, deine goldnen Spuren), [Annotation] oder durch eine Verbindung p1b_173.010
eines abstrakten Begriffs mit einem Eigennamen [Annotation] (z. B. für Neid == p1b_173.011
Neidhart), [Annotation] oder durch ein Substantiv und dessen Zeitwort [Annotation] (z. B. das Unglück p1b_173.012
hat ihn niedergedrückt, niedergeschmettert, niedergeworfen, der Frühling sank p1b_173.013
vom Himmel, der Frühling haucht, da flohn die Nebel, die Stunde drängt &c.).

[Annotation]
p1b_173.014
B. Tropen im weiteren Sinne.
p1b_173.015
§ 39. Die Allegorie.

p1b_173.016
Die Allegorie (von allos und agoreuo == Anders sagen als meinen p1b_173.017
== allegoreo == ich bezeichne etwas anders, bildlich &c.) ist soviel als p1b_173.018
inversio == Umkehrung, Bezeichnung durch das Bild. Sie ist ein aus p1b_173.019
einem oder mehreren Sätzen bestehender, aber in allen seinen p1b_173.020
Teilen durchaus bildlicher Ausdruck eines Gedankens:
p1b_173.021
im engern Sinn eine durch mehrere Momente konsequent durchgeführte p1b_173.022
Personifikation, im weitern eine durch mehrere Momente vollständig p1b_173.023
durchgeführte Metapher oder eine fortgesetzte Reihe zusammengehöriger p1b_173.024
Metaphern. [Annotation]

Ein Gedanke wird durch einen ähnlichen Gedanken als p1b_173.025
Bild ausgedrückt, ohne daß sich dieser durch seinen Ausdruck als Bild p1b_173.026
zu erkennen giebt.

p1b_173.027
(Vgl. die Sprichwörter: Der Himmel hängt ihm voller Geigen. Oder: p1b_173.028
Eine Hand wäscht die andere. Oder: Freut euch des Lebens, weil (so lange) p1b_173.029
noch das Lämpchen glüht. Oder: Der Same, den geniale Naturen streuen, p1b_173.030
geht langsam auf. Oder: Viele Wege führen nach Rom.)

p1b_173.031
Die Worte sagen von Anfang bis zu Ende etwas anderes, als p1b_173.032
sie meinen. Wenn bei der Metapher im engern Sinn ein bestimmter p1b_173.033
einzelner
Begriff veranschaulicht wird, so ist bei der Allegorie - p1b_173.034
als der erweiterten Metapher - eine Reihe von Begriffen anschaulicher p1b_173.035
geworden,
und zwar nicht wie in der engeren Metapher p1b_173.036
durch ein einzelnes Wort, sondern durch mehrere Wörter, meist durch p1b_173.037
mehrere Sätze. (Vgl. S. 160. C.) [Annotation]

p1b_173.038
Die Allegorie nennt den verglichenen Gegenstand nicht, sondern läßt ihn nur p1b_173.039
erraten. (Vgl. den von der Dauer im Wechsel redenden allegorisierenden Schlußvers p1b_173.040
in Schillers Spaziergang: Und die Sonne Homers, siehe! sie lächelt auch uns.)

p1b_173.001

Die metaphorische Personifikation.

p1b_173.002
Mit diesem Namen kann man diejenige Personifikation p1b_173.003
belegen, welche der Metapher
(§ 31. 1) verwandt ist, oder p1b_173.004
welche Metapher und Personifikation zugleich ist.
Häufig ist p1b_173.005
diese Personifikation durch das Eigenschaftswort gebildet [Annotation]

(z. B. der lachende p1b_173.006
Äther, heulende Wälder, der eilende Tag, das zürnende Wetter), [Annotation] p1b_173.007
oder durch das Zeitwort [Annotation] (z. B. Sterne lauschet, Lüfte schweiget, der p1b_173.008
Tod achtet, Gerüche fließen, der Tag sah nieder), [Annotation] oder durch ein weiteres p1b_173.009
Substantiv [Annotation] (z. B. Sonne, deine goldnen Spuren), [Annotation] oder durch eine Verbindung p1b_173.010
eines abstrakten Begriffs mit einem Eigennamen [Annotation] (z. B. für Neid == p1b_173.011
Neidhart), [Annotation] oder durch ein Substantiv und dessen Zeitwort [Annotation] (z. B. das Unglück p1b_173.012
hat ihn niedergedrückt, niedergeschmettert, niedergeworfen, der Frühling sank p1b_173.013
vom Himmel, der Frühling haucht, da flohn die Nebel, die Stunde drängt &c.).

[Annotation]
p1b_173.014
B. Tropen im weiteren Sinne.
p1b_173.015
§ 39. Die Allegorie.

p1b_173.016
Die Allegorie (von ἄλλος und ἀγορεύω == Anders sagen als meinen p1b_173.017
== ἀλληγορέω == ich bezeichne etwas anders, bildlich &c.) ist soviel als p1b_173.018
inversio == Umkehrung, Bezeichnung durch das Bild. Sie ist ein aus p1b_173.019
einem oder mehreren Sätzen bestehender, aber in allen seinen p1b_173.020
Teilen durchaus bildlicher Ausdruck eines Gedankens:
p1b_173.021
im engern Sinn eine durch mehrere Momente konsequent durchgeführte p1b_173.022
Personifikation, im weitern eine durch mehrere Momente vollständig p1b_173.023
durchgeführte Metapher oder eine fortgesetzte Reihe zusammengehöriger p1b_173.024
Metaphern. [Annotation]

Ein Gedanke wird durch einen ähnlichen Gedanken als p1b_173.025
Bild ausgedrückt, ohne daß sich dieser durch seinen Ausdruck als Bild p1b_173.026
zu erkennen giebt.

p1b_173.027
(Vgl. die Sprichwörter: Der Himmel hängt ihm voller Geigen. Oder: p1b_173.028
Eine Hand wäscht die andere. Oder: Freut euch des Lebens, weil (so lange) p1b_173.029
noch das Lämpchen glüht. Oder: Der Same, den geniale Naturen streuen, p1b_173.030
geht langsam auf. Oder: Viele Wege führen nach Rom.)

p1b_173.031
Die Worte sagen von Anfang bis zu Ende etwas anderes, als p1b_173.032
sie meinen. Wenn bei der Metapher im engern Sinn ein bestimmter p1b_173.033
einzelner
Begriff veranschaulicht wird, so ist bei der Allegorie ─ p1b_173.034
als der erweiterten Metapher ─ eine Reihe von Begriffen anschaulicher p1b_173.035
geworden,
und zwar nicht wie in der engeren Metapher p1b_173.036
durch ein einzelnes Wort, sondern durch mehrere Wörter, meist durch p1b_173.037
mehrere Sätze. (Vgl. S. 160. C.) [Annotation]

p1b_173.038
Die Allegorie nennt den verglichenen Gegenstand nicht, sondern läßt ihn nur p1b_173.039
erraten. (Vgl. den von der Dauer im Wechsel redenden allegorisierenden Schlußvers p1b_173.040
in Schillers Spaziergang: Und die Sonne Homers, siehe! sie lächelt auch uns.)

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0207" n="173"/>
              <lb n="p1b_173.001"/>
              <anchor xml:id="p1b351"/>
              <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Die metaphorische Personifikation.</hi> </hi> </p>
              <p><lb n="p1b_173.002"/><hi rendition="#g">Mit diesem Namen kann man diejenige Personifikation <lb n="p1b_173.003"/>
belegen, welche der Metapher</hi> (§ 31. 1) <hi rendition="#g">verwandt ist, oder <lb n="p1b_173.004"/>
welche Metapher und Personifikation zugleich ist.</hi> Häufig ist <lb n="p1b_173.005"/>
diese Personifikation durch das Eigenschaftswort gebildet         <anchor xml:id="p1b352"/> <note targetEnd="#p1b352" type="metapher" ana="#m1-0-1-1 #m1-8-1-4" target="#p1b351"/>         <anchor xml:id="p1b353"/> (z. B. der <hi rendition="#g">lachende</hi> <lb n="p1b_173.006"/>
Äther, <hi rendition="#g">heulende</hi> Wälder, der <hi rendition="#g">eilende</hi> Tag, das <hi rendition="#g">zürnende</hi> Wetter),         <anchor xml:id="p1b354"/> <note targetEnd="#p1b354" type="metapher" ana="#m1-0-1-2 #m1-8-1-4" target="#p1b353"/> <lb n="p1b_173.007"/>
<anchor xml:id="p1b355"/>oder durch das <hi rendition="#g">Zeitwort</hi><anchor xml:id="p1b356"/> <note targetEnd="#p1b356" type="metapher" ana="#m1-0-1-1 #m1-2-5 #m1-8-1-4" target="#p1b355"/>         <anchor xml:id="p1b357"/> (z. B. Sterne <hi rendition="#g">lauschet,</hi> Lüfte <hi rendition="#g">schweiget,</hi> der <lb n="p1b_173.008"/>
Tod <hi rendition="#g">achtet,</hi> Gerüche <hi rendition="#g">fließen,</hi> der Tag <hi rendition="#g">sah</hi> nieder),         <anchor xml:id="p1b358"/> <note targetEnd="#p1b358" type="metapher" ana="#m1-0-1-2 #m1-8-1-4" target="#p1b357"/>         <anchor xml:id="p1b359"/> oder durch ein weiteres     <lb n="p1b_173.009"/> <hi rendition="#g">Substantiv</hi> <anchor xml:id="p1b360"/> <note targetEnd="#p1b360" type="metapher" ana="#m1-0-1-1 #m1-8-1-4" target="#p1b359"/>         <anchor xml:id="p1b361"/> (z. B. Sonne, deine goldnen <hi rendition="#g">Spuren</hi>),         <anchor xml:id="p1b362"/> <note targetEnd="#p1b362" type="metapher" ana="#m1-0-1-2 #m1-8-1-4" target="#p1b361"/>         <anchor xml:id="p1b363"/> oder durch eine Verbindung <lb n="p1b_173.010"/>
eines abstrakten Begriffs mit einem Eigennamen         <anchor xml:id="p1b364"/> <note targetEnd="#p1b364" type="metapher" ana="#m1-0-1-1 #m1-8-1-4" target="#p1b363"/>         <anchor xml:id="p1b365"/> (z. B. für Neid ==     <lb n="p1b_173.011"/>
Neidhart),         <anchor xml:id="p1b366"/> <note targetEnd="#p1b366" type="metapher" ana="#m1-0-1-2 #m1-8-1-4 " target="#p1b365"/>         <anchor xml:id="p1b367"/>oder durch ein Substantiv und dessen Zeitwort<anchor xml:id="p1b368"/> <note targetEnd="#p1b368" type="metapher" ana="#m1-0-1-1 #m1-8-1-4" target="#p1b367"/>         <anchor xml:id="p1b369"/> (z. B. das Unglück <lb n="p1b_173.012"/>
hat ihn niedergedrückt, niedergeschmettert, niedergeworfen, der Frühling <hi rendition="#g">sank</hi> <lb n="p1b_173.013"/>
vom Himmel, der Frühling <hi rendition="#g">haucht,</hi> da <hi rendition="#g">flohn</hi> die Nebel, die Stunde <hi rendition="#g">drängt</hi> &amp;c.).     </p>
              <anchor xml:id="p1b370"/>
              <note targetEnd="#p1b370" type="metapher" ana="#m1-0-1-2 #m1-8-1-4" target="#p1b369"/>
            </div>
          </div>
          <div n="3">
            <lb n="p1b_173.014"/>
            <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#aq">B</hi>. <hi rendition="#g">Tropen im weiteren Sinne</hi>.</hi> </head>
            <div n="4">
              <lb n="p1b_173.015"/>
              <head> <hi rendition="#c">§ 39. Die Allegorie.</hi> </head>
              <p><lb n="p1b_173.016"/>
Die Allegorie (von <foreign xml:lang="grc">&#x1F04;&#x03BB;&#x03BB;&#x03BF;&#x03C2;</foreign> und <foreign xml:lang="grc">&#x1F00;&#x03B3;&#x03BF;&#x03C1;&#x03B5;&#x03CD;&#x03C9;</foreign> == Anders sagen als meinen <lb n="p1b_173.017"/>
== <foreign xml:lang="grc">&#x1F00;&#x03BB;&#x03BB;&#x03B7;&#x03B3;&#x03BF;&#x03C1;&#x03AD;&#x03C9;</foreign> == ich bezeichne etwas anders, bildlich &amp;c.) ist soviel als <lb n="p1b_173.018"/> <hi rendition="#aq">inversio</hi> == Umkehrung, Bezeichnung durch das Bild. Sie ist ein aus <lb n="p1b_173.019"/> <hi rendition="#g">einem oder mehreren Sätzen</hi> bestehender, aber in <hi rendition="#g">allen seinen <lb n="p1b_173.020"/>
Teilen durchaus bildlicher Ausdruck eines Gedankens:</hi> <lb n="p1b_173.021"/>
im engern Sinn eine durch mehrere Momente konsequent durchgeführte <lb n="p1b_173.022"/>
Personifikation,     <anchor xml:id="p1b371"/> im weitern eine durch mehrere Momente vollständig <lb n="p1b_173.023"/>
durchgeführte Metapher oder eine fortgesetzte Reihe zusammengehöriger <lb n="p1b_173.024"/>
Metaphern.     <anchor xml:id="p1b372"/> <note targetEnd="#p1b372" type="metapher" ana="#m1-0-1-1 #m1-8-1-0" target="#p1b371">     Abgr. Allegorie </note> Ein Gedanke wird durch einen ähnlichen Gedanken als <lb n="p1b_173.025"/>
Bild ausgedrückt, ohne daß sich dieser durch seinen Ausdruck als Bild <lb n="p1b_173.026"/>
zu erkennen giebt.</p>
              <p><lb n="p1b_173.027"/>
(Vgl. die Sprichwörter: Der Himmel hängt ihm voller Geigen. Oder: <lb n="p1b_173.028"/>
Eine Hand wäscht die andere. Oder: Freut euch des Lebens, weil (so lange) <lb n="p1b_173.029"/>
noch das Lämpchen glüht. Oder: Der Same, den geniale Naturen streuen, <lb n="p1b_173.030"/>
geht langsam auf. Oder: Viele Wege führen nach Rom.)</p>
              <p><lb n="p1b_173.031"/>
Die Worte sagen von Anfang bis zu Ende etwas anderes, als <lb n="p1b_173.032"/>
sie meinen.     <anchor xml:id="p1b373"/> Wenn bei der Metapher im engern Sinn ein <hi rendition="#g">bestimmter <lb n="p1b_173.033"/>
einzelner</hi> Begriff veranschaulicht wird, so ist bei der Allegorie &#x2500; <lb n="p1b_173.034"/>
als der erweiterten Metapher &#x2500; <hi rendition="#g">eine Reihe von Begriffen anschaulicher <lb n="p1b_173.035"/>
geworden,</hi> und zwar nicht wie in der engeren Metapher <lb n="p1b_173.036"/>
durch ein einzelnes Wort, sondern durch mehrere Wörter, meist durch <lb n="p1b_173.037"/>
mehrere Sätze. (Vgl. S. 160. <hi rendition="#aq">C</hi>.)     <anchor xml:id="p1b374"/> <note targetEnd="#p1b374" type="metapher" ana="#m1-0-1-1 #m1-8-1-0" target="#p1b373">     Abgr. Allegorie </note> </p>
              <p><lb n="p1b_173.038"/>
Die Allegorie nennt den verglichenen Gegenstand nicht, sondern läßt ihn nur <lb n="p1b_173.039"/>
erraten. (Vgl. den von der Dauer im Wechsel redenden allegorisierenden Schlußvers <lb n="p1b_173.040"/>
in Schillers Spaziergang: Und die Sonne Homers, siehe! sie lächelt auch uns.)</p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[173/0207] p1b_173.001 Die metaphorische Personifikation. p1b_173.002 Mit diesem Namen kann man diejenige Personifikation p1b_173.003 belegen, welche der Metapher (§ 31. 1) verwandt ist, oder p1b_173.004 welche Metapher und Personifikation zugleich ist. Häufig ist p1b_173.005 diese Personifikation durch das Eigenschaftswort gebildet (z. B. der lachende p1b_173.006 Äther, heulende Wälder, der eilende Tag, das zürnende Wetter), p1b_173.007 oder durch das Zeitwort (z. B. Sterne lauschet, Lüfte schweiget, der p1b_173.008 Tod achtet, Gerüche fließen, der Tag sah nieder), oder durch ein weiteres p1b_173.009 Substantiv (z. B. Sonne, deine goldnen Spuren), oder durch eine Verbindung p1b_173.010 eines abstrakten Begriffs mit einem Eigennamen (z. B. für Neid == p1b_173.011 Neidhart), oder durch ein Substantiv und dessen Zeitwort (z. B. das Unglück p1b_173.012 hat ihn niedergedrückt, niedergeschmettert, niedergeworfen, der Frühling sank p1b_173.013 vom Himmel, der Frühling haucht, da flohn die Nebel, die Stunde drängt &c.). p1b_173.014 B. Tropen im weiteren Sinne. p1b_173.015 § 39. Die Allegorie. p1b_173.016 Die Allegorie (von ἄλλος und ἀγορεύω == Anders sagen als meinen p1b_173.017 == ἀλληγορέω == ich bezeichne etwas anders, bildlich &c.) ist soviel als p1b_173.018 inversio == Umkehrung, Bezeichnung durch das Bild. Sie ist ein aus p1b_173.019 einem oder mehreren Sätzen bestehender, aber in allen seinen p1b_173.020 Teilen durchaus bildlicher Ausdruck eines Gedankens: p1b_173.021 im engern Sinn eine durch mehrere Momente konsequent durchgeführte p1b_173.022 Personifikation, im weitern eine durch mehrere Momente vollständig p1b_173.023 durchgeführte Metapher oder eine fortgesetzte Reihe zusammengehöriger p1b_173.024 Metaphern. Abgr. Allegorie Ein Gedanke wird durch einen ähnlichen Gedanken als p1b_173.025 Bild ausgedrückt, ohne daß sich dieser durch seinen Ausdruck als Bild p1b_173.026 zu erkennen giebt. p1b_173.027 (Vgl. die Sprichwörter: Der Himmel hängt ihm voller Geigen. Oder: p1b_173.028 Eine Hand wäscht die andere. Oder: Freut euch des Lebens, weil (so lange) p1b_173.029 noch das Lämpchen glüht. Oder: Der Same, den geniale Naturen streuen, p1b_173.030 geht langsam auf. Oder: Viele Wege führen nach Rom.) p1b_173.031 Die Worte sagen von Anfang bis zu Ende etwas anderes, als p1b_173.032 sie meinen. Wenn bei der Metapher im engern Sinn ein bestimmter p1b_173.033 einzelner Begriff veranschaulicht wird, so ist bei der Allegorie ─ p1b_173.034 als der erweiterten Metapher ─ eine Reihe von Begriffen anschaulicher p1b_173.035 geworden, und zwar nicht wie in der engeren Metapher p1b_173.036 durch ein einzelnes Wort, sondern durch mehrere Wörter, meist durch p1b_173.037 mehrere Sätze. (Vgl. S. 160. C.) Abgr. Allegorie p1b_173.038 Die Allegorie nennt den verglichenen Gegenstand nicht, sondern läßt ihn nur p1b_173.039 erraten. (Vgl. den von der Dauer im Wechsel redenden allegorisierenden Schlußvers p1b_173.040 in Schillers Spaziergang: Und die Sonne Homers, siehe! sie lächelt auch uns.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription. (2015-09-30T09:54:39Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: nicht übernommen; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/207
Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/207>, abgerufen am 24.11.2024.