Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.p1b_200.001 Mit der Axt hab' ich ihm 's Bad gesegnet. p1b_200.003(Schiller, "Tell".) p1b_200.004Das ist ein großer Feldherr, ein tapferes Heer, p1b_200.005 Ein einziges Weib führen sie als Gefangene mit sich fort. p1b_200.006 Die Thadener zu Hanerau sind ausgewitzte Leute, p1b_200.007 Wär' noch kein Pulver in der Welt, erfänden sie es heute. (Kopisch.) p1b_200.008 (Gust. Freytag.) p1b_200.011Er ist besorgt und aufgehoben, p1b_200.012 p1b_200.013Der Herr wird seine Diener loben. (Schiller.) p1b_200.014Wenn ich (die Pest) gesegnet Brot und Wein, p1b_200.015 p1b_200.016Der hungert nur nach Staub allein. (Lingg.) p1b_200.017 p1b_200.019 § 53. Unterarten der Jronie. p1b_200.020 p1b_200.022 p1b_200.023 p1b_200.026 p1b_200.034 p1b_200.035 p1b_200.038 Vers 1.Der Prinz von Hispanien, schäumend vor Wut, p1b_200.040 p1b_200.043Zerhieb ihm den Busen mit knirschendem Mut: p1b_200.041 Weis' her mir dein Herzchen! Ach, pocht ja so sehr, p1b_200.042 Hast lieb gehabt, Herzchen? u. s. w. (Bürger, Lenardo und Blandine.) p1b_200.001 Mit der Axt hab' ich ihm 's Bad gesegnet. p1b_200.003(Schiller, „Tell“.) p1b_200.004Das ist ein großer Feldherr, ein tapferes Heer, p1b_200.005 Ein einziges Weib führen sie als Gefangene mit sich fort. p1b_200.006 Die Thadener zu Hanerau sind ausgewitzte Leute, p1b_200.007 Wär' noch kein Pulver in der Welt, erfänden sie es heute. (Kopisch.) p1b_200.008 (Gust. Freytag.) p1b_200.011Er ist besorgt und aufgehoben, p1b_200.012 p1b_200.013Der Herr wird seine Diener loben. (Schiller.) p1b_200.014Wenn ich (die Pest) gesegnet Brot und Wein, p1b_200.015 p1b_200.016Der hungert nur nach Staub allein. (Lingg.) p1b_200.017 p1b_200.019 § 53. Unterarten der Jronie. p1b_200.020 p1b_200.022 p1b_200.023 p1b_200.026 p1b_200.034 p1b_200.035 p1b_200.038 Vers 1.Der Prinz von Hispanien, schäumend vor Wut, p1b_200.040 p1b_200.043Zerhieb ihm den Busen mit knirschendem Mut: p1b_200.041 Weis' her mir dein Herzchen! Ach, pocht ja so sehr, p1b_200.042 Hast lieb gehabt, Herzchen? u. s. w. 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Euphemismus.</p> <p><lb n="p1b_200.023"/> Das Ausweichen des Anstößigen, Gehaßten, Gefürchteten, das <lb n="p1b_200.024"/> Beschönigen einer schlimmen Sache ist Euphemismus, also eine Art <lb n="p1b_200.025"/> Jronie.</p> <p><lb n="p1b_200.026"/> Euphemismus (<foreign xml:lang="grc">εύφημισμός</foreign> == Gebrauch eines guten Wortes für eine <lb n="p1b_200.027"/> schlimme Sache, also Beschönigung) ist es, wenn die Erinnyen <hi rendition="#g">Eumeniden</hi> <lb n="p1b_200.028"/> (d. i. die Gnädigen), ferner die Todesgöttinnen <hi rendition="#aq">Parcae</hi> (d. i. die Schonenden) <lb n="p1b_200.029"/> genannt werden; wenn das durch zahlreiche Schiffbrüche berüchtigte schwarze <lb n="p1b_200.030"/> Meer als das den Fremdlingen wohlgesinnte bezeichnet wird; wenn man die <lb n="p1b_200.031"/> Gestorbenen Entschlafene nennt; wenn man statt Sakrament <hi rendition="#g">Sapperment,</hi> <lb n="p1b_200.032"/> statt Pfui Teufel! <hi rendition="#g">Pfui Deixel</hi> setzt, <hi rendition="#aq">palsambleu</hi> statt <hi rendition="#aq">par le sang de <lb n="p1b_200.033"/> dieu; sacre bleu</hi> statt <hi rendition="#aq">sacre dieu</hi> u. s. w.</p> </div> <div n="5"> <p><lb n="p1b_200.034"/> 2. 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Beispiele der Jronie:
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Mit der Axt hab' ich ihm 's Bad gesegnet.
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(Schiller, „Tell“.)
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Das ist ein großer Feldherr, ein tapferes Heer, p1b_200.005
Ein einziges Weib führen sie als Gefangene mit sich fort.
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Die Thadener zu Hanerau sind ausgewitzte Leute, p1b_200.007
Wär' noch kein Pulver in der Welt, erfänden sie es heute.
(Kopisch.)
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Jm Ganzen stimmten die Ehrenmänner doch vortrefflich zusammen und p1b_200.009
wurden einander unentbehrlich.
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(Gust. Freytag.)
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Er ist besorgt und aufgehoben, p1b_200.012
Der Herr wird seine Diener loben.
p1b_200.013
(Schiller.)
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Wenn ich (die Pest) gesegnet Brot und Wein, p1b_200.015
Der hungert nur nach Staub allein.
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(Lingg.)
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Der wahrheitliebende Mann! Er lügt eigentlich nie, er wird nur mißverstanden. p1b_200.018
(Vgl. Tacit. Ann. 1. 59, ferner den Ausspruch: Eritis sicut Deus.)
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§ 53. Unterarten der Jronie. p1b_200.020
Es sind: 1. Euphemismus. 2. Sarkasmus. 3. Diasyrmus. p1b_200.021
4. Mimesis.
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1. Euphemismus.
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Das Ausweichen des Anstößigen, Gehaßten, Gefürchteten, das p1b_200.024
Beschönigen einer schlimmen Sache ist Euphemismus, also eine Art p1b_200.025
Jronie.
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Euphemismus (εύφημισμός == Gebrauch eines guten Wortes für eine p1b_200.027
schlimme Sache, also Beschönigung) ist es, wenn die Erinnyen Eumeniden p1b_200.028
(d. i. die Gnädigen), ferner die Todesgöttinnen Parcae (d. i. die Schonenden) p1b_200.029
genannt werden; wenn das durch zahlreiche Schiffbrüche berüchtigte schwarze p1b_200.030
Meer als das den Fremdlingen wohlgesinnte bezeichnet wird; wenn man die p1b_200.031
Gestorbenen Entschlafene nennt; wenn man statt Sakrament Sapperment, p1b_200.032
statt Pfui Teufel! Pfui Deixel setzt, palsambleu statt par le sang de p1b_200.033
dieu; sacre bleu statt sacre dieu u. s. w.
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2. Sarkasmus.
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Den ätzenden, bitteren, tief verletzenden, mit Hohn verbundenen p1b_200.036
Spott, welcher sich auch gegen Unglückliche oder Sterbende richten p1b_200.037
kann, nennt man Sarkasmus (griech. σαρκασμός == Zerfleischung).
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Beispiele des Sarkasmus:
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Der Prinz von Hispanien, schäumend vor Wut, p1b_200.040
Zerhieb ihm den Busen mit knirschendem Mut: p1b_200.041
Weis' her mir dein Herzchen! Ach, pocht ja so sehr, p1b_200.042
Hast lieb gehabt, Herzchen? u. s. w.
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(Bürger, Lenardo und Blandine.)
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