Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.p1b_213.001 Jch möchte hingeh'n, wie das Abendrot, p1b_213.002 p1b_213.005Und wie der Tag mit seinen letzten Gluten p1b_213.003 - O leichter, sanfter, ungefühlter Tod - p1b_213.004 Mich in den Schoß des Ewigen verbluten. (Herwegh.) p1b_213.006Mein Herz ist trüb, und mit den frohen, p1b_213.007 p1b_213.010Die klug des Nordens Rauheit fliehn, p1b_213.008 Möcht ich - nun Winterstürme drohen - p1b_213.009 Mit hastgem Fuß nach Süden ziehn. (Albert Möser.) p1b_213.011Ein Traum von einem Sänger, p1b_213.012 p1b_213.015Dem wir zur Sterbezeit p1b_213.013 (Zehn Jahre sind's und länger) p1b_213.014 Mit Thränen sie geweiht. (Karl Schönhardt, Uhlandslinde.) p1b_213.016 p1b_213.018 Jch hab' gefehlt! - drum büß ich nun die Lust p1b_213.020 p1b_213.026Und darf nicht wagen, in der Schar der Reinen p1b_213.021 Mit meinem Sündenkittel zu erscheinen: p1b_213.022 Wohlan - bereuend schlag ich an die Brust - p1b_213.023 Wer unter Euch sich keiner Schuld bewußt, p1b_213.024 Der werfe kühn - in Demut beug ich mich - p1b_213.025 Der werfe kühn den ersten Stein auf mich. (Herm. Schmid.) p1b_213.027 Antomedon schwingt p1b_213.028 p1b_213.032- Das Fahrzeug steht, die Rosse auch geordnet - p1b_213.029 - Hephästos hätt' in soviel Zeit fast neu p1b_213.030 Den ganzen erznen Wagen schmieden können - p1b_213.031 Er schwingt dem Sitz sich zu und greift die Zügel. (Kleist, Penthesilea.) p1b_213.033 p1b_213.034 p1b_213.038 Jung gewohnt, alt gethan. p1b_213.040 Heute rot, morgen tot. p1b_213.042 Jn die Ecke, Besen! Besen! p1b_213.045 Seid's gewesen! p1b_213.046 (Goethe, Zauberlehrling.) p1b_213.048Und wenn ihr die schwarzen Gesellen fragt - p1b_213.049 Das ist Lützows wilde verwegene Jagd. p1b_213.050 (Körner.) p1b_213.001 Jch möchte hingeh'n, wie das Abendrot, p1b_213.002 p1b_213.005Und wie der Tag mit seinen letzten Gluten p1b_213.003 ─ O leichter, sanfter, ungefühlter Tod ─ p1b_213.004 Mich in den Schoß des Ewigen verbluten. (Herwegh.) p1b_213.006Mein Herz ist trüb, und mit den frohen, p1b_213.007 p1b_213.010Die klug des Nordens Rauheit fliehn, p1b_213.008 Möcht ich ─ nun Winterstürme drohen ─ p1b_213.009 Mit hastgem Fuß nach Süden ziehn. (Albert Möser.) p1b_213.011Ein Traum von einem Sänger, p1b_213.012 p1b_213.015Dem wir zur Sterbezeit p1b_213.013 (Zehn Jahre sind's und länger) p1b_213.014 Mit Thränen sie geweiht. 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Besen! p1b_213.045 Seid's gewesen! p1b_213.046 (Goethe, Zauberlehrling.) p1b_213.048Und wenn ihr die schwarzen Gesellen fragt ─ p1b_213.049 Das ist Lützows wilde verwegene Jagd. p1b_213.050 (Körner.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <pb facs="#f0247" n="213"/> <lb n="p1b_213.001"/> <lg> <l>Jch möchte hingeh'n, wie das Abendrot,</l> <lb n="p1b_213.002"/> <l>Und wie der Tag mit seinen letzten Gluten</l> <lb n="p1b_213.003"/> <l>─ O <hi rendition="#g">leichter, sanfter, ungefühlter Tod</hi> ─</l> <lb n="p1b_213.004"/> <l>Mich in den Schoß des Ewigen verbluten.</l> </lg> <lb n="p1b_213.005"/> <p> <hi rendition="#right">(Herwegh.)</hi> </p> <lb n="p1b_213.006"/> <lg> <l>Mein Herz ist trüb, und mit den frohen,</l> <lb n="p1b_213.007"/> <l>Die klug des Nordens Rauheit fliehn,</l> <lb n="p1b_213.008"/> <l>Möcht ich ─ <hi rendition="#g">nun Winterstürme drohen</hi> ─</l> <lb n="p1b_213.009"/> <l>Mit hastgem Fuß nach Süden ziehn.</l> </lg> <lb n="p1b_213.010"/> <p> <hi rendition="#right">(Albert Möser.)</hi> </p> <lb n="p1b_213.011"/> <lg> <l>Ein Traum von einem Sänger,</l> <lb n="p1b_213.012"/> <l>Dem wir zur Sterbezeit</l> <lb n="p1b_213.013"/> <l>(Zehn Jahre sind's und länger)</l> <lb n="p1b_213.014"/> <l>Mit Thränen sie geweiht.</l> </lg> <lb n="p1b_213.015"/> <p> <hi rendition="#right">(Karl Schönhardt, Uhlandslinde.)</hi> </p> <p><lb n="p1b_213.016"/> Zwei Parenthesen neben einander dehnen die beiden Glieder des Satzes <lb n="p1b_213.017"/> zu weit auseinander und sollten in der Lyrik nicht zur Anwendung gelangen.</p> <p> <lb n="p1b_213.018"/> <hi rendition="#g">Beispiele von zwei Parenthesen:</hi> </p> <lb n="p1b_213.019"/> <lg> <l>Jch hab' gefehlt! ─ drum büß ich nun die Lust</l> <lb n="p1b_213.020"/> <l>Und darf nicht wagen, in der Schar der Reinen</l> <lb n="p1b_213.021"/> <l>Mit meinem Sündenkittel zu erscheinen:</l> <lb n="p1b_213.022"/> <l>Wohlan ─ bereuend schlag ich an die Brust ─</l> <lb n="p1b_213.023"/> <l>Wer unter Euch sich keiner Schuld bewußt,</l> <lb n="p1b_213.024"/> <l>Der werfe kühn ─ in Demut beug ich mich ─</l> <lb n="p1b_213.025"/> <l>Der werfe kühn den ersten Stein auf mich.</l> </lg> <lb n="p1b_213.026"/> <p> <hi rendition="#right">(Herm. 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Jch möchte hingeh'n, wie das Abendrot, p1b_213.002
Und wie der Tag mit seinen letzten Gluten p1b_213.003
─ O leichter, sanfter, ungefühlter Tod ─ p1b_213.004
Mich in den Schoß des Ewigen verbluten.
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(Herwegh.)
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Möcht ich ─ nun Winterstürme drohen ─ p1b_213.009
Mit hastgem Fuß nach Süden ziehn.
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(Albert Möser.)
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Ein Traum von einem Sänger, p1b_213.012
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(Zehn Jahre sind's und länger) p1b_213.014
Mit Thränen sie geweiht.
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(Karl Schönhardt, Uhlandslinde.)
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Zwei Parenthesen neben einander dehnen die beiden Glieder des Satzes p1b_213.017
zu weit auseinander und sollten in der Lyrik nicht zur Anwendung gelangen.
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Beispiele von zwei Parenthesen:
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Jch hab' gefehlt! ─ drum büß ich nun die Lust p1b_213.020
Und darf nicht wagen, in der Schar der Reinen p1b_213.021
Mit meinem Sündenkittel zu erscheinen: p1b_213.022
Wohlan ─ bereuend schlag ich an die Brust ─ p1b_213.023
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Der werfe kühn den ersten Stein auf mich.
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(Herm. Schmid.)
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Antomedon schwingt p1b_213.028
─ Das Fahrzeug steht, die Rosse auch geordnet ─ p1b_213.029
─ Hephästos hätt' in soviel Zeit fast neu p1b_213.030
Den ganzen erznen Wagen schmieden können ─ p1b_213.031
Er schwingt dem Sitz sich zu und greift die Zügel.
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(Kleist, Penthesilea.)
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2. Ellipse.
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Die Ellipse (ἔλλειψις == Auslassung == omissio) ist diejenige p1b_213.035
wirkungsvolle Figur, welche absichtlich solche Worte oder Satzteile p1b_213.036
unterdrückt, die durch den Sinn selbst leicht ergänzt werden können. p1b_213.037
Sie findet hauptsächlich im Sprichwort Anwendung.
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Beispiele:
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Jung gewohnt, alt gethan.
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(Anstatt: Was man jung gewöhnt, wird man im Alter üben.)
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Heute rot, morgen tot.
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(Anstatt: Was heute mit der Farbe des Lebens geziert ist, kann morgen p1b_213.043
schon dem Tode verfallen sein.)
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Jn die Ecke, Besen! Besen! p1b_213.045
Seid's gewesen!
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(Statt: Jhr seids gewesen!)
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(Goethe, Zauberlehrling.)
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Und wenn ihr die schwarzen Gesellen fragt ─ p1b_213.049
Das ist Lützows wilde verwegene Jagd.
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(Statt: so werden sie antworten: Das ist Lützows u. s. w.)
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(Körner.)
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