Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.p1b_238.001 B. Arsische Stellung unbetonter, also leichter Silben. p1b_238.002Schiller. Das furcht | bare | Geschlecht | der Nacht. p1b_238.003 Der blin | den Miß | verständ | nisse | Gewalt. p1b_238.004 Der Kern | der Tap | fersten |. p1b_238.005 Sie war | nicht inn | dem Thal geboren p1b_238.006 (statt: sie war im Thale nicht geboren). p1b_238.007 Nachdrangt das Volk, mit wildem Rufen p1b_238.008 (statt: das Volk drängt nach mit wildem Rufen). p1b_238.009 Zu Dionys, dem Tyrannen schlich Möros (statt Mönros). p1b_238.010 Und ih | rer Thrä | nen weib | liche Gewalt. (Maria Stuart.) p1b_238.011Goethe. Jhr naht | euch wie | der schwan | kende Gestalten. p1b_238.012 Die Wipf | el des | Gebirgs in Nebel hüllt. p1b_238.013 Komm mit o | Schone, komm | mit mir zum Tanze. p1b_238.014 Jm Auslegen seid frisch und munter! p1b_238.022 p1b_238.032 Geibel. Fern im | Süd das | schöne | Spani | enn. p1b_238.037 p1b_238.001 B. Arsische Stellung unbetonter, also leichter Silben. p1b_238.002Schiller. Dăs fūrcht │ bărē │ Geschlecht │ der Nacht. p1b_238.003 Der blin │ den Miß │ verständ │ nĭssē │ Gewalt. p1b_238.004 Der Kern │ der Tap │ fĕrstēn │. p1b_238.005 Sie wār │ nicht in̄ │ dem Thal geboren p1b_238.006 (statt: sie war im Thale nīcht geboren). p1b_238.007 Nāchdrǟ́ngt das Volk, mit wildem Rufen p1b_238.008 (statt: das Volk drängt nach mit wildem Rufen). p1b_238.009 Zu Dionys, dem Tyrannen schlīch Mö̆rōs (statt Mȫ́ros). p1b_238.010 Und ih │ rer Thrä │ nen weib │ lichē Gewalt. (Maria Stuart.) p1b_238.011Goethe. Jhr naht │ euch wie │ der schwan │ kĕndē Gestalten. p1b_238.012 Die Wipf │ el dēs │ Gebirgs in Nebel hüllt. p1b_238.013 Kōmm mĭt ŏ │ Schȫnĕ, kŏmm │ mit mir zum Tanze. p1b_238.014 Jm Auslĕgēn seid frisch und munter! p1b_238.022 p1b_238.032 Geibel. 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Takt <hi rendition="#g">arsisch</hi> gebrauchte „<hi rendition="#g">komm</hi>“ ist im 2. Takt <hi rendition="#g">thetisch</hi> <lb n="p1b_238.015"/> gebraucht. Dem Altmeister kann dies Versehen nachgesehen werden, da in <lb n="p1b_238.016"/> diesem Beispiel ─ ebenso wie in unsern Jamben und Trochäen ─ der <lb n="p1b_238.017"/> Rhythmus durch den Wortaccent mitbestimmt wird, so daß der Verston des <lb n="p1b_238.018"/> ersten Wortes „komm“ im Hinblick auf das Wort „Schȫnĕ“ nur gering ist <lb n="p1b_238.019"/> und das unbedeutende, noch dazu wiederholte zweite „komm“ auf den Wellen <lb n="p1b_238.020"/> des daktylischen Versrhythmus fortgeschleudert wird.)</p> <lb n="p1b_238.021"/> <p> <hi rendition="#c">Jm Auslĕgēn seid frisch und munter! <lb n="p1b_238.022"/> Legt ihr's nicht aus, so legt was unter. <lb n="p1b_238.023"/> (Goethe, Zahme Xenien 2.) <lb n="p1b_238.024"/> <hi rendition="#g">Uhland.</hi> Wenn wir gern vor Euch Versammeltēn <lb n="p1b_238.025"/> Ein empfehlend Vorwort stammeltēn. <lb n="p1b_238.026"/> Auch die Rebe weint, die blühendē, <lb n="p1b_238.027"/> Draus der Wein, der purpurglühendē &c. <lb n="p1b_238.028"/> (Jm poet. Vorwort seiner Gedichte: Lieder sind wir; vgl. § 207. 61.) <lb n="p1b_238.029"/> Wach auf, │ wach auf, │ mein Sohn │ Rŏlan̄d (statt: Rōlan̆d). <lb n="p1b_238.030"/> Der dem │ mächti │ gēn Ge │ bieter. <lb n="p1b_238.031"/> Es gīngĕn <hi rendition="#g">drĕi</hi> Jäger wohl auf die Birsch (statt: drĕi).</hi> </p> <p><lb n="p1b_238.032"/> Die Fehler im ersten Beispiel Uhlands: „Versammelten, stammelten, <lb n="p1b_238.033"/> blühende, purpurglühende“ können beim Vorlesen beseitigt werden, wenn man <lb n="p1b_238.034"/> die genannten Wortfüße als Daktylen (– ⏑ ⏑) liest. (Vgl. §§ 116─122 <lb n="p1b_238.035"/> über Accentvers.) Ähnlich ist es im folgenden Beispiel:</p> <lb n="p1b_238.036"/> <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Geibel.</hi> Fern im │ Süd das │ schöne │ Spani │ en̄. <lb n="p1b_238.037"/> Spani │ en ist mein Heimatland. (Man lese Spānjĕn oder Spānĭĕn). <lb n="p1b_238.038"/> (Zigeunerbube im Norden.) </hi> </p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [238/0272]
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B. Arsische Stellung unbetonter, also leichter Silben. p1b_238.002
Schiller.
Dăs fūrcht │ bărē │ Geschlecht │ der Nacht. p1b_238.003
Der blin │ den Miß │ verständ │ nĭssē │ Gewalt. p1b_238.004
Der Kern │ der Tap │ fĕrstēn │. p1b_238.005
Sie wār │ nicht in̄ │ dem Thal geboren p1b_238.006
(statt: sie war im Thale nīcht geboren). p1b_238.007
Nāchdrǟ́ngt das Volk, mit wildem Rufen p1b_238.008
(statt: das Volk drängt nach mit wildem Rufen). p1b_238.009
Zu Dionys, dem Tyrannen schlīch Mö̆rōs (statt Mȫ́ros). p1b_238.010
Und ih │ rer Thrä │ nen weib │ lichē Gewalt.
(Maria Stuart.)
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Goethe.
Jhr naht │ euch wie │ der schwan │ kĕndē Gestalten. p1b_238.012
Die Wipf │ el dēs │ Gebirgs in Nebel hüllt. p1b_238.013
Kōmm mĭt ŏ │ Schȫnĕ, kŏmm │ mit mir zum Tanze.
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(Das im 1. Takt arsisch gebrauchte „komm“ ist im 2. Takt thetisch p1b_238.015
gebraucht. Dem Altmeister kann dies Versehen nachgesehen werden, da in p1b_238.016
diesem Beispiel ─ ebenso wie in unsern Jamben und Trochäen ─ der p1b_238.017
Rhythmus durch den Wortaccent mitbestimmt wird, so daß der Verston des p1b_238.018
ersten Wortes „komm“ im Hinblick auf das Wort „Schȫnĕ“ nur gering ist p1b_238.019
und das unbedeutende, noch dazu wiederholte zweite „komm“ auf den Wellen p1b_238.020
des daktylischen Versrhythmus fortgeschleudert wird.)
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Jm Auslĕgēn seid frisch und munter! p1b_238.022
Legt ihr's nicht aus, so legt was unter. p1b_238.023
(Goethe, Zahme Xenien 2.) p1b_238.024
Uhland. Wenn wir gern vor Euch Versammeltēn p1b_238.025
Ein empfehlend Vorwort stammeltēn. p1b_238.026
Auch die Rebe weint, die blühendē, p1b_238.027
Draus der Wein, der purpurglühendē &c. p1b_238.028
(Jm poet. Vorwort seiner Gedichte: Lieder sind wir; vgl. § 207. 61.) p1b_238.029
Wach auf, │ wach auf, │ mein Sohn │ Rŏlan̄d (statt: Rōlan̆d). p1b_238.030
Der dem │ mächti │ gēn Ge │ bieter. p1b_238.031
Es gīngĕn drĕi Jäger wohl auf die Birsch (statt: drĕi).
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Die Fehler im ersten Beispiel Uhlands: „Versammelten, stammelten, p1b_238.033
blühende, purpurglühende“ können beim Vorlesen beseitigt werden, wenn man p1b_238.034
die genannten Wortfüße als Daktylen (– ⏑ ⏑) liest. (Vgl. §§ 116─122 p1b_238.035
über Accentvers.) Ähnlich ist es im folgenden Beispiel:
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Geibel. Fern im │ Süd das │ schöne │ Spani │ en̄. p1b_238.037
Spani │ en ist mein Heimatland. (Man lese Spānjĕn oder Spānĭĕn). p1b_238.038
(Zigeunerbube im Norden.)
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