p1b_254.001 seiner neuh. Metr. (S. 11. ff.), "daß sich im Deutschen eine verschiedene p1b_254.002 Zeitdauer der betonten und unbetonten Silben nicht bemerken p1b_254.003 lasse, vielmehr die schwächer betonte Silbe gleich lang sei, wie die p1b_254.004 stärker betonte," weshalb er das Taktmaß ein gleichzeitiges nennt.
p1b_254.005 Auch Heinr. Schmidt ist in seinem Leitfaden der Rhythmik und Metrik p1b_254.006 der Ansicht, daß fast alle deutschen Silben als Längen zu betrachten seien, p1b_254.007 und bezeichnet so:
p1b_254.008
[Musik]
p1b_254.009 während doch jeder Mensch mit einigermaßen gebildetem Gehör lesen wird:
p1b_254.010
[Musik]
p1b_254.011 Zur besseren Veranschaulichung versuche der Lernende folgende Wörter p1b_254.012 im gleichmäßigen Dreschertempo zu lesen:
p1b_254.013
[Musik]
p1b_254.014 Er wird fühlen, daß man zu den drei- und viergradigen Silben p1b_254.015 "na3chtsze4it" mehr Zeit braucht, als zu den eingradigen Silben "li1ge1" und p1b_254.016 "li1che1", und daß man also höchstens so lesen könnte:
p1b_254.017
[Musik]
p1b_254.018 Will man dem Sprachgefühl und Sprachgebrauch gemäß lesen, die beide p1b_254.019 jeglicher Monotonie feind sind, so wird die Bezeichnung folgendermaßen sich p1b_254.020 gestalten:
p1b_254.021
[Musik]
p1b_254.022
(Grillparzer.)
p1b_254.023
[Musik]
p1b_254.024 Diese Beispiele mögen für viele den Nachweis liefern, daß der Accent p1b_254.025 die Arsissilbe verlängert, und daß mitteltonige Silben in der Thesis eine p1b_254.026 untergeordnete Verlängerung erfahren, während unbetonte, leichte Silben unbedingt p1b_254.027 kurz sind. (Vgl. § 81. S. 256 d. B.)
p1b_254.028 Unser deutsches Quantitätsgesetz wird demnach so zu abstrahieren p1b_254.029 sein (vgl. oben): Schwere, d. h. 5= und 4gradige Silben
p1b_254.001 seiner neuh. Metr. (S. 11. ff.), „daß sich im Deutschen eine verschiedene p1b_254.002 Zeitdauer der betonten und unbetonten Silben nicht bemerken p1b_254.003 lasse, vielmehr die schwächer betonte Silbe gleich lang sei, wie die p1b_254.004 stärker betonte,“ weshalb er das Taktmaß ein gleichzeitiges nennt.
p1b_254.005 Auch Heinr. Schmidt ist in seinem Leitfaden der Rhythmik und Metrik p1b_254.006 der Ansicht, daß fast alle deutschen Silben als Längen zu betrachten seien, p1b_254.007 und bezeichnet so:
p1b_254.008
[Musik]
p1b_254.009 während doch jeder Mensch mit einigermaßen gebildetem Gehör lesen wird:
p1b_254.010
[Musik]
p1b_254.011 Zur besseren Veranschaulichung versuche der Lernende folgende Wörter p1b_254.012 im gleichmäßigen Dreschertempo zu lesen:
p1b_254.013
[Musik]
p1b_254.014 Er wird fühlen, daß man zu den drei- und viergradigen Silben p1b_254.015 „na3chtsze4it“ mehr Zeit braucht, als zu den eingradigen Silben „li1ge1“ und p1b_254.016 „li1che1“, und daß man also höchstens so lesen könnte:
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[Musik]
p1b_254.018 Will man dem Sprachgefühl und Sprachgebrauch gemäß lesen, die beide p1b_254.019 jeglicher Monotonie feind sind, so wird die Bezeichnung folgendermaßen sich p1b_254.020 gestalten:
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[Musik]
p1b_254.022
(Grillparzer.)
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[Musik]
p1b_254.024 Diese Beispiele mögen für viele den Nachweis liefern, daß der Accent p1b_254.025 die Arsissilbe verlängert, und daß mitteltonige Silben in der Thesis eine p1b_254.026 untergeordnete Verlängerung erfahren, während unbetonte, leichte Silben unbedingt p1b_254.027 kurz sind. (Vgl. § 81. S. 256 d. B.)
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Zeitdauer der betonten und unbetonten Silben nicht bemerken p1b_254.003
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Auch Heinr. Schmidt ist in seinem Leitfaden der Rhythmik und Metrik p1b_254.006
der Ansicht, daß fast alle deutschen Silben als Längen zu betrachten seien, p1b_254.007
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während doch jeder Mensch mit einigermaßen gebildetem Gehör lesen wird:
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Zur besseren Veranschaulichung versuche der Lernende folgende Wörter p1b_254.012
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p1b_254.018
Will man dem Sprachgefühl und Sprachgebrauch gemäß lesen, die beide p1b_254.019
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(Grillparzer.)
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Diese Beispiele mögen für viele den Nachweis liefern, daß der Accent p1b_254.025
die Arsissilbe verlängert, und daß mitteltonige Silben in der Thesis eine p1b_254.026
untergeordnete Verlängerung erfahren, während unbetonte, leichte Silben unbedingt p1b_254.027
kurz sind. (Vgl. § 81. S. 256 d. B.)
p1b_254.028
Unser deutsches Quantitätsgesetz wird demnach so zu abstrahieren p1b_254.029
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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/288>, abgerufen am 22.11.2024.
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