p1b_276.001 sucht z. B. in der rhetorischen Figur vom dahertrabenden Reiterkorps das von p1b_276.002 ihm Dargestellte auch dem Ohre vernehmbar zu machen:
p1b_276.004 Derselbe Dichter lehrt uns, wie zur Vermeidung des springenden Rhythmus p1b_276.005 die Daktylen in Spondeen zusammenzuziehen sind. Da ein spondeischer p1b_276.006 Hexameter schwerfällig ist, so gebraucht er ihn, um das wuchtige Hämmern der p1b_276.007 Cyklopen zu malen:
p1b_276.008
Illi inter sese magna vi brachia tollunt. (§ 54.)
p1b_276.009 (Vgl. noch seinen monströsen Vers, in welchem er des monströsen Polyphem p1b_276.010 gedenkt: Monstrum horrendum, informe, ingens, cui lumen ademptum p1b_276.011 Aen. 3, 658.)
p1b_276.012 Mit gutem Grund haben die Alten monoschematische Verse vermieden p1b_276.013 (monoskhemoi, d. i. solche, die aus lauter Daktylen oder lauter Spondeen p1b_276.014 gebildet sind). Die Pentaschemoi haben einen Spondeus zwischen Daktylen, p1b_276.015 oder einen Daktylus zwischen Spondeen; die Dekaschemoi haben zwei Spondeen p1b_276.016 zwischen Daktylen und umgekehrt. Die Mischung von Daktylen und p1b_276.017 Spondeen ist von ihnen zu herrlichen Klangwirkungen benützt worden. So p1b_276.018 charakterisiert Virgil das wilde Gebrause der Stürme, welche aus dem von p1b_276.019 Äolus gespaltenen Berge ausfahren:
p1b_276.020
Qua data porta ruunt et terras turbine perflant.p1b_276.021 Ovid ahmt (Metam. I. 6, 376) das Quaken der Frösche nach:p1b_276.022 Quamvis sint sub aqua sub aqua maledicere tentant.
p1b_276.023 Bei Ovid wirkt die rhythmische Malerei anschaulicher als das lateinische p1b_276.024 coaxare oder das deutsche quaken. Durch coaxare oder das deutsche p1b_276.025 quaken wird das Schreien selbst bezeichnet, womit aqua nichts gemein hat.
p1b_276.026 Bezeichnender, aber nicht aus Begriffsworten, sondern rein schallnachahmend p1b_276.027 ist das berühmte brekekekex koax koax des Aristophanes (Frösche 209).
p1b_276.028 Den blitzwerfenden Zeus schildert Ovid so:
p1b_276.029
Tum pater omnipotens misso perfregit Olympump1b_276.030 fulmine etc.
p1b_276.031 Hier bildet das fulmine eine Art Echo zu dem Donnerschlag lympum. p1b_276.032 Ennius hat unter Anwendung der Allitteration den Ton der Trompete onomatopoetisch p1b_276.033 nachgeahmt:
p1b_276.034
"At tuba terribili tonitu taratantara dixit."
p1b_276.035 Ähnliche Spielereien finden wir z. B. bei Aristophanes in den Vögeln, p1b_276.036 wo Strophen ganz aus tio tio tiotigx zusammengesetzt sind. (Vgl. Aristoph. p1b_276.037 Vögel 738 ff.)
p1b_276.038 Von neueren Dichtern besitzen wir interessante ähnliche Bildungen. Jch p1b_276.039 erinnere nur an die Spaßverse, durch welche Taubmann (+ 1613) die Schwatzhaftigkeit p1b_276.040 der Weiber charakterisiert: "Quando conveniunt Maria, Camilla, p1b_276.041 Sybilla, Sermonem faciunt et ab hoc et ab hac et ab illa."
p1b_276.001 sucht z. B. in der rhetorischen Figur vom dahertrabenden Reiterkorps das von p1b_276.002 ihm Dargestellte auch dem Ohre vernehmbar zu machen:
p1b_276.004 Derselbe Dichter lehrt uns, wie zur Vermeidung des springenden Rhythmus p1b_276.005 die Daktylen in Spondeen zusammenzuziehen sind. Da ein spondeischer p1b_276.006 Hexameter schwerfällig ist, so gebraucht er ihn, um das wuchtige Hämmern der p1b_276.007 Cyklopen zu malen:
p1b_276.008
Illi inter sese magna vi brachia tollunt. (§ 54.)
p1b_276.009 (Vgl. noch seinen monströsen Vers, in welchem er des monströsen Polyphem p1b_276.010 gedenkt: Monstrum horrendum, informe, ingens, cui lumen ademptum p1b_276.011 Aen. 3, 658.)
p1b_276.012 Mit gutem Grund haben die Alten monoschematische Verse vermieden p1b_276.013 (μονόσχημοι, d. i. solche, die aus lauter Daktylen oder lauter Spondeen p1b_276.014 gebildet sind). Die Pentaschemoi haben einen Spondeus zwischen Daktylen, p1b_276.015 oder einen Daktylus zwischen Spondeen; die Dekaschemoi haben zwei Spondeen p1b_276.016 zwischen Daktylen und umgekehrt. Die Mischung von Daktylen und p1b_276.017 Spondeen ist von ihnen zu herrlichen Klangwirkungen benützt worden. So p1b_276.018 charakterisiert Virgil das wilde Gebrause der Stürme, welche aus dem von p1b_276.019 Äolus gespaltenen Berge ausfahren:
p1b_276.020
Qua data porta ruunt et terras turbine perflant.p1b_276.021 Ovid ahmt (Metam. I. 6, 376) das Quaken der Frösche nach:p1b_276.022 Quāmvīs sīnt sŭb ăquā s̆ub ăquā mălĕdīcĕrĕ tēntānt.
p1b_276.023 Bei Ovid wirkt die rhythmische Malerei anschaulicher als das lateinische p1b_276.024 coaxare oder das deutsche quaken. Durch coaxare oder das deutsche p1b_276.025 quaken wird das Schreien selbst bezeichnet, womit aqua nichts gemein hat.
p1b_276.026 Bezeichnender, aber nicht aus Begriffsworten, sondern rein schallnachahmend p1b_276.027 ist das berühmte βρεκεκεκὲξ κοὰξ κοὰξ des Aristophanes (Frösche 209).
p1b_276.028 Den blitzwerfenden Zeus schildert Ovid so:
p1b_276.029
Tum pater omnipotens misso perfregit Olympump1b_276.030 fulmine etc.
p1b_276.031 Hier bildet das fulmine eine Art Echo zu dem Donnerschlag lympum. p1b_276.032 Ennius hat unter Anwendung der Allitteration den Ton der Trompete onomatopoetisch p1b_276.033 nachgeahmt:
p1b_276.034
„At tuba terribili tonitu taratantara dixit.“
p1b_276.035 Ähnliche Spielereien finden wir z. B. bei Aristophanes in den Vögeln, p1b_276.036 wo Strophen ganz aus τιὸ τιό τιοτιγξ zusammengesetzt sind. (Vgl. Aristoph. p1b_276.037 Vögel 738 ff.)
p1b_276.038 Von neueren Dichtern besitzen wir interessante ähnliche Bildungen. Jch p1b_276.039 erinnere nur an die Spaßverse, durch welche Taubmann († 1613) die Schwatzhaftigkeit p1b_276.040 der Weiber charakterisiert: »Quando conveniunt Maria, Camilla, p1b_276.041 Sybilla, Sermonem faciunt et ab hoc et ab hac et ab illa.«
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sucht z. B. in der rhetorischen Figur vom dahertrabenden Reiterkorps das von p1b_276.002
ihm Dargestellte auch dem Ohre vernehmbar zu machen:
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Qūadrŭpĕdāntĕ pŭtrēm sŏnĭtū qŭatĭt ūngŭlă cāmpūm. (§ 54.)
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Derselbe Dichter lehrt uns, wie zur Vermeidung des springenden Rhythmus p1b_276.005
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p1b_276.008
Illi inter sese magna vi brachia tollunt. (§ 54.)
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Spondeen ist von ihnen zu herrlichen Klangwirkungen benützt worden. So p1b_276.018
charakterisiert Virgil das wilde Gebrause der Stürme, welche aus dem von p1b_276.019
Äolus gespaltenen Berge ausfahren:
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Qua data porta ruunt et terras turbine perflant. p1b_276.021
Ovid ahmt (Metam. I. 6, 376) das Quaken der Frösche nach: p1b_276.022
Quāmvīs sīnt sŭb ăquā s̆ub ăquā mălĕdīcĕrĕ tēntānt.
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Den blitzwerfenden Zeus schildert Ovid so:
p1b_276.029
Tum pater omnipotens misso perfregit Olympum p1b_276.030
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p1b_276.031
Hier bildet das fulmine eine Art Echo zu dem Donnerschlag lympum. p1b_276.032
Ennius hat unter Anwendung der Allitteration den Ton der Trompete onomatopoetisch p1b_276.033
nachgeahmt:
p1b_276.034
„At tuba terribili tonitu taratantara dixit.“
p1b_276.035
Ähnliche Spielereien finden wir z. B. bei Aristophanes in den Vögeln, p1b_276.036
wo Strophen ganz aus τιὸ τιό τιοτιγξ zusammengesetzt sind. (Vgl. Aristoph. p1b_276.037
Vögel 738 ff.)
p1b_276.038
Von neueren Dichtern besitzen wir interessante ähnliche Bildungen. Jch p1b_276.039
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der Weiber charakterisiert: »Quando conveniunt Maria, Camilla, p1b_276.041
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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/310>, abgerufen am 22.11.2024.
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