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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.

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§ 108. Schreibweise längerer jambischer wie auch trochäischer p1b_324.002
Reihen.

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Es kommt zuweilen vor, daß längere jambische Reihen gebildet p1b_324.004
werden, welche in ihrer Mitte eine ausgeprägte Jncision aufweisen, p1b_324.005
indem sie die Halbzeile mit einer Thesis schließen, um das folgende p1b_324.006
Hemistichium mit einer Thesis zu beginnen, so daß ein Anapäst entstehen p1b_324.007
würde, wenn man ohne Beachtung der Pause weiter lesen wollte.

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Beispiele:

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Jch hatte Lieb und Lust begraben; || mein Blick verlor sich in Ruinen, p1b_324.010
Die standen kalt an tiefem Strome || vom bleichen Abendlicht beschienen.
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(J. J. Honegger, Ruinen.)

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Diese Schreibweise ist wohl in kürzeren Reihen zu billigen, wie z. B. beim p1b_324.013
Nibelungenvers, weil dort die Wirksamkeit des in unmittelbarster Nähe liegenden p1b_324.014
Reimes durch die Unterbrechung nicht wesentlich gestört wird. Bei längeren p1b_324.015
Reihen ist jedoch ein ungestörtes ununterbrochenes Hinsteuern nach dem Reimecho p1b_324.016
durchaus geboten, wenn die Ablenkung durch eine rhythmische Pause die Schönheitswirkung p1b_324.017
nicht alterieren soll. Es empfiehlt sich daher, längere Reihen mit p1b_324.018
rhythmischen Pausen zu teilen, also obiges Beispiel Honeggers folgendermaßen p1b_324.019
gebrochen zu schreiben:

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Jch hatte Lieb und Lust begraben; p1b_324.021
Mein Blick verlor sich in Ruinen, u. s. w.

p1b_324.022
Vgl. das unschön geschriebene Beispiel Rittershausens in § 193, 3. d. B.

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Ähnlich ist es bei trochäischen Versen, wo bei ungetrenntem Schreiben ein p1b_324.024
rhythmusverrückender Spondeus zu entstehen scheint, z. B.

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Als der gute Kaiser Max || einst in Mainz hat übernachtet, p1b_324.026
Trat der Pfinzing zu ihm ein, || Probst und Dichter hochgeachtet &c.
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(Alex. Kaufmann, Die Eselsmünzen von Mainz.)

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Hier muß unbedingt so gebrochen werden:

p1b_324.029
Als der gute Kaiser Max p1b_324.030
Einst in Mainz hat übernachtet, u. s. w.
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§ 109. Trochäische Verse.

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Trochäische Verse finden sich in allen Längen. Die beliebtesten p1b_324.033
sind der viertaktige, der fünftaktige und der achttaktige Trochäus.

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1. Eintaktige trochäische Verse (trochäische Eintakter).

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Sie kommen in der Regel nur als Reimträger abwechselnd mit p1b_324.036
mehrtaktigen Trochäen vor - namentlich in Ghaselen mit gebrochen p1b_324.037
geschriebenen Zeilen.

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Beispiele:

p1b_324.039
Schmeichelndste der Lügnerinnen, p1b_324.040
Hoffnung, p1b_324.041
Laß die Täuschung nicht zerrinnen, p1b_324.042
Hoffnung.
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Reihen.

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Es kommt zuweilen vor, daß längere jambische Reihen gebildet p1b_324.004
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Beispiele:

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(J. J. Honegger, Ruinen.)

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Nibelungenvers, weil dort die Wirksamkeit des in unmittelbarster Nähe liegenden p1b_324.014
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Vgl. das unschön geschriebene Beispiel Rittershausens in § 193, 3. d. B.

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Ähnlich ist es bei trochäischen Versen, wo bei ungetrenntem Schreiben ein p1b_324.024
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Hier muß unbedingt so gebrochen werden:

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§ 109. Trochäische Verse.

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Trochäische Verse finden sich in allen Längen. Die beliebtesten p1b_324.033
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1. Eintaktige trochäische Verse (trochäische Eintakter).

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Sie kommen in der Regel nur als Reimträger abwechselnd mit p1b_324.036
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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/358>, abgerufen am 22.11.2024.