Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.p1b_346.001 p1b_346.008 a. Assonierend. p1b_346.010Nicht minder auch hab' ich mein ritterlich Schwert vertauscht mit dem dreifachen p1b_346.011 p1b_346.015Zinken, p1b_346.012 Weil diese gebühren dem Schützer des Volks, das über die Flutengebiete p1b_346.013 Des Meer's herrscht, als ein Vasall Neptuns, der selbst es damit hat beliehen p1b_346.014 u. s. w. (Rückerts Napoleon.) p1b_346.016b. Mit Endreim: p1b_346.017 Euch aber, zur Gunst und zur Liebe geneigt, weissage der Dichter vertraulich p1b_346.020 p1b_346.025Des Gedichts Vorzug, wie er selbst es versteht, denn er hält es für hübsch und p1b_346.021 erbaulich. p1b_346.022 Jhr findet darin, bei sonstigem Spaß, auch Rat und nützliche Lehre, p1b_346.023 Und Alles zum Trotz dem Verkehrten der Zeit und dem Trefflichen Alles zur p1b_346.024 Ehre u. s. w. (Platen.) p1b_346.026 p1b_346.027 p1b_346.031 p1b_346.032 p1b_346.036 Hier sind wir versammelt zu löblichem Thun, drum Brüderchen! Ergo p1b_346.038
bibamus. p1b_346.039 Die Gläser, sie klingen, Gespräche sie ruhn, beherziget: Ergo bibamus. p1b_346.040 Das heißt noch ein altes, ein tüchtiges Wort; es passet zum p1b_346.041 ersten und passet so fort. p1b_346.042 Und schallet ein Echo vom festlichen Ort, ein herrliches Ergo bibamus. p1b_346.001 p1b_346.008 a. Assonierend. p1b_346.010Nicht minder auch hab' ich mein ritterlich Schwert vertauscht mit dem dreifachen p1b_346.011 p1b_346.015Zinken, p1b_346.012 Weil diese gebühren dem Schützer des Volks, das über die Flutengebiete p1b_346.013 Des Meer's herrscht, als ein Vasall Neptuns, der selbst es damit hat beliehen p1b_346.014 u. s. w. (Rückerts Napoleon.) p1b_346.016b. Mit Endreim: p1b_346.017 Euch aber, zur Gunst und zur Liebe geneigt, weissage der Dichter vertraulich p1b_346.020 p1b_346.025Des Gedichts Vorzug, wie er selbst es versteht, denn er hält es für hübsch und p1b_346.021 erbaulich. p1b_346.022 Jhr findet darin, bei sonstigem Spaß, auch Rat und nützliche Lehre, p1b_346.023 Und Alles zum Trotz dem Verkehrten der Zeit und dem Trefflichen Alles zur p1b_346.024 Ehre u. s. w. (Platen.) p1b_346.026 p1b_346.027 p1b_346.031 p1b_346.032 p1b_346.036 Hier sind wir versammelt zu löblichem Thun, drum Brüderchen! Ergo p1b_346.038
bibamus. p1b_346.039 Die Gläser, sie klingen, Gespräche sie ruhn, beherziget: Ergo bibamus. p1b_346.040 Das heißt noch ein altes, ein tüchtiges Wort; es passet zum p1b_346.041 ersten und passet so fort. p1b_346.042 Und schallet ein Echo vom festlichen Ort, ein herrliches Ergo bibamus. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0380" n="346"/><lb n="p1b_346.001"/> Einführung irrtümlich Platen, dem Nachahmer des Rückertschen Ghasels <lb n="p1b_346.002"/> zugeschrieben, der ihn in seinen 2 Lustspielen und Parabasen von 1835 <lb n="p1b_346.003"/> reimlos anwendet. Aber Rückert hat denselben lange vor Platen in <lb n="p1b_346.004"/> seiner 1815 erschienenen, die aristophanische Form wiedergebenden Komödie <lb n="p1b_346.005"/> „Napoleon“ mit Glück angewendet, weshalb wir ihm das Verdienst <lb n="p1b_346.006"/> der Einführung nicht antasten lassen wollen. Um den Schluß <lb n="p1b_346.007"/> der sehr langen Zeile zu markieren, vermählt ihm Rückert die Assonanz.</p> <p> <lb n="p1b_346.008"/> <hi rendition="#g">Beispiele:</hi> </p> <lb n="p1b_346.009"/> <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#aq">a</hi>. <hi rendition="#g">Assonierend.</hi></hi> </p> <lb n="p1b_346.010"/> <lg> <l>Nicht minder auch hab' ich mein ritterlich Schwert vertauscht mit dem dreifachen</l> <lb n="p1b_346.011"/> <l> <hi rendition="#right">Zinken,</hi> </l> <lb n="p1b_346.012"/> <l>Weil diese gebühren dem Schützer des Volks, das über die Flutengebiete</l> <lb n="p1b_346.013"/> <l>Des Meer's herrscht, als ein Vasall Neptuns, der selbst es damit hat beliehen</l> <lb n="p1b_346.014"/> <l> <hi rendition="#et">u. s. w.</hi> </l> </lg> <lb n="p1b_346.015"/> <p> <hi rendition="#right">(Rückerts Napoleon.)</hi> </p> <lb n="p1b_346.016"/> <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#aq">b</hi>. <hi rendition="#g">Mit Endreim:</hi></hi> </p> <p><lb n="p1b_346.017"/> Platen (wie auch Gottschall im Carlo Zeno) reimt zuweilen den siebentaktigen <lb n="p1b_346.018"/> Anapäst.</p> <lb n="p1b_346.019"/> <lg> <l>Euch aber, zur Gunst und zur Liebe geneigt, weissage der Dichter vertraulich</l> <lb n="p1b_346.020"/> <l>Des Gedichts Vorzug, wie er selbst es versteht, denn er hält es für hübsch und</l> <lb n="p1b_346.021"/> <l> <hi rendition="#et">erbaulich.</hi> </l> <lb n="p1b_346.022"/> <l>Jhr findet darin, bei sonstigem Spaß, auch Rat und nützliche Lehre,</l> <lb n="p1b_346.023"/> <l>Und Alles zum Trotz dem Verkehrten der Zeit und dem Trefflichen Alles zur</l> <lb n="p1b_346.024"/> <l> <hi rendition="#et">Ehre u. s. w.</hi> </l> </lg> <lb n="p1b_346.025"/> <p> <hi rendition="#right">(Platen.)</hi> </p> <p><lb n="p1b_346.026"/> (Man beachte die ständige Diärese nach dem 4. Takte.)</p> <p><lb n="p1b_346.027"/> Wo man den hyperkatalektischen siebentaktigen Anapäst als Achttakter aufrecht <lb n="p1b_346.028"/> hält, könnte man ihn ─ selbstredend nur unter Anrechnung der mit <lb n="p1b_346.029"/> der Jncision verbundenen rhythmischen Pause ─ einen <hi rendition="#g">akatalektischen <lb n="p1b_346.030"/> Achttakter</hi> nennen.</p> </div> <div n="4"> <p><lb n="p1b_346.031"/> 8. Achttaktige anapästische Verse (anapästische Achttakter).</p> <p><lb n="p1b_346.032"/> Als katalektische anapästische Achttakter können wegen der langen <lb n="p1b_346.033"/> Pause die Goetheschen Verse in „<hi rendition="#aq">Ergo bibamus</hi>“ aufgefaßt und geschrieben <lb n="p1b_346.034"/> werden. Bei Goethe sind die Zeilen gebrochen geschrieben. <lb n="p1b_346.035"/> Jn unserer Schreibung ist nur die 3. Verszeile akatalektisch.</p> <p> <lb n="p1b_346.036"/> <hi rendition="#g">Beispiel:</hi> </p> <lb n="p1b_346.037"/> <lg> <l>Hier sind wir versammelt zu löblichem Thun, drum Brüderchen! <hi rendition="#aq">Ergo</hi></l> <lb n="p1b_346.038"/> <l><hi rendition="#aq"><hi rendition="#et">bibamus</hi></hi>.</l> <lb n="p1b_346.039"/> <l>Die Gläser, sie klingen, Gespräche sie ruhn, beherziget: <hi rendition="#aq">Ergo bibamus</hi>.</l> <lb n="p1b_346.040"/> <l>Das heißt noch ein altes, ein tüchtiges Wort; es passet zum</l> <lb n="p1b_346.041"/> <l> <hi rendition="#et">ersten und passet so fort.</hi> </l> <lb n="p1b_346.042"/> <l>Und schallet ein Echo vom festlichen Ort, ein herrliches <hi rendition="#aq">Ergo bibamus</hi>.</l> </lg> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [346/0380]
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Einführung irrtümlich Platen, dem Nachahmer des Rückertschen Ghasels p1b_346.002
zugeschrieben, der ihn in seinen 2 Lustspielen und Parabasen von 1835 p1b_346.003
reimlos anwendet. Aber Rückert hat denselben lange vor Platen in p1b_346.004
seiner 1815 erschienenen, die aristophanische Form wiedergebenden Komödie p1b_346.005
„Napoleon“ mit Glück angewendet, weshalb wir ihm das Verdienst p1b_346.006
der Einführung nicht antasten lassen wollen. Um den Schluß p1b_346.007
der sehr langen Zeile zu markieren, vermählt ihm Rückert die Assonanz.
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Beispiele:
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a. Assonierend.
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Nicht minder auch hab' ich mein ritterlich Schwert vertauscht mit dem dreifachen p1b_346.011
Zinken, p1b_346.012
Weil diese gebühren dem Schützer des Volks, das über die Flutengebiete p1b_346.013
Des Meer's herrscht, als ein Vasall Neptuns, der selbst es damit hat beliehen p1b_346.014
u. s. w.
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(Rückerts Napoleon.)
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b. Mit Endreim:
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Platen (wie auch Gottschall im Carlo Zeno) reimt zuweilen den siebentaktigen p1b_346.018
Anapäst.
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Euch aber, zur Gunst und zur Liebe geneigt, weissage der Dichter vertraulich p1b_346.020
Des Gedichts Vorzug, wie er selbst es versteht, denn er hält es für hübsch und p1b_346.021
erbaulich. p1b_346.022
Jhr findet darin, bei sonstigem Spaß, auch Rat und nützliche Lehre, p1b_346.023
Und Alles zum Trotz dem Verkehrten der Zeit und dem Trefflichen Alles zur p1b_346.024
Ehre u. s. w.
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(Platen.)
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(Man beachte die ständige Diärese nach dem 4. Takte.)
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Wo man den hyperkatalektischen siebentaktigen Anapäst als Achttakter aufrecht p1b_346.028
hält, könnte man ihn ─ selbstredend nur unter Anrechnung der mit p1b_346.029
der Jncision verbundenen rhythmischen Pause ─ einen akatalektischen p1b_346.030
Achttakter nennen.
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8. Achttaktige anapästische Verse (anapästische Achttakter).
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Als katalektische anapästische Achttakter können wegen der langen p1b_346.033
Pause die Goetheschen Verse in „Ergo bibamus“ aufgefaßt und geschrieben p1b_346.034
werden. Bei Goethe sind die Zeilen gebrochen geschrieben. p1b_346.035
Jn unserer Schreibung ist nur die 3. Verszeile akatalektisch.
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Beispiel:
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Hier sind wir versammelt zu löblichem Thun, drum Brüderchen! Ergo p1b_346.038
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Das heißt noch ein altes, ein tüchtiges Wort; es passet zum p1b_346.041
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Und schallet ein Echo vom festlichen Ort, ein herrliches Ergo bibamus.
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