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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.

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Einführung irrtümlich Platen, dem Nachahmer des Rückertschen Ghasels p1b_346.002
zugeschrieben, der ihn in seinen 2 Lustspielen und Parabasen von 1835 p1b_346.003
reimlos anwendet. Aber Rückert hat denselben lange vor Platen in p1b_346.004
seiner 1815 erschienenen, die aristophanische Form wiedergebenden Komödie p1b_346.005
"Napoleon" mit Glück angewendet, weshalb wir ihm das Verdienst p1b_346.006
der Einführung nicht antasten lassen wollen. Um den Schluß p1b_346.007
der sehr langen Zeile zu markieren, vermählt ihm Rückert die Assonanz.

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Beispiele:

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a. Assonierend.

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Nicht minder auch hab' ich mein ritterlich Schwert vertauscht mit dem dreifachen p1b_346.011
Zinken, p1b_346.012
Weil diese gebühren dem Schützer des Volks, das über die Flutengebiete p1b_346.013
Des Meer's herrscht, als ein Vasall Neptuns, der selbst es damit hat beliehen p1b_346.014
u. s. w.
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(Rückerts Napoleon.)

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b. Mit Endreim:

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Platen (wie auch Gottschall im Carlo Zeno) reimt zuweilen den siebentaktigen p1b_346.018
Anapäst.

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Euch aber, zur Gunst und zur Liebe geneigt, weissage der Dichter vertraulich p1b_346.020
Des Gedichts Vorzug, wie er selbst es versteht, denn er hält es für hübsch und p1b_346.021
erbaulich. p1b_346.022
Jhr findet darin, bei sonstigem Spaß, auch Rat und nützliche Lehre, p1b_346.023
Und Alles zum Trotz dem Verkehrten der Zeit und dem Trefflichen Alles zur p1b_346.024
Ehre u. s. w.
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(Platen.)

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(Man beachte die ständige Diärese nach dem 4. Takte.)

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Wo man den hyperkatalektischen siebentaktigen Anapäst als Achttakter aufrecht p1b_346.028
hält, könnte man ihn - selbstredend nur unter Anrechnung der mit p1b_346.029
der Jncision verbundenen rhythmischen Pause - einen akatalektischen p1b_346.030
Achttakter
nennen.

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8. Achttaktige anapästische Verse (anapästische Achttakter).

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Als katalektische anapästische Achttakter können wegen der langen p1b_346.033
Pause die Goetheschen Verse in "Ergo bibamus" aufgefaßt und geschrieben p1b_346.034
werden. Bei Goethe sind die Zeilen gebrochen geschrieben. p1b_346.035
Jn unserer Schreibung ist nur die 3. Verszeile akatalektisch.

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Beispiel:

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Hier sind wir versammelt zu löblichem Thun, drum Brüderchen! Ergo p1b_346.038
bibamus. p1b_346.039
Die Gläser, sie klingen, Gespräche sie ruhn, beherziget: Ergo bibamus. p1b_346.040
Das heißt noch ein altes, ein tüchtiges Wort; es passet zum p1b_346.041
ersten und passet so fort. p1b_346.042
Und schallet ein Echo vom festlichen Ort, ein herrliches Ergo bibamus.

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Einführung irrtümlich Platen, dem Nachahmer des Rückertschen Ghasels p1b_346.002
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Beispiele:

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[346/0380] p1b_346.001 Einführung irrtümlich Platen, dem Nachahmer des Rückertschen Ghasels p1b_346.002 zugeschrieben, der ihn in seinen 2 Lustspielen und Parabasen von 1835 p1b_346.003 reimlos anwendet. Aber Rückert hat denselben lange vor Platen in p1b_346.004 seiner 1815 erschienenen, die aristophanische Form wiedergebenden Komödie p1b_346.005 „Napoleon“ mit Glück angewendet, weshalb wir ihm das Verdienst p1b_346.006 der Einführung nicht antasten lassen wollen. Um den Schluß p1b_346.007 der sehr langen Zeile zu markieren, vermählt ihm Rückert die Assonanz. p1b_346.008 Beispiele: p1b_346.009 a. Assonierend. p1b_346.010 Nicht minder auch hab' ich mein ritterlich Schwert vertauscht mit dem dreifachen p1b_346.011 Zinken, p1b_346.012 Weil diese gebühren dem Schützer des Volks, das über die Flutengebiete p1b_346.013 Des Meer's herrscht, als ein Vasall Neptuns, der selbst es damit hat beliehen p1b_346.014 u. s. w. p1b_346.015 (Rückerts Napoleon.) p1b_346.016 b. Mit Endreim: p1b_346.017 Platen (wie auch Gottschall im Carlo Zeno) reimt zuweilen den siebentaktigen p1b_346.018 Anapäst. p1b_346.019 Euch aber, zur Gunst und zur Liebe geneigt, weissage der Dichter vertraulich p1b_346.020 Des Gedichts Vorzug, wie er selbst es versteht, denn er hält es für hübsch und p1b_346.021 erbaulich. p1b_346.022 Jhr findet darin, bei sonstigem Spaß, auch Rat und nützliche Lehre, p1b_346.023 Und Alles zum Trotz dem Verkehrten der Zeit und dem Trefflichen Alles zur p1b_346.024 Ehre u. s. w. p1b_346.025 (Platen.) p1b_346.026 (Man beachte die ständige Diärese nach dem 4. Takte.) p1b_346.027 Wo man den hyperkatalektischen siebentaktigen Anapäst als Achttakter aufrecht p1b_346.028 hält, könnte man ihn ─ selbstredend nur unter Anrechnung der mit p1b_346.029 der Jncision verbundenen rhythmischen Pause ─ einen akatalektischen p1b_346.030 Achttakter nennen. p1b_346.031 8. Achttaktige anapästische Verse (anapästische Achttakter). p1b_346.032 Als katalektische anapästische Achttakter können wegen der langen p1b_346.033 Pause die Goetheschen Verse in „Ergo bibamus“ aufgefaßt und geschrieben p1b_346.034 werden. Bei Goethe sind die Zeilen gebrochen geschrieben. p1b_346.035 Jn unserer Schreibung ist nur die 3. Verszeile akatalektisch. p1b_346.036 Beispiel: p1b_346.037 Hier sind wir versammelt zu löblichem Thun, drum Brüderchen! Ergo p1b_346.038 bibamus. p1b_346.039 Die Gläser, sie klingen, Gespräche sie ruhn, beherziget: Ergo bibamus. p1b_346.040 Das heißt noch ein altes, ein tüchtiges Wort; es passet zum p1b_346.041 ersten und passet so fort. p1b_346.042 Und schallet ein Echo vom festlichen Ort, ein herrliches Ergo bibamus.

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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/380>, abgerufen am 22.11.2024.