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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.

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undeutsch die große, besonders durch Daktylen vermehrte Länge. Dazu kommt p1b_356.002
nun bei einer Übersetzung die verschiedene Wortfügung. Wie verschieden ist p1b_356.003
der Satzbau der lateinischen und der deutschen Sprache! Diese Verschiedenheit p1b_356.004
macht den Gang des deutschen Hexameters steif und gezwungen; somit kann p1b_356.005
nur etwas Eckiges, Hölzernes und Klappriges ohne angenehme Bewegung, ohne p1b_356.006
leichten Fluß und Wohlklang zu Tage treten." Zille vergißt freilich in seiner p1b_356.007
geharnischten Expektoration, daß wir doch mehrere Gedichte besitzen, deren Hexameter p1b_356.008
leidlich mit dem Genius unserer Sprache im Einklang stehen; z. B. p1b_356.009
Hartmanns Jdyll Adam und Eva, Friedr. Hebbels Mutter und Kind, Amalie p1b_356.010
von Helwigs Die Schwestern von Lesbos, Goethes Hermann und Dorothea, p1b_356.011
Mörikes Jdylle vom Bodensee, Heyses Thekla, Gregorovius Euphorion, Hamerlings p1b_356.012
König von Sion, Biesendahls Kaisertochter. Daß diese Dichtungen p1b_356.013
mehr als halbwegs gelungen sind, beweist freilich nur die Technik der p1b_356.014
Dichter, schließt aber die Wahrscheinlichkeit nicht aus, daß diese Gedichte strophisch p1b_356.015
und gereimt noch wirkungsvoller sich gestaltet haben würden. Wohlklingend p1b_356.016
knappe strophische Muster, die mit Kraft und Fülle metrische und prosodische p1b_356.017
Korrektheit verbinden, vermögen ganz anders zu wirken als der langatmige p1b_356.018
Sechstakter, der meist der deutschen Sprache Gewalt anthut. Den markgräfler p1b_356.019
Bauern behagten die im Hexameter geschriebenen Jdyllen J. P. Hebels (vgl. p1b_356.020
Werke 1871. S. 1. 21. 45. 58) keineswegs. Sie behaupteten, "das p1b_356.021
seien gar keine Gedichte
". Der Jnhalt gefiel ihnen, aber von der Form p1b_356.022
wollten sie nichts wissen. Westphal (a. a. O. S. 217) ist mit der Anwendung des p1b_356.023
Hexameters z. B. in Schillers Spaziergang ebenso wenig als in Goethes Hermann p1b_356.024
und Dorothea einverstanden. Er sagt: "Schon Manchem hat den Genuß an p1b_356.025
jener Dichtung der leidige Hexameter verkümmert. Unsere neueren Dichter p1b_356.026
beweisen darin einen durchaus richtigen Takt, daß sie sich so wenig wie möglich p1b_356.027
mehr dem Hexameter und dem Elegeion zuwenden." Auch der Germanist p1b_356.028
J. B. Moritz Haupt verwahrt sich gegen den deutschen Hexameter &c.

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Beispiele des Hexameters.

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Zur Vergleichung drucken wir zunächst eine Stelle aus dem Klopstockschen p1b_356.031
Messias ab, der wir ein Schlegelsches Musterbeispiel von Hexametern sowie ein p1b_356.032
Beispiel von Geibel folgen lassen:

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a.

Also | betet er: | Sohn! Welt | richter! mich | Endlichen | sendet, | p1b_356.034
Er, den nur dein Opfer, versohnt! O stark, Unerschaffner! p1b_356.035
Stärke den Müden, daß ich den Befehl zu vollbringen vermöge! p1b_356.036
Ach, die Lasten des großen Befehls, wie gesunkene Welten p1b_356.037
Liegen sie, seit du am Kreuze das unerforschte Gericht trägst, p1b_356.038
Herr, auf mir, dem Endlichen! Gott, Weltrichter, wer bin ich, p1b_356.039
Ach wer bin ich, daß Gott den fünrchterlichsten der Tode p1b_356.040
Anzukünden mich sendet? &c. &c.

(Klopstock, Messias X.)

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(Die Stellung: "Weltrichter, Sohn mich" würde die undeutsche Accentverschiebung p1b_356.042
mildern. Ebenso: "Weltrichter, Gott" in der drittletzten Verszeile.

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undeutsch die große, besonders durch Daktylen vermehrte Länge. Dazu kommt p1b_356.002
nun bei einer Übersetzung die verschiedene Wortfügung. Wie verschieden ist p1b_356.003
der Satzbau der lateinischen und der deutschen Sprache! Diese Verschiedenheit p1b_356.004
macht den Gang des deutschen Hexameters steif und gezwungen; somit kann p1b_356.005
nur etwas Eckiges, Hölzernes und Klappriges ohne angenehme Bewegung, ohne p1b_356.006
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geharnischten Expektoration, daß wir doch mehrere Gedichte besitzen, deren Hexameter p1b_356.008
leidlich mit dem Genius unserer Sprache im Einklang stehen; z. B. p1b_356.009
Hartmanns Jdyll Adam und Eva, Friedr. Hebbels Mutter und Kind, Amalie p1b_356.010
von Helwigs Die Schwestern von Lesbos, Goethes Hermann und Dorothea, p1b_356.011
Mörikes Jdylle vom Bodensee, Heyses Thekla, Gregorovius Euphorion, Hamerlings p1b_356.012
König von Sion, Biesendahls Kaisertochter. Daß diese Dichtungen p1b_356.013
mehr als halbwegs gelungen sind, beweist freilich nur die Technik der p1b_356.014
Dichter, schließt aber die Wahrscheinlichkeit nicht aus, daß diese Gedichte strophisch p1b_356.015
und gereimt noch wirkungsvoller sich gestaltet haben würden. Wohlklingend p1b_356.016
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Korrektheit verbinden, vermögen ganz anders zu wirken als der langatmige p1b_356.018
Sechstakter, der meist der deutschen Sprache Gewalt anthut. Den markgräfler p1b_356.019
Bauern behagten die im Hexameter geschriebenen Jdyllen J. P. Hebels (vgl. p1b_356.020
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seien gar keine Gedichte
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J. B. Moritz Haupt verwahrt sich gegen den deutschen Hexameter &c.

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Beispiele des Hexameters.

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Zur Vergleichung drucken wir zunächst eine Stelle aus dem Klopstockschen p1b_356.031
Messias ab, der wir ein Schlegelsches Musterbeispiel von Hexametern sowie ein p1b_356.032
Beispiel von Geibel folgen lassen:

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a.

Ālsŏ │ bētĕt ĕr: │ Sōhn! Wēlt │ rīchtĕr! mĭch │ Ēndlĭchĕn │ sēndĕt, │ p1b_356.034
Ēr, dēn nūr dēin Ōpfĕr, vĕrsȫhnt! Ō stārk, Ŭnĕrschāffnĕr! p1b_356.035
Stärke den Müden, daß ich den Befehl zu vollbringen vermöge! p1b_356.036
Ach, die Lasten des großen Befehls, wie gesunkene Welten p1b_356.037
Liegen sie, seit du am Kreuze das unerforschte Gericht trägst, p1b_356.038
Herr, auf mir, dem Endlichen! Gott, Weltrichter, wer bin ich, p1b_356.039
Āch wer bīn ich, daß Gōtt den fǖrchterlīchsten der Tode p1b_356.040
Anzukünden mich sendet? &c. &c.

(Klopstock, Messias X.)

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(Die Stellung: „Wēltrĭchtĕr, Sōhn mīch“ würde die undeutsche Accentverschiebung p1b_356.042
mildern. Ebenso: „Wēltrĭchtĕr, Gōtt“ in der drittletzten Verszeile.

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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882, S. 356. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/390>, abgerufen am 22.11.2024.