Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.p1b_371.001 Plotzlich aus des Waldes Duster p1b_371.006 Brachen krampfhaft die Cherusker; p1b_371.007 Mit Gott | für Fünrst | und Va | terland p1b_371.008 Stünrmten | sie von | Wut ent | brannt | p1b_371.009 Gegen die Legionen. p1b_371.010 p1b_371.014 Vergiß deinen goldschweren Bischofshut, p1b_371.018 Deinen Elfenbeinkrummstab, dein Münnster. p1b_371.019 Siegkünhn, wie ein Brünutigam kommt sie heran. p1b_371.020 Das die Spreu gemahnet, daß sie nur Spreu ist &c. p1b_371.021 Und endlich mit dumpfem sterbseufzendem Krach. p1b_371.022 O Regensburg, segens= und fluchwerte Stadt. p1b_371.023 Der Schattenbänume grünnlabendes Bild. p1b_371.024 Hat der Herbstwolken Feuchte mir aufgesogen. p1b_371.025 Steht der Himmel gebadet im Maimorgentau. p1b_371.026 Sei's doch für den magern vielfastenden Tisch. p1b_371.027 Von schlepptragungwilligen Dienern umschwänrmt p1b_371.028 Starren zerklünftet die kahlnackten Wännde. p1b_371.029 Und wieder von Nachtkänlte frierend gestreckt p1b_371.030 Als schon des Hochthals Schneeurgroßvater u. s. w. p1b_371.031 p1b_371.036 p1b_371.001 Plȫtzlĭch aūs dĕs Wāldĕs Dūstĕr p1b_371.006 Brāchĕn krāmpfhăft dīe Chĕrūskĕr; p1b_371.007 Mĭt Gōtt │ fü̆r Fǖrst │ ŭnd Vā │ tĕrlānd p1b_371.008 Stǖrmtĕn │ siē vŏn │ Wūt ĕnt │ brānnt │ p1b_371.009 Gēgĕn dĭe Lĕgĭōnĕn. p1b_371.010 p1b_371.014 Vĕrgīß dĕinĕn gōldschwērĕn Bīschōfshūt, p1b_371.018 Dĕinĕn Ēlfĕnbēinkrūmmstāb, dĕin Mǖnstĕr. p1b_371.019 Sīegkǖhn, wĭe ĕin Brǖutĭgām kōmmt sĭe hĕrān. p1b_371.020 Dăs dĭe Sprēu gĕmāhnĕt, dăß sĭe nŭr Sprēu ĭst &c. p1b_371.021 Ŭnd ēndlĭch mĭt dūmpfĕm stērbsēufzĕndĕm Krāch. p1b_371.022 Ŏ Rēgĕnsbūrg, sēgĕns= ŭnd flūchwērtĕ Stādt. p1b_371.023 Dĕr Schāttĕnbǟumĕ grǖnlābĕndĕs Bīld. p1b_371.024 Hăt dĕr Hērbstwōlkĕn Fēuchtĕ mĭr āufgĕsōgĕn. p1b_371.025 Stēht dĕr Hīmmĕl gĕbādĕt ĭm Māimōrgĕntāu. p1b_371.026 Sēi's dŏch fü̆r dĕn māgĕrn vīelfāstĕndĕn Tīsch. p1b_371.027 Vŏn schlēpptrāgŭngwīllĭgĕn Dīenĕrn ŭmschwǟrmt p1b_371.028 Stārrĕn zĕrklǖftĕt dĭe kāhlnācktĕn Wǟndĕ. p1b_371.029 Ŭnd wīedĕr vŏn Nāchtkǟltĕ frīerĕnd gĕstrēckt p1b_371.030 Ăls schŏn dĕs Hōchthāls Schnēeūrgrōßvātĕr u. s. w. p1b_371.031 p1b_371.036 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0405" n="371"/> <p><lb n="p1b_371.001"/> Ähnliche nach Arsis und Thesis zu skandierende Silbenzählungsverse finden <lb n="p1b_371.002"/> wir bei Scheffel noch viele, z. B. in seiner „Teutoburger Schlacht“, wo dem <lb n="p1b_371.003"/> Dichter der trochäische Viertakter vorleuchtete und der trochäische Grundrhythmus <lb n="p1b_371.004"/> auch durchweg gewahrt ist:</p> <lb n="p1b_371.005"/> <lg> <l>Plȫtzlĭch aūs dĕs Wāldĕs Dūstĕr</l> <lb n="p1b_371.006"/> <l>Brāchĕn krāmpfhăft dīe Chĕrūskĕr;</l> <lb n="p1b_371.007"/> <l>Mĭt Gōtt │ fü̆r Fǖrst │ ŭnd Vā │ tĕrlānd</l> <lb n="p1b_371.008"/> <l>Stǖrmtĕn │ siē vŏn │ Wūt ĕnt │ brānnt │</l> <lb n="p1b_371.009"/> <l>Gēgĕn dĭe Lĕgĭōnĕn.</l> </lg> <p><lb n="p1b_371.010"/> (Die 3 ersten Zeilen dieses Beispiels haben nach Art des akatalekt. Viertakters <lb n="p1b_371.011"/> je 8 Silben, während die beiden letzten Zeilen nach Maßgabe des katalekt. <lb n="p1b_371.012"/> Viertakters nur je 7 Silben aufweisen. Dabei kann die 3. Zeile nur jambisch <lb n="p1b_371.013"/> gelesen werden, und bei der 5. muß man mit einem Daktylus einsetzen.)</p> <p><lb n="p1b_371.014"/> Nachstehende Beispiele Scheffels (aus den Bergpsalmen) haben die Silbenzahl <lb n="p1b_371.015"/> <hi rendition="#g">anapästischer Viertakter,</hi> können aber nur als maßfüllende Accentverse <lb n="p1b_371.016"/> ─ als Silbenzählungsverse ─ passieren:</p> <lb n="p1b_371.017"/> <lg> <l>Vĕrgīß dĕinĕn gōldschwērĕn Bīschōfshūt,</l> <lb n="p1b_371.018"/> <l>Dĕinĕn Ēlfĕnbēinkrūmmstāb, dĕin Mǖnstĕr.</l> <lb n="p1b_371.019"/> <l>Sīegkǖhn, wĭe ĕin Brǖutĭgām kōmmt sĭe hĕrān.</l> <lb n="p1b_371.020"/> <l>Dăs dĭe Sprēu gĕmāhnĕt, dăß sĭe nŭr Sprēu ĭst &c.</l> <lb n="p1b_371.021"/> <l>Ŭnd ēndlĭch mĭt dūmpfĕm stērbsēufzĕndĕm Krāch.</l> <lb n="p1b_371.022"/> <l>Ŏ Rēgĕnsbūrg, sēgĕns= ŭnd flūchwērtĕ Stādt.</l> <lb n="p1b_371.023"/> <l>Dĕr Schāttĕnbǟumĕ grǖnlābĕndĕs Bīld.</l> <lb n="p1b_371.024"/> <l>Hăt dĕr Hērbstwōlkĕn Fēuchtĕ mĭr āufgĕsōgĕn.</l> <lb n="p1b_371.025"/> <l>Stēht dĕr Hīmmĕl gĕbādĕt ĭm Māimōrgĕntāu.</l> <lb n="p1b_371.026"/> <l>Sēi's dŏch fü̆r dĕn māgĕrn vīelfāstĕndĕn Tīsch.</l> <lb n="p1b_371.027"/> <l>Vŏn schlēpptrāgŭngwīllĭgĕn Dīenĕrn ŭmschwǟrmt</l> <lb n="p1b_371.028"/> <l>Stārrĕn zĕrklǖftĕt dĭe kāhlnācktĕn Wǟndĕ.</l> <lb n="p1b_371.029"/> <l>Ŭnd wīedĕr vŏn Nāchtkǟltĕ frīerĕnd gĕstrēckt</l> <lb n="p1b_371.030"/> <l>Ăls schŏn dĕs Hōchthāls Schnēeūrgrōßvātĕr u. s. w.</l> </lg> <p><lb n="p1b_371.031"/> Das letztere Beispiel würde geradezu als Monstrosität des anapästischen <lb n="p1b_371.032"/> Viertakters erscheinen, wenn es versrhythmisch so gelesen werden sollte: <lb n="p1b_371.033"/> Ăls schōn │ dĕs Hōch │ thăls Schnĕeūr │ grŏßvătēr │ . ─ Jm „Waltharius“ <lb n="p1b_371.034"/> hat Scheffel lediglich die sechs Hebungen des Nibelungenverses eingehalten, die <lb n="p1b_371.035"/> Senkungen aber beliebig eingesetzt.</p> <p><lb n="p1b_371.036"/> Wie Schiller anstatt jambischer Quinare silbenzählende symmetrische Accentverse <lb n="p1b_371.037"/> bildete, habe ich durch Beispiele in § 116 dargethan. Vgl. dort besonders <lb n="p1b_371.038"/> die hierher gehörigen Proben 1─10 S. 368. Ähnliche Bildungen lassen sich bei </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [371/0405]
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Ähnliche nach Arsis und Thesis zu skandierende Silbenzählungsverse finden p1b_371.002
wir bei Scheffel noch viele, z. B. in seiner „Teutoburger Schlacht“, wo dem p1b_371.003
Dichter der trochäische Viertakter vorleuchtete und der trochäische Grundrhythmus p1b_371.004
auch durchweg gewahrt ist:
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Plȫtzlĭch aūs dĕs Wāldĕs Dūstĕr p1b_371.006
Brāchĕn krāmpfhăft dīe Chĕrūskĕr; p1b_371.007
Mĭt Gōtt │ fü̆r Fǖrst │ ŭnd Vā │ tĕrlānd p1b_371.008
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(Die 3 ersten Zeilen dieses Beispiels haben nach Art des akatalekt. Viertakters p1b_371.011
je 8 Silben, während die beiden letzten Zeilen nach Maßgabe des katalekt. p1b_371.012
Viertakters nur je 7 Silben aufweisen. Dabei kann die 3. Zeile nur jambisch p1b_371.013
gelesen werden, und bei der 5. muß man mit einem Daktylus einsetzen.)
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Nachstehende Beispiele Scheffels (aus den Bergpsalmen) haben die Silbenzahl p1b_371.015
anapästischer Viertakter, können aber nur als maßfüllende Accentverse p1b_371.016
─ als Silbenzählungsverse ─ passieren:
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Ŭnd ēndlĭch mĭt dūmpfĕm stērbsēufzĕndĕm Krāch. p1b_371.022
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Hăt dĕr Hērbstwōlkĕn Fēuchtĕ mĭr āufgĕsōgĕn. p1b_371.025
Stēht dĕr Hīmmĕl gĕbādĕt ĭm Māimōrgĕntāu. p1b_371.026
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Vŏn schlēpptrāgŭngwīllĭgĕn Dīenĕrn ŭmschwǟrmt p1b_371.028
Stārrĕn zĕrklǖftĕt dĭe kāhlnācktĕn Wǟndĕ. p1b_371.029
Ŭnd wīedĕr vŏn Nāchtkǟltĕ frīerĕnd gĕstrēckt p1b_371.030
Ăls schŏn dĕs Hōchthāls Schnēeūrgrōßvātĕr u. s. w.
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Das letztere Beispiel würde geradezu als Monstrosität des anapästischen p1b_371.032
Viertakters erscheinen, wenn es versrhythmisch so gelesen werden sollte: p1b_371.033
Ăls schōn │ dĕs Hōch │ thăls Schnĕeūr │ grŏßvătēr │ . ─ Jm „Waltharius“ p1b_371.034
hat Scheffel lediglich die sechs Hebungen des Nibelungenverses eingehalten, die p1b_371.035
Senkungen aber beliebig eingesetzt.
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bildete, habe ich durch Beispiele in § 116 dargethan. Vgl. dort besonders p1b_371.038
die hierher gehörigen Proben 1─10 S. 368. Ähnliche Bildungen lassen sich bei
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