Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.p1b_385.001 b. Drei Wochen vor Ostern, p1b_385.002 p1b_385.005Dann geht der Schnee weg, p1b_385.003 Dann heirat mein Schätzel, p1b_385.004 Und ich hab ein'n Dreck. - c. Drei Dutzend alte Männer, p1b_385.006 p1b_385.009Gott verzeih mir mein Sünd, p1b_385.007 Jn der Arbeit sind sie langsam, p1b_385.008 Beim Saufen geschwind. d. Und dreizehnthalb Schneider p1b_385.010 p1b_385.013Wiegen vierzehnthalb Pfund, p1b_385.011 Und wenn sie's nicht wiegen, p1b_385.012 Dann sind sie nit g'sund. e. Wenn alle Leut sagen, p1b_385.014 p1b_385.017Mein Schäntzlein wär schwarz, p1b_385.015 Schadt mir nichts, schadt dir nichts, p1b_385.016 Es ist doch mein Schatz. f. Daß im Wald finster ist, p1b_385.018 Das machen die Birken, (2. Lesart: d'Bäum) p1b_385.019 Daß mich mein Schatz nicht mag, p1b_385.020 Das kann ich mirken. (2. Lesart: Das glaub ich kaum.) p1b_385.021 g. Es seind einmal drei Schneider gewesen, p1b_385.025 O je! p1b_385.026 Die waren soeben vom Fieber genesen, p1b_385.027 O je, o je, o je! p1b_385.028 Sie konnten kaum auf den Beinen stehn, p1b_385.029 Und haben einen Schneck für'n Bären angesehn. p1b_385.030 Sie waren dessen voller Sorgen p1b_385.031 Und haben sich hinter'n Zaun verborgen. p1b_385.032 Und als sie sind zusammen kommen, p1b_385.033 So hat ein Jeder s' Gwöfe gnommen. p1b_385.034 Nadel, Pfriem und Ehlenstab, p1b_385.035 Nichts ging - als Couraschi ab. p1b_385.036 Und als es kame zu dem Streit, p1b_385.037 Erweckt ein Jeder Reu und Leid. p1b_385.038 Der Erste sagt: Geh du voran! p1b_385.039 Der Andre sagt: Jch trau mir nit dran. p1b_385.040 Der Dritte war wohl auch dabei p1b_385.041 Und sagt: Er frißt uns alle drei. p1b_385.042 Heraus mit dir, du Teuxels Vich, p1b_385.043 Wenn du willt haben einen Stich. p1b_385.044 Der Schneck, der streckt die Ohren heraus, p1b_385.045 Die Schneider zittern, es ist ein Graus. p1b_385.046
Und als der Schneck das Haus bewegt, p1b_385.047 So haben die Schneider 's Gewehr gestreckt. p1b_385.001 b. Drei Wochen vor Ostern, p1b_385.002 p1b_385.005Dann geht der Schnee weg, p1b_385.003 Dann heirat mein Schätzel, p1b_385.004 Und ich hab ein'n Dreck. ─ c. Drei Dutzend alte Männer, p1b_385.006 p1b_385.009Gott verzeih mir mein Sünd, p1b_385.007 Jn der Arbeit sind sie langsam, p1b_385.008 Beim Saufen geschwind. d. Und dreizehnthalb Schneider p1b_385.010 p1b_385.013Wiegen vierzehnthalb Pfund, p1b_385.011 Und wenn sie's nicht wiegen, p1b_385.012 Dann sind sie nit g'sund. e. Wenn ālle Leut sāgen, p1b_385.014 p1b_385.017Mein Schǟtzlein wär schwārz, p1b_385.015 Schădt mīr nīchts, schadt dīr nīchts, p1b_385.016 Es ist doch mein Schatz. f. Daß im Wald finster ist, p1b_385.018 Das machen die Birken, (2. Lesart: d'Bäum) p1b_385.019 Daß mich mein Schatz nicht mag, p1b_385.020 Das kann ich mirken. (2. Lesart: Das glaub ich kaum.) p1b_385.021 g. Es seind einmal drei Schneider gewesen, p1b_385.025 O je! p1b_385.026 Die waren soeben vom Fieber genesen, p1b_385.027 O je, o je, o je! p1b_385.028 Sie konnten kaum auf den Beinen stehn, p1b_385.029 Und haben einen Schneck für'n Bären angesehn. p1b_385.030 Sie waren dessen voller Sorgen p1b_385.031 Und haben sich hinter'n Zaun verborgen. p1b_385.032 Und als sie sind zusammen kommen, p1b_385.033 So hat ein Jeder s' Gwöfe gnommen. p1b_385.034 Nadel, Pfriem und Ehlenstab, p1b_385.035 Nichts ging ─ als Couraschi ab. p1b_385.036 Und als es kame zu dem Streit, p1b_385.037 Erweckt ein Jeder Reu und Leid. p1b_385.038 Der Erste sagt: Geh du voran! p1b_385.039 Der Andre sagt: Jch trau mir nit dran. p1b_385.040 Der Dritte war wohl auch dabei p1b_385.041 Und sagt: Er frißt uns alle drei. p1b_385.042 Heraus mit dir, du Teuxels Vich, p1b_385.043 Wenn du willt haben einen Stich. p1b_385.044 Der Schneck, der streckt die Ohren heraus, p1b_385.045 Die Schneider zittern, es ist ein Graus. p1b_385.046
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Drei Wochen vor Ostern, p1b_385.002
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Dann heirat mein Schätzel, p1b_385.004
Und ich hab ein'n Dreck. ─
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Drei Dutzend alte Männer, p1b_385.006
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d.
Und dreizehnthalb Schneider p1b_385.010
Wiegen vierzehnthalb Pfund, p1b_385.011
Und wenn sie's nicht wiegen, p1b_385.012
Dann sind sie nit g'sund.
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e.
Wenn ālle Leut sāgen, p1b_385.014
Mein Schǟtzlein wär schwārz, p1b_385.015
Schădt mīr nīchts, schadt dīr nīchts, p1b_385.016
Es ist doch mein Schatz.
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f.
Daß im Wald finster ist, p1b_385.018
Das machen die Birken, (2. Lesart: d'Bäum) p1b_385.019
Daß mich mein Schatz nicht mag, p1b_385.020
Das kann ich mirken. (2. Lesart: Das glaub ich kaum.)
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Diese Form von Knüttelversen ist auch unter dem Namen Schnadahüpfl p1b_385.022
(oder Schnaderhüpferl, wie sie Simrock nennt, vgl. dessen „Die deutschen p1b_385.023
Volksbücher“, VIII, 338) bekannt.
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g.
Es seind einmal drei Schneider gewesen, p1b_385.025
O je! p1b_385.026
Die waren soeben vom Fieber genesen, p1b_385.027
O je, o je, o je!
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Sie konnten kaum auf den Beinen stehn, p1b_385.029
Und haben einen Schneck für'n Bären angesehn.
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Sie waren dessen voller Sorgen p1b_385.031
Und haben sich hinter'n Zaun verborgen.
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Und als sie sind zusammen kommen, p1b_385.033
So hat ein Jeder s' Gwöfe gnommen.
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Nadel, Pfriem und Ehlenstab, p1b_385.035
Nichts ging ─ als Couraschi ab.
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Und als es kame zu dem Streit, p1b_385.037
Erweckt ein Jeder Reu und Leid.
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Der Erste sagt: Geh du voran! p1b_385.039
Der Andre sagt: Jch trau mir nit dran.
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Der Dritte war wohl auch dabei p1b_385.041
Und sagt: Er frißt uns alle drei.
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Heraus mit dir, du Teuxels Vich, p1b_385.043
Wenn du willt haben einen Stich.
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Der Schneck, der streckt die Ohren heraus, p1b_385.045
Die Schneider zittern, es ist ein Graus.
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Und als der Schneck das Haus bewegt, p1b_385.047
So haben die Schneider 's Gewehr gestreckt.
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