Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.p1b_399.001 Roland, der Ries', am p1b_399.005 Rathaus zu Bremen, p1b_399.006 Hamburg und Lübeck p1b_399.007 Legt er in Acht. p1b_399.008 Roland, der Ries', am p1b_399.009 Rathaus zu Bremen, p1b_399.010 Feige, wer fürchtet p1b_399.011 Dänische Macht! p1b_399.012 Roland, der Ries', am p1b_399.013 Rathaus zu Bremen, p1b_399.014 Furchtlos den Feinden p1b_399.015 Beut er die Schlacht. p1b_399.016 p1b_399.025 Rüpel, ja! Die Rüpel raufen, p1b_399.027 p1b_399.034Hören nicht auf Rat und Red, p1b_399.028 Rüpel rotten sich zu Haufen, p1b_399.029 Reizen alles auf zur Fehd! p1b_399.030 Rüpel rauh und Rüpel schlau, p1b_399.031 Raisonnieren ohne Not, p1b_399.032 Rechnen rüpelhaft genau, - p1b_399.033 Runkse sind's bis in den Tod! (Müller von der Werra, Rüpellied.) p1b_399.035 Die Maid der Maide erzog mich die Mutter (mich ist nicht allitterierend) p1b_399.037 p1b_399.038 Jm leuchtenden Saal. Jch liebte die Brüder, p1b_399.039 Bis mich Giuki mit Gold bereifte p1b_399.040 Mit Gold bereifte und Sigurden gab. p1b_399.041
So war Sigurd bei den Söhnen Giukis p1b_399.042 Wie über Halme sich hebt edler Hauch, p1b_399.043 Wie der Hirsch ragt über Hasen und Füchse p1b_399.044 Und glutrotes Gold scheint über graues Silber. p1b_399.001 Roland, der Ries', am p1b_399.005 Rathaus zu Bremen, p1b_399.006 Hamburg und Lübeck p1b_399.007 Legt er in Acht. p1b_399.008 Roland, der Ries', am p1b_399.009 Rathaus zu Bremen, p1b_399.010 Feige, wer fürchtet p1b_399.011 Dänische Macht! p1b_399.012 Roland, der Ries', am p1b_399.013 Rathaus zu Bremen, p1b_399.014 Furchtlos den Feinden p1b_399.015 Beut er die Schlacht. p1b_399.016 p1b_399.025 Rüpel, ja! Die Rüpel raufen, p1b_399.027 p1b_399.034Hören nicht auf Rat und Red, p1b_399.028 Rüpel rotten sich zu Haufen, p1b_399.029 Reizen alles auf zur Fehd! p1b_399.030 Rüpel rauh und Rüpel schlau, p1b_399.031 Raisonnieren ohne Not, p1b_399.032 Rechnen rüpelhaft genau, ─ p1b_399.033 Runkse sind's bis in den Tod! (Müller von der Werra, Rüpellied.) p1b_399.035 Die Maid der Maide erzog mich die Mutter (mich ist nicht allitterierend) p1b_399.037 p1b_399.038 Jm leuchtenden Saal. Jch liebte die Brüder, p1b_399.039 Bis mich Giuki mit Gold bereifte p1b_399.040 Mit Gold bereifte und Sigurden gab. p1b_399.041
So war Sigurd bei den Söhnen Giukis p1b_399.042 Wie über Halme sich hebt edler Hauch, p1b_399.043 Wie der Hirsch ragt über Hasen und Füchse p1b_399.044 Und glutrotes Gold scheint über graues Silber. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0433" n="399"/> <p><lb n="p1b_399.001"/> Diesem schon 1814 gedichteten Liede setzte Rückert 1863 die nachfolgenden <lb n="p1b_399.002"/> drei Strophen zu (Vgl. meine Neuen Mitteilungen über Rückert. <hi rendition="#aq">I</hi>. 223. <lb n="p1b_399.003"/> und 240.):</p> <lb n="p1b_399.004"/> <lg> <l>Roland, der Ries', am</l> <lb n="p1b_399.005"/> <l>Rathaus zu Bremen,</l> <lb n="p1b_399.006"/> <l>Hamburg und Lübeck</l> <lb n="p1b_399.007"/> <l>Legt er in Acht. </l> </lg> <lg> <lb n="p1b_399.008"/> <l>Roland, der Ries', am</l> <lb n="p1b_399.009"/> <l>Rathaus zu Bremen,</l> <lb n="p1b_399.010"/> <l>Feige, wer fürchtet</l> <lb n="p1b_399.011"/> <l>Dänische Macht! </l> </lg> <lg> <lb n="p1b_399.012"/> <l>Roland, der Ries', am</l> <lb n="p1b_399.013"/> <l>Rathaus zu Bremen,</l> <lb n="p1b_399.014"/> <l>Furchtlos den Feinden</l> <lb n="p1b_399.015"/> <l>Beut er die Schlacht.</l> </lg> <p><lb n="p1b_399.016"/> Man lernt aus diesem Beispiele Rückerts, wie der Dichter durch die <lb n="p1b_399.017"/> allitterierenden zwei oder drei Anfangskonsonanten die ihn bewegende Vorstellung <lb n="p1b_399.018"/> sinnlich anklingen läßt; wie er ferner solche Wörter wählt, die den <lb n="p1b_399.019"/> Eindruck möglichst wahr und anschaulich wiedergeben; wie er endlich strebt, <lb n="p1b_399.020"/> daß jedes neue Wort der Hauptvorstellung ähnlich klinge, um schon durch den <lb n="p1b_399.021"/> Klang an dieselbe zu erinnern. Dies ist aber ─ wie S. 397 gelehrt wurde <lb n="p1b_399.022"/> ─ die Aufgabe der Allitteration; sie soll den Eindruck der Hauptvorstellung <lb n="p1b_399.023"/> fort erhalten, <hi rendition="#g">währen</hi> machen durch die Hauptlaute der die Fortdauer bezeichnenden <lb n="p1b_399.024"/> (sich im Anfangsbuchstaben ähnelnden) Wörter.</p> <p><lb n="p1b_399.025"/><hi rendition="#aq">b</hi>. <hi rendition="#g">Jede Zeile hat</hi> 4 <hi rendition="#g">Stäbe, die nicht sämtlich allitterieren.</hi></p> <lb n="p1b_399.026"/> <lg> <l>Rüpel, ja! Die Rüpel raufen,</l> <lb n="p1b_399.027"/> <l>Hören nicht auf Rat und Red,</l> <lb n="p1b_399.028"/> <l>Rüpel rotten sich zu Haufen,</l> <lb n="p1b_399.029"/> <l>Reizen alles auf zur Fehd!</l> <lb n="p1b_399.030"/> <l>Rüpel rauh und Rüpel schlau,</l> <lb n="p1b_399.031"/> <l>Raisonnieren ohne Not,</l> <lb n="p1b_399.032"/> <l>Rechnen rüpelhaft genau, ─</l> <lb n="p1b_399.033"/> <l>Runkse sind's bis in den Tod!</l> </lg> <lb n="p1b_399.034"/> <p> <hi rendition="#right">(Müller von der Werra, Rüpellied.)</hi> </p> <p><lb n="p1b_399.035"/><hi rendition="#aq">c</hi>. <hi rendition="#g">Jede Zeile hat</hi> 4 <hi rendition="#g">Stäbe mit beliebigen Thesen.</hi></p> <lb n="p1b_399.036"/> <lg> <l>Die Maid der Maide<space dim="horizontal"/>erzog mich die Mutter (mich ist nicht allitterierend)</l> <lb n="p1b_399.037"/> <lb n="p1b_399.038"/> <l>Jm leuchtenden Saal.<space dim="horizontal"/>Jch liebte die Brüder,</l> <lb n="p1b_399.039"/> <l>Bis mich Giuki<space dim="horizontal"/>mit Gold bereifte</l> <lb n="p1b_399.040"/> <l>Mit Gold bereifte<space dim="horizontal"/>und Sigurden gab. </l> </lg> <lg> <lb n="p1b_399.041"/> <l>So war Sigurd<space dim="horizontal"/>bei den Söhnen Giukis</l> <lb n="p1b_399.042"/> <l>Wie über Halme<space dim="horizontal"/>sich hebt edler Hauch,</l> <lb n="p1b_399.043"/> <l>Wie der Hirsch ragt<space dim="horizontal"/>über Hasen und Füchse</l> <lb n="p1b_399.044"/> <l>Und glutrotes Gold<space dim="horizontal"/>scheint über graues Silber.</l> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [399/0433]
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Diesem schon 1814 gedichteten Liede setzte Rückert 1863 die nachfolgenden p1b_399.002
drei Strophen zu (Vgl. meine Neuen Mitteilungen über Rückert. I. 223. p1b_399.003
und 240.):
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Roland, der Ries', am p1b_399.005
Rathaus zu Bremen, p1b_399.006
Hamburg und Lübeck p1b_399.007
Legt er in Acht.
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Roland, der Ries', am p1b_399.009
Rathaus zu Bremen, p1b_399.010
Feige, wer fürchtet p1b_399.011
Dänische Macht!
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Roland, der Ries', am p1b_399.013
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Beut er die Schlacht.
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Man lernt aus diesem Beispiele Rückerts, wie der Dichter durch die p1b_399.017
allitterierenden zwei oder drei Anfangskonsonanten die ihn bewegende Vorstellung p1b_399.018
sinnlich anklingen läßt; wie er ferner solche Wörter wählt, die den p1b_399.019
Eindruck möglichst wahr und anschaulich wiedergeben; wie er endlich strebt, p1b_399.020
daß jedes neue Wort der Hauptvorstellung ähnlich klinge, um schon durch den p1b_399.021
Klang an dieselbe zu erinnern. Dies ist aber ─ wie S. 397 gelehrt wurde p1b_399.022
─ die Aufgabe der Allitteration; sie soll den Eindruck der Hauptvorstellung p1b_399.023
fort erhalten, währen machen durch die Hauptlaute der die Fortdauer bezeichnenden p1b_399.024
(sich im Anfangsbuchstaben ähnelnden) Wörter.
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b. Jede Zeile hat 4 Stäbe, die nicht sämtlich allitterieren.
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Rüpel, ja! Die Rüpel raufen, p1b_399.027
Hören nicht auf Rat und Red, p1b_399.028
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Runkse sind's bis in den Tod!
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(Müller von der Werra, Rüpellied.)
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Die Maid der Maide erzog mich die Mutter (mich ist nicht allitterierend) p1b_399.037
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Jm leuchtenden Saal. Jch liebte die Brüder, p1b_399.039
Bis mich Giuki mit Gold bereifte p1b_399.040
Mit Gold bereifte und Sigurden gab.
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So war Sigurd bei den Söhnen Giukis p1b_399.042
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Wie der Hirsch ragt über Hasen und Füchse p1b_399.044
Und glutrotes Gold scheint über graues Silber.
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