p1b_426.001 bezeichneten den männlichen Reim als stumpfen Reim, während sie die zwei= p1b_426.002 und mehrsilbigen Reime klingende nannten.
p1b_426.003 Der männliche Reim giebt einer ernst männlichen, entschlossenen Stimmung p1b_426.004 Ausdruck; er verleiht dem Verse Bestimmtheit, Kraft und Würde.
p1b_426.005 Beispiele des männlichen Reims:
p1b_426.006
a.
Es war einmal die Blum' im Thal,p1b_426.007 Und in den Lüften war der Strahl.p1b_426.008 War für die Blume Strahl erglüht,p1b_426.009 War Blume für den Strahl erblüht?
p1b_426.010
(Fr. Rückert.)
p1b_426.011
b.
Des Grafen Vogt klopft am Gehöfte an:p1b_426.012 "Zur Dienstpflicht stellet Morgen einen Mann!p1b_426.013 Die Macht hebt an beim roten Morgenschein,p1b_426.014 Da laßt ihn auf der großen Wiese sein;p1b_426.015 Die Mäher führet auf des Grafen Landp1b_426.016 Der schwarze Hildebrand!
p1b_426.019 Hier müssen zwei Silben auf einander reimen: eine betonte und p1b_426.020 eine tonlose (- Breve, also ein Trochäus auf einen Trochäus z. B. schauen p1b_426.021 - tauen, Reigen - schweigen, Ehre - Wehre), weshalb er auch p1b_426.022 der zweisilbige Reim heißt. Er giebt dem Verse Weichheit, Milde, p1b_426.023 Biegsamkeit und Geschmeidigkeit.
p1b_426.024 Beispiele:
p1b_426.025
a.
Durch die Fluren ohne Sorgen,p1b_426.026 Durch die Wälder ohne Härmenp1b_426.027 Möcht ich jetzt den guten Morgenp1b_426.028 Und den lieben Mittag schwärmen.
p1b_426.029
(Ludw. Eichrodt, Melodien S. 76.)
p1b_426.030
b.
Jn Rätselfragen ruht der Reiz des Lebens,p1b_426.031 Und forschen wir nicht immer auch vergebens,p1b_426.032 So folgen jeder Lösung neue Fragen,p1b_426.033 Die wir als neue Rätsel in uns tragen.
p1b_426.034
(Wilhelmine Gräfin Wickenburg-Almasy.)
p1b_426.035 3. Gleitender (daktylischer) Reim.
p1b_426.036 Bei ihm reimen sich drei Silben, von denen nur die erste betont p1b_426.037 ist, während die beiden anderen kurz sind (- Breve Breve), z. B. Fingerchen p1b_426.038 - Dingerchen, Abende - labende, achtende - schmachtende. Überzählig p1b_426.039 nennt man ihn, wenn er jambische oder trochäische Verse abschließt. p1b_426.040 (Vgl. unten die Beispiele c und e.)
p1b_426.041 Dieser dreisilbige Reim verleiht dem Verse Lebendigkeit, Munterkeit, weshalb p1b_426.042 man ihn gern zur poetischen Malerei verwendet.
p1b_426.001 bezeichneten den männlichen Reim als stumpfen Reim, während sie die zwei= p1b_426.002 und mehrsilbigen Reime klingende nannten.
p1b_426.003 Der männliche Reim giebt einer ernst männlichen, entschlossenen Stimmung p1b_426.004 Ausdruck; er verleiht dem Verse Bestimmtheit, Kraft und Würde.
p1b_426.005 Beispiele des männlichen Reims:
p1b_426.006
a.
Es war einmal die Blum' im Thal,p1b_426.007 Und in den Lüften war der Strahl.p1b_426.008 War für die Blume Strahl erglüht,p1b_426.009 War Blume für den Strahl erblüht?
p1b_426.010
(Fr. Rückert.)
p1b_426.011
b.
Des Grafen Vogt klopft am Gehöfte an:p1b_426.012 „Zur Dienstpflicht stellet Morgen einen Mann!p1b_426.013 Die Macht hebt an beim roten Morgenschein,p1b_426.014 Da laßt ihn auf der großen Wiese sein;p1b_426.015 Die Mäher führet auf des Grafen Landp1b_426.016 Der schwarze Hildebrand!
p1b_426.019 Hier müssen zwei Silben auf einander reimen: eine betonte und p1b_426.020 eine tonlose (– ⏑, also ein Trochäus auf einen Trochäus z. B. schauen p1b_426.021 ─ tauen, Reigen ─ schweigen, Ehre ─ Wehre), weshalb er auch p1b_426.022 der zweisilbige Reim heißt. Er giebt dem Verse Weichheit, Milde, p1b_426.023 Biegsamkeit und Geschmeidigkeit.
p1b_426.024 Beispiele:
p1b_426.025
a.
Durch die Fluren ohne Sorgen,p1b_426.026 Durch die Wälder ohne Härmenp1b_426.027 Möcht ich jetzt den guten Morgenp1b_426.028 Und den lieben Mittag schwärmen.
p1b_426.029
(Ludw. Eichrodt, Melodien S. 76.)
p1b_426.030
b.
Jn Rätselfragen ruht der Reiz des Lebens,p1b_426.031 Und forschen wir nicht immer auch vergebens,p1b_426.032 So folgen jeder Lösung neue Fragen,p1b_426.033 Die wir als neue Rätsel in uns tragen.
p1b_426.034
(Wilhelmine Gräfin Wickenburg-Almâsy.)
p1b_426.035 3. Gleitender (daktylischer) Reim.
p1b_426.036 Bei ihm reimen sich drei Silben, von denen nur die erste betont p1b_426.037 ist, während die beiden anderen kurz sind (– ⏑ ⏑), z. B. Fīngĕrchĕn p1b_426.038 ─ Dingerchen, Abende ─ labende, achtende ─ schmachtende. Überzählig p1b_426.039 nennt man ihn, wenn er jambische oder trochäische Verse abschließt. p1b_426.040 (Vgl. unten die Beispiele c und e.)
p1b_426.041 Dieser dreisilbige Reim verleiht dem Verse Lebendigkeit, Munterkeit, weshalb p1b_426.042 man ihn gern zur poetischen Malerei verwendet.
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bezeichneten den männlichen Reim als stumpfen Reim, während sie die zwei= p1b_426.002
und mehrsilbigen Reime klingende nannten.
p1b_426.003
Der männliche Reim giebt einer ernst männlichen, entschlossenen Stimmung p1b_426.004
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Beispiele des männlichen Reims:
p1b_426.006
a.
Es war einmal die Blum' im Thal, p1b_426.007
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War Blume für den Strahl erblüht?
p1b_426.010
(Fr. Rückert.)
p1b_426.011
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Des Grafen Vogt klopft am Gehöfte an: p1b_426.012
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Der schwarze Hildebrand!
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(Wolfg. Müller von Königswinter.)
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2. Weiblicher (trochäischer, klingender) Reim.
p1b_426.019
Hier müssen zwei Silben auf einander reimen: eine betonte und p1b_426.020
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p1b_426.025
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Und den lieben Mittag schwärmen.
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(Ludw. Eichrodt, Melodien S. 76.)
p1b_426.030
b.
Jn Rätselfragen ruht der Reiz des Lebens, p1b_426.031
Und forschen wir nicht immer auch vergebens, p1b_426.032
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p1b_426.034
(Wilhelmine Gräfin Wickenburg-Almâsy.)
p1b_426.035
3. Gleitender (daktylischer) Reim.
p1b_426.036
Bei ihm reimen sich drei Silben, von denen nur die erste betont p1b_426.037
ist, während die beiden anderen kurz sind (– ⏑ ⏑), z. B. Fīngĕrchĕn p1b_426.038
─ Dingerchen, Abende ─ labende, achtende ─ schmachtende. Überzählig p1b_426.039
nennt man ihn, wenn er jambische oder trochäische Verse abschließt. p1b_426.040
(Vgl. unten die Beispiele c und e.)
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Dieser dreisilbige Reim verleiht dem Verse Lebendigkeit, Munterkeit, weshalb p1b_426.042
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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882, S. 426. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/460>, abgerufen am 18.06.2024.
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