Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.p1b_430.001 g. Wein, o Schenke, das reine, das himmlische Gut bring her! p1b_430.002 p1b_430.005Flüssige Flammen und flammenhaltende Flut bring her! p1b_430.003 Wein, der jeglichen irdischen Harms Medicin und Trost, p1b_430.004 Der messianische Wunder, unendliche, thut, bring' her! u. s. w. (G. Fr. Daumer, Hafis.) p1b_430.006 Man unterhielt auf's Beste sich, p1b_430.009 Man scherzte, lachte, p1b_430.010 Glückwünschte zu dem Feste sich &c. p1b_430.011 Wo der bayrische Schlagebaum p1b_430.013 Mir war fern gerücket p1b_430.014 Und mit manchem Tragebaum p1b_430.015 Sich ein Gärtchen schmücket. p1b_430.016 p1b_430.019 p1b_430.021 p1b_430.025 Blank die Wehr p1b_430.028 Gott zur Ehr. p1b_430.029 Trenn die Hand p1b_430.030 Fürst und Land u. s. w. p1b_430.031 a. Jndem er deutete mit dem schwanken Stäbchen p1b_430.034 p1b_430.035Nach einem schlanken Knäbchen. (Rückert, Makamen.) p1b_430.036b. Damajanti, die herzbetrübte p1b_430.037 p1b_430.038Gattensuchende, Schmerzgeübte. (Rückert, Nal und Damajanti.) p1b_430.039 p1b_430.040 p1b_430.001 γ. Wein, o Schenke, das reine, das himmlische Gūt brĭng hēr! p1b_430.002 p1b_430.005Flüssige Flammen und flammenhaltende Flut bring her! p1b_430.003 Wein, der jeglichen irdischen Harms Medicin und Trost, p1b_430.004 Der messianische Wunder, unendliche, thut, bring' her! u. s. w. (G. Fr. Daumer, Hafis.) p1b_430.006 Man unterhielt auf's Beste sich, p1b_430.009 Man scherzte, lachte, p1b_430.010 Glückwünschte zu dem Feste sich &c. p1b_430.011 Wo der bayrische Schlagebaum p1b_430.013 Mir war fern gerücket p1b_430.014 Und mit manchem Tragebaum p1b_430.015 Sich ein Gärtchen schmücket. p1b_430.016 p1b_430.019 p1b_430.021 p1b_430.025 Blank die Wehr p1b_430.028 Gott zur Ehr. p1b_430.029 Trenn die Hand p1b_430.030 Fürst und Land u. s. w. p1b_430.031 α. Jndem er deutete mit dem schwanken Stäbchen p1b_430.034 p1b_430.035Nach einem schlanken Knäbchen. (Rückert, Makamen.) p1b_430.036β. Damajanti, die herzbetrübte p1b_430.037 p1b_430.038Gattensuchende, Schmerzgeübte. (Rückert, Nal und Damajanti.) p1b_430.039 p1b_430.040 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0464" n="430"/> <lb n="p1b_430.001"/> <p rendition="#left"><foreign xml:lang="grc">γ</foreign>.</p> <lg> <l>Wein, o Schenke, das reine, das himmlische Gūt brĭng hēr!</l> <lb n="p1b_430.002"/> <l>Flüssige Flammen und flammenhaltende Flut bring her!</l> <lb n="p1b_430.003"/> <l>Wein, der jeglichen irdischen Harms Medicin und Trost,</l> <lb n="p1b_430.004"/> <l>Der messianische Wunder, unendliche, thut, bring' her! u. s. w.</l> </lg> <lb n="p1b_430.005"/> <p> <hi rendition="#right">(G. Fr. Daumer, Hafis.)</hi> </p> <p><lb n="p1b_430.006"/> Diese kretischen Reime finden sich bei Rückert häufig z. 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B. im <lb n="p1b_430.020"/> 1. 2. 3. 4. 6. 7 u. s. w.</p> <p><lb n="p1b_430.021"/> Goethe bedient sich dieses Reims in Lilis Park (z. B. reißen sich ─ <lb n="p1b_430.022"/> beißen sich). Ferner im Heideröslein (z. B. breche dich ─ steche dich). Ferner <lb n="p1b_430.023"/> in Epimenides Erwachen (z. B. im 5. Auftritt: Wahn und Bahn ─ an <lb n="p1b_430.024"/> und an).</p> <p><lb n="p1b_430.025"/> Georg Jäger bevorzugt diesen Reim in Nr. 1, 2, 3, 4 und 7 seiner <lb n="p1b_430.026"/> Schwertsprüche (vgl. 1870─71 Stuttg. 1879 S. 80), z. 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Jdentischer Reim.</p> <p><lb n="p1b_430.040"/> Er ist die Wiederholung des in der Reimstelle stehenden Wortes, <lb n="p1b_430.041"/> also eine Art unbeabsichtigtes Echo. Er macht einen schweren Eindruck <lb n="p1b_430.042"/> und wird daher nur selten angewendet. Zuweilen wird mit dem korrespondierenden <lb n="p1b_430.043"/> identischen Reimklang ein verschiedener Sinn verbunden. <lb n="p1b_430.044"/> Jn diesem Falle verliert er einen Teil seiner Jdentität (z. B. <hi rendition="#g">weine!</hi> <lb n="p1b_430.045"/> und die <hi rendition="#g">Weine; Heer</hi> und <hi rendition="#g">her; würde</hi> und die <hi rendition="#g">Würde</hi> &c.).</p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [430/0464]
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γ.
Wein, o Schenke, das reine, das himmlische Gūt brĭng hēr! p1b_430.002
Flüssige Flammen und flammenhaltende Flut bring her! p1b_430.003
Wein, der jeglichen irdischen Harms Medicin und Trost, p1b_430.004
Der messianische Wunder, unendliche, thut, bring' her! u. s. w.
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(G. Fr. Daumer, Hafis.)
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Diese kretischen Reime finden sich bei Rückert häufig z. B. in der Poesie p1b_430.007
am Feste:
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Man unterhielt auf's Beste sich, p1b_430.009
Man scherzte, lachte, p1b_430.010
Glückwünschte zu dem Feste sich &c.
p1b_430.011
Ferner in der Ferienreise:
p1b_430.012
Wo der bayrische Schlagebaum p1b_430.013
Mir war fern gerücket p1b_430.014
Und mit manchem Tragebaum p1b_430.015
Sich ein Gärtchen schmücket.
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Ferner in vielen seiner Ghasele, z. B. Vom künftigen Alter, Versehn, p1b_430.017
Hingegangen in den Wind, Und dann nicht mehr, Jm Sonnenschein, Absolut, p1b_430.018
Sei mir geküßt, Liebesmut, Schlußlied u. s. w.
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Platen wendet diesen Reim ebenfalls in vielen Ghaselen an, z. B. im p1b_430.020
1. 2. 3. 4. 6. 7 u. s. w.
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Goethe bedient sich dieses Reims in Lilis Park (z. B. reißen sich ─ p1b_430.022
beißen sich). Ferner im Heideröslein (z. B. breche dich ─ steche dich). Ferner p1b_430.023
in Epimenides Erwachen (z. B. im 5. Auftritt: Wahn und Bahn ─ an p1b_430.024
und an).
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Georg Jäger bevorzugt diesen Reim in Nr. 1, 2, 3, 4 und 7 seiner p1b_430.026
Schwertsprüche (vgl. 1870─71 Stuttg. 1879 S. 80), z. B.
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Blank die Wehr p1b_430.028
Gott zur Ehr. p1b_430.029
Trenn die Hand p1b_430.030
Fürst und Land u. s. w.
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c. Doppelreime mit einer tonlosen Silbe an jeder reimenden p1b_430.032
Arsis.
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α.
Jndem er deutete mit dem schwanken Stäbchen p1b_430.034
Nach einem schlanken Knäbchen.
p1b_430.035
(Rückert, Makamen.)
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β.
Damajanti, die herzbetrübte p1b_430.037
Gattensuchende, Schmerzgeübte.
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(Rückert, Nal und Damajanti.)
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6. Jdentischer Reim.
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Er ist die Wiederholung des in der Reimstelle stehenden Wortes, p1b_430.041
also eine Art unbeabsichtigtes Echo. Er macht einen schweren Eindruck p1b_430.042
und wird daher nur selten angewendet. Zuweilen wird mit dem korrespondierenden p1b_430.043
identischen Reimklang ein verschiedener Sinn verbunden. p1b_430.044
Jn diesem Falle verliert er einen Teil seiner Jdentität (z. B. weine! p1b_430.045
und die Weine; Heer und her; würde und die Würde &c.).
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