Und auf Blum' und Zweig euch wiegen,p1b_445.002 Kann ich nicht am Boden kriechen.p1b_445.003 Vögelein,p1b_445.004 Zart und klein,p1b_445.005 Willst mir deine Flüglein leih'n?
p1b_445.006 Vögelein,p1b_445.007 Zart und klein,p1b_445.008 Wird mir stets zu Diensten sein,p1b_445.009 Wird aus seinen luft'gen Sphärenp1b_445.010 Alles freundlich mir gewähren, -p1b_445.011 Aber Eins muß ich entbehren:p1b_445.012 Vögelein,p1b_445.013 Zart und klein,p1b_445.014 Willst mir deinen Frohsinn leih'n?
p1b_445.015 d. Didaktischer Kehrreim.
p1b_445.016 Beispiel:
p1b_445.017
Die Gedanken sind frei,p1b_445.018 Wer kann sie erraten?p1b_445.019 Sie fliehen vorbei,p1b_445.020 Wie nächtliche Schatten,p1b_445.021 Kein Mensch kann sie wissen,p1b_445.022 Der Jäger nit schießen;p1b_445.023 Es bleibet dabei:p1b_445.024 Die Gedanken sind frei.
p1b_445.025 Die Lehre: Die Gedanken sind frei zieht sich durch die sämmtlichen p1b_445.026 Strophen in lieblichster Weise hindurch und charakterisiert den Kehrreim p1b_445.027 als einen didaktischen.
p1b_445.028 Bei Goethe, Uhland und Rückert finden wir noch sentimentale, p1b_445.029 tragische, komische, humoristische, schwermütige, leichtsinnige, einsamklagende, p1b_445.030 heitere, zarte, wie kräftig derbe didaktische Kehrreime.p1b_445.031 Jch erinnere an Goethes "Sah ein Knab' ein Röslein stehn"; ferner an p1b_445.032 den schönen Refrain in Gretchens Lied: "Meine Ruh ist hin, mein Herz ist p1b_445.033 schwer!" u. s. w.
p1b_445.034 e. Goethesche Kehrreime.
p1b_445.035 Folgendes Beispiel beweist, wie Goethe die Kehrreims-Jnterjektionen bereits p1b_445.036 einführt, noch lange bevor es zum allseitigen Zusammensingen kommt:
p1b_445.037
Siebel.
Auf! Holla! Ho!
p1b_445.038
Frosch.
So recht! hinaus mit dem, der etwas übel nimmt!p1b_445.039 A! tara lara da!
p1b_445.040
Altmeyer.
A tara lara da! u. s. w.
p1b_445.041 (Ähnlich Rückert im Napoleon S. 40, wo das Sassa! Sasasa sasasassa p1b_445.042 immer wieder in der Folge auftritt.)
p1b_445.043 Als Probe wie Goethe den festen Refrain des Volksliedes nachbildete, p1b_445.044 erinnere ich an das sehnsuchtsvolle Mignonlied, wo der Refrain:
p1b_445.001
Und auf Blum' und Zweig euch wiegen,p1b_445.002 Kann ich nicht am Boden kriechen.p1b_445.003 Vögelein,p1b_445.004 Zart und klein,p1b_445.005 Willst mir deine Flüglein leih'n?
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p1b_445.017
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p1b_445.034 e. Goethesche Kehrreime.
p1b_445.035 Folgendes Beispiel beweist, wie Goethe die Kehrreims-Jnterjektionen bereits p1b_445.036 einführt, noch lange bevor es zum allseitigen Zusammensingen kommt:
p1b_445.037
Siebel.
Auf! Holla! Ho!
p1b_445.038
Frosch.
So recht! hinaus mit dem, der etwas übel nimmt!p1b_445.039 A! tara lara da!
p1b_445.040
Altmeyer.
A tara lara da! u. s. w.
p1b_445.041 (Ähnlich Rückert im Napoleon S. 40, wo das Sassá! Sasasá sasasássa p1b_445.042 immer wieder in der Folge auftritt.)
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den schönen Refrain in Gretchens Lied: „Meine Ruh ist hin, mein Herz ist p1b_445.033
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p1b_445.035
Folgendes Beispiel beweist, wie Goethe die Kehrreims-Jnterjektionen bereits p1b_445.036
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p1b_445.037
Siebel.
Auf! Holla! Ho!
p1b_445.038
Frosch.
So recht! hinaus mit dem, der etwas übel nimmt! p1b_445.039
A! tara lara da!
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Altmeyer.
A tara lara da! u. s. w.
p1b_445.041
(Ähnlich Rückert im Napoleon S. 40, wo das Sassá! Sasasá sasasássa p1b_445.042
immer wieder in der Folge auftritt.)
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Als Probe wie Goethe den festen Refrain des Volksliedes nachbildete, p1b_445.044
erinnere ich an das sehnsuchtsvolle Mignonlied, wo der Refrain:
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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882, S. 445. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/479>, abgerufen am 18.06.2024.
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