Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.p1b_510.001 Da sprach der warme Ofen: "Was weinst du?" p1b_510.002 Flöhchen sprach: "Sollt' ich nicht weinen? p1b_510.003 Läuschen, eben noch frisch und rot, p1b_510.004 Verbrannte sich zu Tod'; p1b_510.005 Und ich sollte nicht weinen?" - p1b_510.006 Drob fing das Öfchen an zu scheinen. p1b_510.007 Da sprach ein Hälmchen Stroh: "Was scheinst du?" p1b_510.008 Öfchen sprach: "Sollt' ich nicht scheinen? p1b_510.009 Läuschen, eben noch frisch und rot, p1b_510.010 Verbrannte sich zu Tod'; p1b_510.011 Flöhchen weint, - p1b_510.012 Und ich sollte nicht scheinen?" - p1b_510.013 Drob fing das Ströhchen an zu flimmen und zu flammen. p1b_510.014 Da sprach die Kirchenglocke: "Was flimmst und flammst du?" p1b_510.015 Ströhchen sprach: "Sollt' ich nicht flimmen und flammen? p1b_510.016 Läuschen, eben noch frisch und rot, p1b_510.017 Verbrannte sich zu Tod'; p1b_510.018 Flöhchen weint, p1b_510.019 Öfchen scheint, p1b_510.020 Und ich sollte nicht flimmen und flammen? p1b_510.021 Da fing das Glöckchen an zu bimmen und zu bammen. u. s. w. p1b_510.022 p1b_510.031
[Abbildung]
p1b_510.033 p1b_510.001 Da sprach der warme Ofen: „Was weinst du?“ p1b_510.002 Flöhchen sprach: „Sollt' ich nicht weinen? p1b_510.003 Läuschen, eben noch frisch und rot, p1b_510.004 Verbrannte sich zu Tod'; p1b_510.005 Und ich sollte nicht weinen?“ ─ p1b_510.006 Drob fing das Öfchen an zu scheinen. p1b_510.007 Da sprach ein Hälmchen Stroh: „Was scheinst du?“ p1b_510.008 Öfchen sprach: „Sollt' ich nicht scheinen? p1b_510.009 Läuschen, eben noch frisch und rot, p1b_510.010 Verbrannte sich zu Tod'; p1b_510.011 Flöhchen weint, ─ p1b_510.012 Und ich sollte nicht scheinen?“ ─ p1b_510.013 Drob fing das Ströhchen an zu flimmen und zu flammen. p1b_510.014 Da sprach die Kirchenglocke: „Was flimmst und flammst du?“ p1b_510.015 Ströhchen sprach: „Sollt' ich nicht flimmen und flammen? p1b_510.016 Läuschen, eben noch frisch und rot, p1b_510.017 Verbrannte sich zu Tod'; p1b_510.018 Flöhchen weint, p1b_510.019 Öfchen scheint, p1b_510.020 Und ich sollte nicht flimmen und flammen? p1b_510.021 Da fing das Glöckchen an zu bimmen und zu bammen. u. s. w. p1b_510.022 p1b_510.031
[Abbildung]
p1b_510.033 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0544" n="510"/> <lb n="p1b_510.001"/> <lg> <l>Da sprach der warme Ofen: „Was weinst du?“</l> <lb n="p1b_510.002"/> <l> Flöhchen sprach: „Sollt' ich nicht weinen?</l> <lb n="p1b_510.003"/> <l> Läuschen, eben noch frisch und rot,</l> <lb n="p1b_510.004"/> <l> Verbrannte sich zu Tod';</l> <lb n="p1b_510.005"/> <l> Und ich sollte nicht weinen?“ ─</l> <lb n="p1b_510.006"/> <l> Drob fing das Öfchen an zu scheinen. </l> </lg> <lg> <lb n="p1b_510.007"/> <l>Da sprach ein Hälmchen Stroh: „Was scheinst du?“</l> <lb n="p1b_510.008"/> <l> Öfchen sprach: „Sollt' ich nicht scheinen?</l> <lb n="p1b_510.009"/> <l> Läuschen, eben noch frisch und rot,</l> <lb n="p1b_510.010"/> <l> Verbrannte sich zu Tod';</l> <lb n="p1b_510.011"/> <l> Flöhchen weint, ─</l> <lb n="p1b_510.012"/> <l> Und ich sollte nicht scheinen?“ ─</l> <lb n="p1b_510.013"/> <l> Drob fing das Ströhchen an zu flimmen und zu flammen. </l> </lg> <lg> <lb n="p1b_510.014"/> <l>Da sprach die Kirchenglocke: „Was flimmst und flammst du?“</l> <lb n="p1b_510.015"/> <l> Ströhchen sprach: „Sollt' ich nicht flimmen und flammen?</l> <lb n="p1b_510.016"/> <l> Läuschen, eben noch frisch und rot,</l> <lb n="p1b_510.017"/> <l> Verbrannte sich zu Tod';</l> <lb n="p1b_510.018"/> <l> Flöhchen weint,</l> <lb n="p1b_510.019"/> <l> Öfchen scheint,</l> <lb n="p1b_510.020"/> <l> Und ich sollte nicht flimmen und flammen?</l> <lb n="p1b_510.021"/> <l> Da fing das Glöckchen an zu bimmen und zu bammen. u. s. w.</l> </lg> <p><lb n="p1b_510.022"/> 3. Als Probe spielerischer unsymmetrischer Strophenbildungen können viele <lb n="p1b_510.023"/> Dichtungen der sog. Pegnitzschäfer im 17. Jahrh. dienen. Die Strophen derselben <lb n="p1b_510.024"/> suchen z. B. die Form von Kränzen, Schäferflöten, Röhrenbrunnen, <lb n="p1b_510.025"/> Flaschen, Bäumen, Blumenkörbchen, Kreuzen, Pokalen &c. darzustellen und sind <lb n="p1b_510.026"/> höchstens für die Geschichte der Strophik als läppische Spielereien litterarhistorisch <lb n="p1b_510.027"/> erwähnenswert. Sie sind nicht einmal originell, denn schon die Alten kannten <lb n="p1b_510.028"/> solche Formen. Wir geben einige Proben Harsdörfers, des Begründers des <lb n="p1b_510.029"/> Blumenordens an der Pegnitz, der sich den „Spielenden“ nannte. (Vgl. S. 51 <lb n="p1b_510.030"/> d. B.)</p> <p><lb n="p1b_510.031"/> 1. <hi rendition="#g">Abbildung einer Flasche.</hi></p> <lb n="p1b_510.032"/> <p> <hi rendition="#c"><figure/><lb n="p1b_510.033"/><hi rendition="#g">was <lb n="p1b_510.034"/> reimet <lb n="p1b_510.035"/> sich zu dem <lb n="p1b_510.036"/> Westphälischen</hi><lb n="p1b_510.037"/> Schinken? Das Trinken. <lb n="p1b_510.038"/> <hi rendition="#g">Was reimet sich zu den <lb n="p1b_510.039"/> stets nassen Poeten? Die <lb n="p1b_510.040"/> Nasen beröten. Es machet <lb n="p1b_510.041"/> das Dürsten die Mägen <lb n="p1b_510.042"/> zerbürsten. Es leeret die <lb n="p1b_510.043"/> Taschen das Füllen <lb n="p1b_510.044"/> der Flaschen.</hi></hi> </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [510/0544]
p1b_510.001
Da sprach der warme Ofen: „Was weinst du?“ p1b_510.002
Flöhchen sprach: „Sollt' ich nicht weinen? p1b_510.003
Läuschen, eben noch frisch und rot, p1b_510.004
Verbrannte sich zu Tod'; p1b_510.005
Und ich sollte nicht weinen?“ ─ p1b_510.006
Drob fing das Öfchen an zu scheinen.
p1b_510.007
Da sprach ein Hälmchen Stroh: „Was scheinst du?“ p1b_510.008
Öfchen sprach: „Sollt' ich nicht scheinen? p1b_510.009
Läuschen, eben noch frisch und rot, p1b_510.010
Verbrannte sich zu Tod'; p1b_510.011
Flöhchen weint, ─ p1b_510.012
Und ich sollte nicht scheinen?“ ─ p1b_510.013
Drob fing das Ströhchen an zu flimmen und zu flammen.
p1b_510.014
Da sprach die Kirchenglocke: „Was flimmst und flammst du?“ p1b_510.015
Ströhchen sprach: „Sollt' ich nicht flimmen und flammen? p1b_510.016
Läuschen, eben noch frisch und rot, p1b_510.017
Verbrannte sich zu Tod'; p1b_510.018
Flöhchen weint, p1b_510.019
Öfchen scheint, p1b_510.020
Und ich sollte nicht flimmen und flammen? p1b_510.021
Da fing das Glöckchen an zu bimmen und zu bammen. u. s. w.
p1b_510.022
3. Als Probe spielerischer unsymmetrischer Strophenbildungen können viele p1b_510.023
Dichtungen der sog. Pegnitzschäfer im 17. Jahrh. dienen. Die Strophen derselben p1b_510.024
suchen z. B. die Form von Kränzen, Schäferflöten, Röhrenbrunnen, p1b_510.025
Flaschen, Bäumen, Blumenkörbchen, Kreuzen, Pokalen &c. darzustellen und sind p1b_510.026
höchstens für die Geschichte der Strophik als läppische Spielereien litterarhistorisch p1b_510.027
erwähnenswert. Sie sind nicht einmal originell, denn schon die Alten kannten p1b_510.028
solche Formen. Wir geben einige Proben Harsdörfers, des Begründers des p1b_510.029
Blumenordens an der Pegnitz, der sich den „Spielenden“ nannte. (Vgl. S. 51 p1b_510.030
d. B.)
p1b_510.031
1. Abbildung einer Flasche.
p1b_510.032
[Abbildung]
p1b_510.033
was p1b_510.034
reimet p1b_510.035
sich zu dem p1b_510.036
Westphälischen p1b_510.037
Schinken? Das Trinken. p1b_510.038
Was reimet sich zu den p1b_510.039
stets nassen Poeten? Die p1b_510.040
Nasen beröten. Es machet p1b_510.041
das Dürsten die Mägen p1b_510.042
zerbürsten. Es leeret die p1b_510.043
Taschen das Füllen p1b_510.044
der Flaschen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription.
(2015-09-30T09:54:39Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: nicht übernommen; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |