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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.

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1. Symmetrische Strophenglieder.

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Die nachfolgende Stolbergsche Strophe:

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Jch bin! des freuet sich mein Herz! p1b_513.004
Jch bin, und werde sein! p1b_513.005
Ein Stäubchen ist des Lebens Schmerz, p1b_513.006
Gesehn im Sonnenschein.

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teilt sich in zwei zweizeilige Glieder von gleichem Gewicht. Rechnet man bei p1b_513.008
Zeile zwei und vier die rhythmischen Pausen hinzu, so nehmen diese Zeilen p1b_513.009
die gleiche Zeit in Anspruch wie Zeile 1 und 3. Es sind somit die beiden p1b_513.010
rhythmischen Reihen jedes Strophenglieds von gleicher Ausdehnung.

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2. Unsymmetrische Strophenglieder.

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Rechnet man in folgender unsymmetrisch gegliederten Strophe von Denis:

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O fahre wohl in deinem milden Westen, p1b_513.014
Erleuchterin der Welt! p1b_513.015
Es trinkt den letzten Segen deiner Strahlen p1b_513.016
Ein weiter Wolkenkreis, p1b_513.017
Und feiert deinen Abzug p1b_513.018
Jn rotem Widerscheine, p1b_513.019
Der Berg und Wald erfreut. -

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die Pausen zu den rhythmischen Reihen, so besteht die 1. Zeile aus 6 Takten p1b_513.021
und verhält sich daher zur zweiten wie 2 : 1. Das Gleiche ist bei Zeile 3 p1b_513.022
und 4 der Fall. Nimmt man zu den Zeilen 5 und 6 je eine halbtaktige, p1b_513.023
zur Zeile 7 dagegen eine ganztaktige Pause hinzu, so werden dieselben 3 Viertakter. p1b_513.024
Die Zahl der 3 Strophenglieder, deren letztes durch seinen brachykatalektischen p1b_513.025
Abschluß ein schönes strophisches Charakteristikum ergiebt, umfaßt p1b_513.026
somit 9 + 9 + 12 Takte. (Vgl. hier § 91. S. 270.)

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§ 156. Doppelstrophen und abwechselnde Strophen.

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Setzen sich zwei in ihrem Bau verschiedene Strophen als Hauptstrophe p1b_513.029
und Nachstrophe oder als Vorstrophe und Grundstrophe aneinander, p1b_513.030
so entstehen Doppelstrophen, die man wegen ihrer abwechselnden p1b_513.031
Folge abwechselnde Strophen nennen kann. Jede derselben bildet p1b_513.032
ein für sich bestehendes Teilganzes.

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Jnteressant ist es, wie viele unserer deutschen Strophen, ähnlich wie dies p1b_513.034
bei den aus Auf- und Abgesang bestehenden Strophen der Minnesinger (oder p1b_513.035
der griechischen Strophe und Antistrophe) der Fall war, aus zwei leicht wahrnehmbaren p1b_513.036
Hauptteilen bestehen, so zwar, daß der erste Teil (Hauptteil) dem p1b_513.037
letzten als Gegenteil entgegensteht. Der Eingangsstrophe folgt eine Nachstrophe, p1b_513.038
die sich meist durch Zeilenlänge und Rhythmus von ihr unterscheidet. Obgleich p1b_513.039
durch Vereinigung der so gebildeten Doppelstrophe eine höhere Stropheneinheit p1b_513.040
entsteht, so wird dieselbe doch wie zwei Strophen geschrieben.

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1. Symmetrische Strophenglieder.

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Die nachfolgende Stolbergsche Strophe:

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Jch bin! des freuet sich mein Herz! p1b_513.004
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Jn rotem Widerscheine, p1b_513.019
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§ 156. Doppelstrophen und abwechselnde Strophen.

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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882, S. 513. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/547>, abgerufen am 22.11.2024.