Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.p1b_514.001 Hat der alte Hexenmeister p1b_514.003 Sich doch einmal wegbegeben! p1b_514.004 Und nun sollen seine Geister p1b_514.005 Auch nach meinem Willen leben; p1b_514.006 Seine Wort und Werke p1b_514.007 Merkt' ich, und den Brauch, p1b_514.008 Und mit Geistesstärke p1b_514.009 Thu' ich Wunder auch. p1b_514.010 Walle! walle p1b_514.011 Manche Strecke, p1b_514.012 Daß, zum Zwecke, p1b_514.013 Wasser fließe, p1b_514.014 Und mit reichem, vollem Schwalle p1b_514.015 Zu dem Bade sich ergieße.(Goethe.) p1b_514.016 p1b_514.028Diesem siebenköpf'gen Drachen p1b_514.017 Der Kritik es recht zu machen, p1b_514.018 Dem verzweifelten Geschäfte p1b_514.019 Unterliegen Zauberkräfte. p1b_514.020 Wirst du hier ein Haupt besiegen, p1b_514.021 Es in trunknen Taumel wiegen, p1b_514.022 Daß die Augen freundlich blinzen, p1b_514.023 Wird ein andres an dich grinzen. p1b_514.024 Doch euch es recht zu machen, ihr Herrn, p1b_514.025 Darauf verzichten wollt' ich gern, p1b_514.026 Hätt' ich es nur soweit gebracht, p1b_514.027 Daß ich mir selbst es recht gemacht. (Rückerts Kritik.) p1b_514.029Hor' ich das Pfortchen nicht gehen? p1b_514.030 Hat nicht der Riegel geklirrt? p1b_514.031 Nein, es war des Windes Wehen, p1b_514.032 Der durch diese Pappeln schwirrt. p1b_514.033 O schmüncke dich, du grünbelaubtes Dach, p1b_514.034 Du sollst die Anmutstrahlende empfangen! p1b_514.035 Jhr Zweige, baut ein schattendes Gemach, p1b_514.036 Mit holder Nacht sie heimlich zu umfangen! p1b_514.037 Und all' ihr Schmeichellüfte, werdet wach p1b_514.038 Und scherzt und spielt um ihre Rosenwangen, p1b_514.039 Wenn seine schöne Bürde, leicht bewegt, p1b_514.040 Der zarte Fuß zum Sitz der Liebe trägt &c. (Schiller.) p1b_514.041 Es zieht ein leises Klagen p1b_514.044
Um dieses Hügels Rand - p1b_514.045 Das klingt wie alte Sagen p1b_514.046 Vom lieben deutschen Land. p1b_514.001 Hat der alte Hexenmeister p1b_514.003 Sich doch einmal wegbegeben! p1b_514.004 Und nun sollen seine Geister p1b_514.005 Auch nach meinem Willen leben; p1b_514.006 Seine Wort und Werke p1b_514.007 Merkt' ich, und den Brauch, p1b_514.008 Und mit Geistesstärke p1b_514.009 Thu' ich Wunder auch. p1b_514.010 Walle! walle p1b_514.011 Manche Strecke, p1b_514.012 Daß, zum Zwecke, p1b_514.013 Wasser fließe, p1b_514.014 Und mit reichem, vollem Schwalle p1b_514.015 Zu dem Bade sich ergieße.(Goethe.) p1b_514.016 p1b_514.028Diesem siebenköpf'gen Drachen p1b_514.017 Der Kritik es recht zu machen, p1b_514.018 Dem verzweifelten Geschäfte p1b_514.019 Unterliegen Zauberkräfte. p1b_514.020 Wirst du hier ein Haupt besiegen, p1b_514.021 Es in trunknen Taumel wiegen, p1b_514.022 Daß die Augen freundlich blinzen, p1b_514.023 Wird ein andres an dich grinzen. p1b_514.024 Doch euch es recht zu machen, ihr Herrn, p1b_514.025 Darauf verzichten wollt' ich gern, p1b_514.026 Hätt' ich es nur soweit gebracht, p1b_514.027 Daß ich mir selbst es recht gemacht. (Rückerts Kritik.) p1b_514.029Hȫr' ĭch dăs Pfȫrtchen nicht gehen? p1b_514.030 Hat nicht der Riegel geklirrt? p1b_514.031 Nēin, ĕs wār des Windes Wehen, p1b_514.032 Der durch diese Pappeln schwirrt. p1b_514.033 Ŏ schmǖcke dich, du grünbelaubtes Dach, p1b_514.034 Du sollst die Anmutstrahlende empfangen! p1b_514.035 Jhr Zweige, baut ein schattendes Gemach, p1b_514.036 Mit holder Nacht sie heimlich zu umfangen! p1b_514.037 Und all' ihr Schmeichellüfte, werdet wach p1b_514.038 Und scherzt und spielt um ihre Rosenwangen, p1b_514.039 Wenn seine schöne Bürde, leicht bewegt, p1b_514.040 Der zarte Fuß zum Sitz der Liebe trägt &c. (Schiller.) p1b_514.041 Es zieht ein leises Klagen p1b_514.044
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Der zarte Fuß zum Sitz der Liebe trägt &c.
(Schiller.)
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Vgl. von Schiller noch Würde der Frauen, An die Freunde, An die p1b_514.042
Freude, Siegesfest.
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Um dieses Hügels Rand ─ p1b_514.045
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